"Immer das erste Glas stehen lassen"

Alle Jahre wieder: "Dry January" - einen ganzen Monat trocken bleiben

Einen Monat auf Alkohol zu verzichten, ist schlau und gesund.
Symbolbild: pixabay

02.01.2024 / REGION - "Challenge" ist so ein Modewort, das immer mal wieder durch das Internet geistert. Es gibt aber auch "Challenges" mit ernstem Hintergrund wie den "Dry January". Dabei kommt es darauf an, zu versuchen, zumindest im Januar auf Alkohol zu verzichten.



Am Tag nach Silvester möglicherweise eine gewagt formulierte Herausforderung, andererseits am ersten Tag eines neuen Jahres vielleicht genau richtig. 

2023 hatten mehr Menschen denn je den "Dry January" - den "trockenen Januar" - eingehalten und einen ganzen Monat lang dem Alkohol entsagt.  Der "Dry January" hat in Europa übrigens besonders viel Erfolg, weil die Menschen auf unserem Kontinent mehr Alkohol konsumieren als in jedem anderen Teil der Welt. Dies bedeutet, dass durchschnittlich jede Person über 15 Jahren 9,5 Liter reinen Alkohol pro Jahr zu sich nimmt, was etwa 190 Litern Bier, 80 Litern Wein oder 24 Litern Spirituosen entspricht. Dies geht jedenfalls aus dem europäischen Gesundheitsbericht 2021 der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hervor.

Beim "Dry January" gibt es keine Preise, keine Anerkennung zu gewinnen - höchstens von sich selbst. Denn es geht dabei um nichts weniger als die eigene Gesundheit.  So hat vor Kurzem erst die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) auf Basis aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse zur Schädlichkeit von Alkohol ihre Empfehlungen  angepasst: "Alkoholkonsum sollte von jeder Person reduziert werden, unabhängig davon, wie viel sie trinkt. Am besten ist es, keinen Alkohol zu sich zu nehmen. Alkoholische Getränke bergen Risiken, wenn es um die physische Gesundheit der Menschen geht."

Aktuelles aus der Gesundheitsforschung

Bislang stand immer noch ein risikoarmer Konsum im Fokus und sehr geringe Mengen an Alkohol wurden bei gesunden Menschen als unschädlich bewertet: Maximal 24 Gramm Reinalkohol pro Trinktag bei Männern und 12 Gramm bei Frauen, das entspricht zwei beziehungsweise einem kleinen Bier. Diese Einschätzung hat sich aufgrund neuer Erkenntnisse geändert.

Für die körperliche Gesundheit ist es laut neuer Empfehlung am besten, keinen Alkohol zu trinken. Diese Position wird auch durch aktuelle Aussagen der WHO und des World Cancer Research Funds sowie des Deutschen Krebsforschungszentrums DKFZ gestützt.  

Zu versuchen, zumindest im Januar auf Alkohol zu verzichten, ist freilich kein einfaches Unterfangen, denn promillehaltige Getränke gehören in unserer Gesellschaft zu den legalen Suchtmitteln und vielfach zum "guten Ton" mit dazu. Die weltweite Bewegung des "Dry January" wurde nach einigen eher halbherzigen Versuchen während der vergangenen Jahre in 2023 auf eine breitere Basis gestellt. Schirmherr ist der Sucht- und Drogenbeauftragte der Bundesregierung. Unterstützende Aufklärung leisten unter anderem die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen, die Sucht-Selbsthilfeorganisation "Blaues Kreuz", der Caritasverband sowie verschiedene Krankenkassen.

Das Perfide an dem Suchtmittel Alkohol

Ziel in diesem Monat ist es generell, dass der Einzelne über seinen Konsum nachdenkt und darüber, ob bei ihm vielleicht schon die mitunter kaum wahrnehmbare Grenze von Genuss hin zur Abhängigkeit überschritten ist. Daher gebühren Lob und Achtung all' denjenigen, die es zumindest versuchen wollen, für eine Zeit auf Alkohol zu verzichten. Denn erst ein solcher Schritt zeigt oftmals auf, wie abhängig mann/frau vielleicht schon von dem Suchtmittel ist, das die perfide Eigenschaft besitzt, auf der einen Seite positiv rauschhaft zu wirken, auf der anderen Seite aber instande ist, den Trinker selbst und seine Familie zu zerstören. 

Da ist es gleichsam fatal, wenn seit Jahren immer mal wieder über Mittelkürzungen für Beratungsstellen, gleich welcher Sucht, debattiert wird. Denn dort werden jährlich mehr als eine halbe Million Suchtkranke und deren Angehörige erreicht, betreut und in weiterführende Behandlungen vermittelt. Verhindert werden kann so eine mögliche Verelendung der Betroffenen und eine Verringerung der Folgekosten einer Erkrankung. Insofern ist eine Reduzierung der finanziellen Ausstattung in ganz erheblichem Maße kontraproduktiv.

Um zum Anfang zurückzukommen: Welchen Rat gibt man einem von Alkohol Abhängigen, der entschlossen ist, mit dem Trinken aufzuhören? "Immer das erste Glas stehen lassen. Das Weitere ergibt sich dann von selbst".  (Bertram Lenz) +++


Symbolbild: pixabay

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