Wigbertschüler mit Update

"Ist unsere Zukunft aussichtslos?" Traditionelles Neujahrslied mit neuen Strophen

Das traditionelle Neujahrssingen am Hünfelder Rathaus
Fotos: Marius Auth

01.01.2024 / HÜNFELD - Das Hünfelder Neujahrslied hat seine Wurzeln im 19. Jahrhundert. Von Generation zu Generation wurde der Text weitergegeben, der jeweils am Silvestertag unter den Rathausarkaden zu hören ist. Jetzt haben Schüler der Wigbertschule dem altehrwürdigen Neujahrslied ein Update gegeben.


"Ein End hat nun das alte Jahr, jetzt schreibt man zweitausend an der Zahl nach der Geburt Emanuel": Der ursprüngliche Text des Neujahrsliedes aus dem 19. Jahrhundert ist in die Jahre gekommen. Regionalkantor Christopher Löbens hat sich deshalb bereits im Frühjahr des Jahres an Thomas Nüdling, Musiklehrer an der Wigbertschule Hünfeld, gewandt: Ob die Schüler das Neujahrslied nicht aufpeppen könnten, ihre eigene Sicht auf die Dinge und die Zukunft einbringen könnten?


Kriege und Krisen, aber auch Hoffnung

"Noch im Gespräch kam die Idee zu einem Unterrichtsprojekt: Schülerinnen und Schüler sollten das Lied um aktuelle Strophen ergänzen. Nach der historischen Kontextualisierung mit Materialien aus den Stadtarchiv haben wir uns mit dem Text und der Struktur der Musik beschäftigt. Anschließend sollten die Schülerinnen und Schüler Themen sammeln, die man als Vorsätze und Wünsche mit in ein Neujahrslied packen würde. Schließlich ging es an die Zusammenführung der Ideen in Reimform", erklärt Nüdling. Herausgekommen sind zwei Strophen, die unter anderem Kriege und Krisen, die Energie- und Coronaproblematik sowie den Klimawandel und die Zukunft der Erde benennen.



Die Komposition des Neujahrslieds entstand in den 1980er-Jahren durch Friedrich Zipp, vorgesehen war sie für die Chöre der Stadt Hünfeld, also den Kirchenchor St. Jakobus, den Ökumenischen Singkreis, den Männergesangverein sowie die Hünfelder Stadtkapelle. "Bereits etliche Jahre vor der Corona-Epidemie erfuhren die genannten Ensembles zunehmend Einschränkungen durch schwindende Mitgliederzahlen, so dass zum einen Veränderungen am instrumentalen Konzept für notwendig erachtet wurden, zum andern Chöre von außerhalb zur Unterstützung der Aufführung des Hünfelder Neujahrsliedes angefragt wurden, von denen Chöre aus Mackenzell und Nüst neben den Hünfelder Chören für wenige Jahre bei der Aufführung aktiv waren. Die Corona-Epidemie bedeutete zunächst das Ende der Aufführung des Hünfelder Neujahrsliedes. Auch die die Aufführung tragenden Chöre wurden weiter geschwächt, einige lösten sich während der Corona-Epidemie auf", erklärt Löbens.


Sangesfreudige Hünfelder singen selbst

Da die Aufführung in großem Stil nicht mehr möglich war, war das Neujahrslied in letzter Zeit nur in kleiner Besetzung mit Sologesang und Saxophonquartett zu hören. Neu in diesem Jahr: nicht nur die zwei neuen Strophen der Wigbertschüler, sondern auch sangesfreudige Hünfelder Bürger. Die stemmten zusammen mit den Schülern den Gesangspart, als Projektchor. Martin Genßler, Leiter der Musikkapelle Nüsttal, begleitete mit einem Bläserquintett aus passionierten Bläsern der Region.



Nach der Silvesteransprache von Bürgermeister Benjamin Tschesnok, in der dieser vor allem kommende Investitionen beleuchtete, war das "verjüngte" Neujahrslied im Anschluss bewegendes Zeichen der von Tschesnok hervorgehobenen Gestaltungsfähigkeit und Zukunftsfähigkeit der Haunestadt.

Die beiden neuen Strophen:

Die Tradition lebt heute auf:
Das Neujahrslied nimmt seinen Lauf.
Wir schau’n nach vorne und zurück,
da seh’n wir Leid und da seh‘n wir Glück.
Es herrschen Krisen auf der Welt,
die kosten Leben und viel Geld.
Die Erde schreit: "Was macht ihr denn bloß?"
Ist unsere Zukunft aussichtslos?
Ist unsre Zukunft aussichtslos?

Heut‘ blicken wir ins neue Jahr
und sagen voll Vertrauen: "Ja"
zu allem, was da kommen soll,
und wünschen allen hoffnungsvoll
Gesundheit, keine Pandemie,
den Frieden, genug Energie,
Zusammenhalt, Glück, nicht Leid, nicht G‘fahr,
sondern ein gutes, neues Jahr,
ein gutes hoffnungsvolles Jahr!

(mau) +++

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