Wir taumeln 2024 entgegen

Ein Jahr, das uns allen sehr viel abverlangt hat - auf mehreren Ebenen

Wie begegnen wir dem neuen Jahr? Grinsend oder mit Sorgenfalten?
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30.12.2023 / KOMMENTAR - Wir befinden uns auf der Zielgeraden, die letzten Stunden des Jahres 2023 sind angebrochen. Um das Fazit vorwegzunehmen: Die vergangenen zwölf Monate haben den Menschen in Deutschland, aber auch in unserer osthessischen Region, auf den unterschiedlichsten Feldern sehr viel abverlangt. Egal, ob Silvester und der Beginn von 2024 mit oder ohne Alkohol gefeiert wird - im übertragenen Sinne taumeln wir dem neuen Jahr entgegen. 



Ohne übertreiben oder schwarzmalen zu wollen: Wir befinden uns in einer überfordernden Phase tiefster Unsicherheit.  Dies gilt für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gleichermaßen. Pessimismus ist überall spürbar, und dazu passt eine aktuelle Bestandsaufnahme des "Institutes der deutschen Wirtschaft", wonach 23 von 47 Branchenverbände einen Produktions- oder Geschäftsrückgang erwarten. Als Gründe werden unter anderem die Schwäche der Weltkonjunktur, Zinserhöhungen und Unklarheiten beim Bundeshaushalt genannt.

Um bei der Bundespolitik zu bleiben: An den - vornehm ausgedrückt - miserablen Umfragewerten ist die "Ampelregierung" selbst schuld, verursacht durch handwerkliche Fehler, basierend auf einem hohen Maß an amateurhafter Selbstüberschätzung. Die Berliner Koalition hat damit gleich mehrere Berufsgruppen gegen sich aufgebracht hat, die sich protestierend Luft verschaffen. Ein Generalstreik, wie beispielsweise in Frankreich seit Längerem üblich, erscheint nun auch in Deutschland nicht mehr abwegig. Siehe den 8. Januar. 

Die Gefahr freilich droht, dass die Unzufriedenheit mit denjenigen, welche die politische Macht in Händen halten, Extremen in die Hände spielt. Will sagen: Der Erfolg der AfD kommt nicht von ungefähr. Ob das neue Grundsatzprogramm der CDU daran etwas ändern kann, sei dahin gestellt. An kritischen Stimmen, die da meinen, das Papier atme den Geist der Adenauer-Ära, ist jedenfalls etwas dran. 

Zur grassierenden Ungewissheit, diesem Schwebezustand zwischen Hoffen und Bangen, tragen natürlich der Krieg in der Ukraine und der ausufernde Gaza-Konflikt bei. Niemand von uns vermag vorher zu sagen, wie lange uns diese Auseinandersetzungen noch in Atem halten werden und welche Folgen sie weiterhin mit sich bringen. Die Fratze des um sich greifenden Antisemitismus ist da nur ein Faktor. 

Und es bleibt die spannende Frage, wie die Städte und Gemeinden - auch in unserer Region - weiterhin mit der Unterbringung von Geflüchteten zurechtkommen, die ihnen vom Land zugewiesen werden. Die Kommunen sind schon jetzt vielfach mit ihren Möglichkeiten am Ende, und auch der Erfindungsreichtum droht vielerorts zum Erliegen zu kommen. Auch dies ist Wasser auf die Mühlen derjenigen, die vor diesem Hintergrund ihr extremes Süppchen kochen und sich in dieser Phase der Unsicherheit als vermeintliche Heilsbringer geben.

Man darf auch gespannt darauf sein, wie sich in den kommenden Monaten die Bewegung der sogenannten "Klimakleber" entwickelt beziehungsweise parallel dazu die Akzeptanz seitens der Bevölkerung.  Für mich hat es den Anschein, als seien es viele Bürger leid, bevormundet zu werden - sei es bezüglich des Klimas, der Essgewohnheiten oder auch bei sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten.

Ob es freilich der Weisheit letzter Schluss ist, in einen Koalitionsvertrag ein Genderverbot hineinzuschreiben, sei dahingestellt. Ungleich spannender ist die Frage, wer aus Osthessen dem schwarz-roten Kabinett in Wiesbaden angehören wird. Verschiedene Namen machen die Runde, und in wenigen Tagen werden wir es wissen. Ich persönlich glaube, dass es eine ziemliche Überraschung geben wird.

Generell steht zu hoffen, dass unsere Region von unternehmerischen Horrornachrichten à la "Goodyear" verschont bleiben wird. Denn betroffen vom AUS sind ja nicht nur die vielen hundert Beschäftigten, sondern auch deren Familien. Das Beispiel zeigt, dass Historie und Tradition für einen sogenannten "global player" nicht gelten, sondern nur der harte Mammon zählt.

Gleichwohl sollten wir die Hoffnung nicht aufgeben und darauf setzen, was diese Region mit ihrem solidarischen Zusammengehörigkeitsgefühl seit jeher stark macht und uns von anderen unterscheidet. Dann können wir auch 2024 mit seinen Heraus- und Anforderungen bewältigen. (Bertram Lenz) +++

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