Robert Nolte - Teil zwei

Erfolge pflastern seinen Weg - das Leben aber spielt sich im Hier und Jetzt ab

Robert Nolte in seinem Element
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26.12.2023 / REGION HEF-ROF - Er ist einer der bemerkenswertesten Sportler in Nord- und Osthessen. 40 Jahre war er ununterbrochen für den Sport da. Und er ist, auch wenn er sein Traineramt bei der TG Rotenburg im Sommer dieses Jahres niederlegte, noch immer mittendrin. Gemeint ist Robert Nolte, der Anfang April kommenden Jahres 60 wird. Er lebt für den Handball - und er tat dies auch für den Tennissport. Osthessen|News traf sich mit ihm - und durfte daran teilhaben, an seiner Persönlichkeit zu schnuppern. Um der ein Stückchen näherzukommen.


Nehmen wir den Faden in Robert Noltes Zeit seiner Entwicklung auf. Dass er in Hofgeismar aufwuchs und zur Schule ging, ist bekannt. Seine erste Sportart war nicht der Handball, nicht das Tennis - es war die Leichtathletik. Er hatte engen Kontakt zur LG Reinhardswald. "Ich war ein ganz guter Mehrkämpfer", erinnert er sich, "wir waren Hessenmeister im Team. Im Fünfkampf".

Nach Jura folgte Lehramt. Und Günther Böttcher trat in Noltes Leben

Erster Halt in seinem Handball-Leben - nach der Erfahrung, mit Hofgeismar in der A-Jugend-Oberliga Hessen gespielt zu haben - war im Männerbereich die SV Harleshausen. Mit dem Kasseler Traditionsverein wurde Nolte Meister und stieg in die Oberliga auf.

Zu dieser Zeit studierte er Jura in Göttingen, brach dies aber bald ab. Stattdessen wandte er sich einem neuen Aufgabenbereich zu: Er studierte in Kassel Lehramt - mit den Schwerpunkten Sport und Geschichte. Hier lernte er auch Günther Böttcher kennen. Der war an der Kasseler Hochschule Akademischer Oberrat. Und ein Handballtrainer mit besonderer Ausstrahlung. "Alles, was mit Medien zu tun hatte", sagt Nolte, zeichnete ihn aus. Böttcher war der "große Vorreiter" in Video-Analysen, in Spielvor- und -nachbetrachtung.

Böttcher hatte entscheidenden Anteil, dass Nolte nach Göttingen wechselte. Das zahlte sich aus. Mit Göttingens Handballern stieg er Mitte der 1980er-Jahre in die seinerzeit noch zweigeteilte Zweite Bundesliga auf. In Göttingen lernte er auch Stefan Siebert kennen, Inhaber der "Brillenschmiede" in Bad Hersfeld; zusammen mit Bertram Glotzbach führt er den Laden. Warum das hier Erwähnung findet? "Ohne Stefan Siebert wäre ich nicht hier", sagt Nolte mit gehörigem Dank und einer Portion Anerkennung.

Der Wechsel zum TV Eitra entpuppte sich als Etappe einer Erfolgsgeschichte

Eine Veränderung stand an in Noltes Handball-Leben. Er wollte in Göttingen aufhören und nach Kassel wechseln. Stefan Siebert erwies sich da als Wegweiser und Weichensteller. Er kannte Heinz Koch gut, den "Macher" des aufstrebenden TV Eitra. "Die suchen einen Linkshänder", wusste Böttcher. Eitra war gerade in die 2. Bundesliga Süd aufgestiegen. Und Koch meldete sich fix bei Nolte. Wieder erwies sich dessen Weg als Etappe einer Erfolgsgeschichte.

1991 stieg der TVE in die erstmals zweigeteilte 1. Bundesliga. Ein Dorf machte ganz Deutschland verrückt - und Nolte war mittendrin. Es gibt nicht wenige, die sich an die glorreiche Fahrt zu Frischauf Göppingen erinnern. Doch mit diesem Faustpfand im Rücken wurde es knackig. Wenn man in die jetzt eingeführte eingleisige 1. Liga wollte, musste man Achter werden - und dem kleinen Verein aus der Gemeinde Hauneck gelang dies. Mit Rang acht glückte eine Punktlandung. 

Zovko motivierte uns, über die Grenzen zu gehen und uns aus der Komfortzone zu locken

Vier Jahre - von 1990 bis 1994 - blieb Robert Nolte beim TVE. "Es war eine tolle und prägende Zeit. Eine wertvolle Erfahrung, die man in jungen Jahren machen kann", sagt er heute. Er machte die Erfahrung, wie unterschiedlich Trainer doch sein können. "Zwischen Günther Böttcher und Zeljko Zovko liegen Welten", machte er aus. Der Kroate Zovko galt als Sinnbild des TVE-Aufschwungs.

"Der Eine, der das wissenschaftlich-akribisch angegangen ist - der Andere, der Handball anders gesehen hat. Zovko hat uns motiviert, über die Grenzen zu gehen. Und uns aus der Komfortzone zu locken. Zovko brauchte keinen Co-Trainer." Er hatte großen Erfolg damit. Wenngleich Nolte hinzufügt: "Heute wird von den Spielern mehr verlangt. Dass sie sich mit einbinden". 

Nach der Eitraer Zeit zog es Nolte nach Landwehrhagen  - zusammen mit seinem ehemaligen Eitraer Mitspieler Holger Dorst, Rechtsaußen wie er. Sie schlossen sich dem Team von Sven Hinz an, einem seinerzeit "absolut herausragenden Abwehrspieler", wie Nolte es etikettiert. In Hessens nördlichstem Zipfel wurde er mit dem Team Oberliga-Meister und Aufsteiger in die Regionalliga. Auch wenn sie das über Aufstiegsspiele erkämpfen mussten.

Nach Landwehrhagen ging's nach Rotenburg - und nach Bad Hersfeld

Dann ging's, nach erneut zweijährigem Aufenthalt, nach Rotenburg und Bad Hersfeld. Zweimal war Robert Nolte bei der TG Rotenburg - zunächst als Spieler, dann elf Jahre als Trainer. In seiner Zeit als Spieler rekrutierte sich in Rotenburg eine Aufsehen erregende Mannschaft. Trainer war Martin Becker, Bernd Edleditsch unterstützte ihn, auch der Oberhauner und Ex-TVE-Spieler Wolfgang Kemmler mischte mit. Die TGR stieg bis in die Regionalliga auf. Bis Becker geschasst wurde - für ihn kam mit Ursinus die geballte Handball-Kapazität aus Thüringen; später schlug Ursinus für die HSG Eitra/Oberhaun auf. Nolte behält aus seiner ersten Rotenburger Zeit eine "legendäre Aufstiegsfeier" zurück, auch eine "legendäre Busfahrt" zum Gegner der Aufstiegsrunde in Heppenheim. 

Weitere Station: Bad Hersfeld. Zunächst spielte Nolte für die SG Hessen Hersfeld, deren Handball-Abteilung bald aufgelöst wurde. Der Wechsel zum Turnverein bahnte sich an - und Nolte spielte zwei Jahre in einem grandiosen Team, das Namen wie Corey Cunningham, Stefan Wöhler, Philipp Kaufmann, René Hermann oder Fabian Humburg in sich trug. Spätestens zu dieser Zeit verfestigte sich Noltes Beziehung zum Eitraer Georg Rüppel. "Er hat mein Leben geprägt", weiß Robert Nolte. Und schätzt dies ungemein. Eine enge Verbindung, die sich schon zu Zeiten des TV Eitra anbahnte.

Mentor Georg Rüppel - zehn Jahre Tennislehrer und tolle Epoche im Eitraer Mühlgraben

Denn beruflich trat Rüppel entscheidend in Noltes Leben. "Er war mein Mentor. So habe ich ihn auch kennengelernt." 
Rüppel und Nolte - das ist quasi eine kleine, aber feine Tennis-Erfolgsgeschichte. Von 1997 bis 2007 managten sie die Tennishalle in Bebra mit. Noltes Job war der des Tennislehrers und Geschäftsführers. Robert Nolte besitzt seit Jahrzehnten die Trainer B-Lizenz im Tennis. "Parallel hat er mich in die große, weite Welt eingeführt - in die Projekt-Entwicklung für Handel und Sozial-Immobilien."

Gleichzeitig bahnte sich ein weiteres zwar kurzzeitiges, aber wegen seiner Eindringlichkeit durchaus zu Recht so genanntes "Erfolgskapitel" seinen Weg: die des TC Hauneck-Eitra 1997 e.V. "Ich war Gründungsmitglied", sagt Nolte stolz - mit Rüppel, Arnold Müksch oder Volker Rüppel. "Das waren tolle Zeiten, und mit Daniel Müksch hatten wir einen herausragenden Spieler." Starke 30er- oder 40er-Mannschaften begleiteten den Erfolgsweg des Eitraer Tennis-Teams aus dem Mühlgraben. 

Zwei Operationen an der Bandscheibe halten Nolte nicht auf

Auch heute spielt Nolte noch Tennis. Für die MSG Kalkobes/Blau-Weiß Bad Hersfeld, die mit ihrer 50er-Mannschaft vor einigen Jahren in der Hessenliga aktiv war. Auch wenn ihm gesundheitliche Rückschläge zu schaffen machten. Hauptsächlich zwei Operationen an der Bandscheibe - die eine wegen eines Hals- die andere wegen eines Lendenwirbels.

Zurück zur Rotenburger Zeit - Teil zwei. Die ersten dieser elf Jahre als Trainer bezeichnet er als "die schönste Zeit. Weil ich den Job mit Uwe Mäusgeier zusammen gemacht habe. Er hat sich auf die Deckungsarbeit und die Fitness konzentriert. Mit hundertprozentiger Einstellung. Er lebt das vor. Es war immer sehr beeindruckend". Auch mit seinen Spielern verband ihn einiges. "Ich hatte eine tolle Einladung von Boze Balic." In diesem Jahr erst war das. Auf der kroatischen Insel Rab. Nach einer Besichtigung von Kroatiens Metropole Zagreb stand die unvergessene Hochzeitsfeier an. Wieder benutzt Robert Nolte die Vokabel "beeindruckend".

"Die Landesliga ist die richtige Liga für uns" - Glaube an den Klassenerhalt

An Michael Strauchmann, den ehemaligen Sportlichen Leiter der TGR, spricht er einen besonderen Dank aus. "Er hat alle Dinge geregelt, wenn es um Spielerfragen ging. Nolte ist der Auffassung, dass "die Landesliga die richtige Liga für die TGR ist". Und er "glaubt immer noch daran, dass das Team die Liga halten kann" in dieser Spielzeit. Ein paar Spiele hätte Rotenburg im bisherigen Saisonverlauf gewinnen müssen - gegen Eschwege oder Harleshausen. Verschenkte Zähler. Doch zuletzt, bei der äußerst knappen Niederlage gegen den Favoriten Fuldatal, sei ein Aufwärtstrend unverkennbar gewesen. Das gibt Hoffnung. 

Nolte macht vieles mit. Auch dieses Spielchen. Die Frage, "die TGR bleibt in der Landesliga, weil ... beantwortet er mit dem Herzen. ... "die Verletztenliste sich entsprechend verkleinert", oder "wenn allen bewusst wird, welch gute Truppe wir haben", oder "dass die Spieler für sich annehmen, dass wir in jedem Spiel ein Endspiel haben" - oder "was ich im letzten Spiel gegen Fuldatal gesehen hab', das stimmt mich optimistisch". 

Die TGR, eine enge Gemeinschaft

Was die TGR ausmacht oder gar auszeichnet, das schiebt er nach. "Eine enge Gemeinschaft." Das habe sich vor allem auch in den beiden Benefizspielen gegen den Bundesligisten Melsungen gezeigt; Daniel Holl organisierte die. Und Nolte hat einen Wunsch: "Es wäre schon schön, wenn wir in den nächsten Jahren wieder die Derbys gegen den TV Hersfeld hätten." 

Dass seine berufliche Situation komplex ist und der Sport auch daran eine gewisse Bedeutung hat, wissen wir. Es geht aber auch anders. Heute arbeitet Robert Nolte sowohl selbstständig als auch als Teilzeitkraft. Da in der Zollabfertigung beim IPZ, dem Internationalen Postzentrum. Und selbstständig mit einem sehr erfahrenen Kollegen zusammen.

Selbstständig im Job für erneuerbare Energien - Zusammenarbeit mit tollem Kollegen

Die beiden akquirieren Gewerbeflächen und Freiflächen für erneuerbare Energien. Photovoltaik etwa, und andereHört sich spannend an - und ist es auch. Es handelt sich um Gewerbeflächen für den Handel. Maklerzulassung vorausgesetzt. Passt alles, kommt es schon mal vor, dass Nolte und sein Team "der Oma ihr klein Häuschen verkaufen".

Und wer seine Einstellung zum Leben verstehen möchte, dem sagt er. "Ich lebe im Hier und Jetzt. Weil es mir dami gutgeht. Ich erneuere mich auch gerne. Ich gehe durchaus auf Jubiläumsveranstaltungen, versuche mich aber im Hier und Jetzt zu bewegen. Das ist das, was ich kontrollieren kann. Das habe ich auch immer menen Spielern gesagt." Einen passenderen Schluss kann es kaum geben. (wk)

Finden Sie nicht auch, dass das ein pralles Leben als Sportler ist? Osthessen|News beantwortet die Frage mit Ja. Und vielleicht kehrt Robert Nolte noch einmal in irgendeiner Form zurück. +++

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