Bereitschaftsdienst geöffnet

"Politik wachrütteln": Arztpraxen bleiben zwischen den Jahren geschlossen

Die meisten Arztpraxen der Region bleiben zwischen den Jahren geschlossen
Archivfotos: O|N

20.12.2023 / FULDA - Aus Protest gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung bleiben die meisten Arztpraxen der Region zwischen den Jahren geschlossen. Die ärztlichen Bereitschaftsdienstzentralen bleiben dagegen geöffnet und unterstützen den Protest.


Man müsse ein Zeichen setzen, um die Politik endlich wachzurütteln, erklärt Ralph-Michael Hönscher, Vorstandsvorsitzender des Gesundheitsnetzes Osthessen. Bereits zum dritten Mal in diesem Jahr bleiben die Pforten vieler niedergelassener hessischer Ärzte geschlossen: "Abgesehen von wenigen großen Gemeinschaftspraxen werden ab dem 23. Dezember bis zum 1. Januar so gut wie alle Arztpraxen in Fulda den Protest unterstützen und geschlossen bleiben. Natürlich ist uns klar, dass wir das auf dem Rücken der Patienten austragen - aber so geht es einfach nicht weiter."

Wenn das Bundesgesundheitsministerium nicht schnellstmöglich handle, drohten schwere Versorgungsdefizite für Patienten: "Es ist jetzt schon fünf nach zwölf, wir sind bereits mitten im Kollaps. Wir wollen die Patientenversorgung aufrechterhalten, aber es wird uns mehr als schwer gemacht", so Hönscher: Die Digitalisierung verlaufe nur schleppend oder fehlerhaft, die Etablierung des E-Rezepts etwa kranke an Übertragungsschwierigkeiten zu den Apotheken. Eine Entbürokratisierung sei dringend nötig, damit Mediziner nicht im Papierkram ersticken, ebenso eine Abschaffung der Budgetierung, damit Arztpraxen für alle Leistungen bezahlt werden, die sie erbringen. "Es ist schon der dritte Protest in diesem Jahr: Wie weit muss es noch kommen, bis die Politik wachgerüttelt wird?", so Hönscher.

"Praxen müssen Schicksal in Hand nehmen"

"Herr Lauterbach spielt schon viel zu lange auf Zeit. Auf die vielen, vielen Ankündigungen müssen nun endlich einmal Taten folgen. Vor dem Hintergrund des Finanzchaos der Bundesregierung und sich abzeichnender Geldverteilungskämpfe in Berlin, ist da allerdings wieder einmal nicht viel zu erwarten. Umso wichtiger ist es, dass die Ärztinnen und Ärzte weiterhin und nachhaltig Druck auf die Politik ausüben. Aus diesem Grund sagen wir ganz klar: Die Praxen müssen ihr Schicksal selbst in Hand nehmen. Praxisschließungen – auch und insbesondere an den Brückentagen vom 27. bis 29. Dezember 2023 – müssen sein, damit auch die Letzten in Berlin kapieren, dass eine gute ambulante Versorgung entsprechende Rahmenbedingungen durch die Politik braucht. Kurzum: Es muss endlich Schluss damit sein, dass die Niedergelassenen unter der derzeitigen Gesundheitspolitik leiden", erklären Frank Dastych und Armin Beck, die Vorstandsvorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen. (mau) +++

Ralph-Michael Hönscher, Vorstandsvorsitzender des Gesundheitsnetzes Osthessen\r\n

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