"Uns hat da keiner gefragt!"
Anderthalb Stunden Zwangsmittagspause in der Postbankfiliale im Centhof
Die neue Mittagspause der Postbankfiliale in der Fuldaer Bahnhofstraße sorgt für Ärger
Fotos: privat
16.12.2023 / FULDA -
"Das ist doch eine Frechheit. Seit wann gibt es denn eine Mittagspause bei der Post?", schimpft eine mit Päckchen beladene Frau vor der geschlossenen Glastür der Postbankfiliale im Centhof. Obwohl die vor einigen Wochen eingeführte Regelung, nach der die Filiale jeden Tag von 12:30 bis 14:00 Uhr geschlossen ist, per Aushang an der Tür verkündet wird, trifft sie auf immer neue Empörung verärgerter Kunden, die ihre Pakete vergeblich die Treppe ins Obergeschoss geschleppt haben oder um Briefmarken anstehen. Fragt man die Mitarbeiter, warum diese Mittagspause eingeführt wurde, erntet man nur Achselzucken. "Wir wurden da nicht gefragt", heißt die lapidare Auskunft.
Mag ja sein, dass die Zahl der Leute, die noch handverpackte Weihnachtspakte verschicken, insgesamt abgenommen hat. Doch die Schlange der Postkunden reicht in der Vorweihnachtszeit bis weit vor die Glastüren. Und kurz vor 14 Uhr, ehe die Türen endlich wieder geöffnet werden, ist der Andrang immer besonders groß - und der Ärger über die störende Serviceeinschränkung auch. "Für uns ist das kein angenehme Sache, wir müssen eine Zwangspause machen, von der wir nichts haben", verrät ein Mitarbeiter unter der Hand, der nicht namentlich genannt werden will. Wem soll diese Regelung dann eigentlich nützen, wenn es weder den Mitarbeitern noch den Kunden dient? Spart der Konzern auf diese Weise?
Auch Reginald Bukel, Centermanager des Centhof ist mit der neuen Regelung überhaupt nicht glücklich. "Jeden Mittag haben wir eine Menge verärgerter Leute hier im Centhof, die sich natürlich auch bei uns über die geschlossene Postbankfiliale beschweren. Gerade die Mittagspause nutzen doch viele Beschäftigte für ihre Erledigungen bei der Post - und dann stehen sie vor verschlossenen Türen", moniert er. Und weil es keine telefonische Erreichbarkeit der Postbankfiliale gibt, riefen die Kunden dann bei ihm an, um ihren Frust loszuwerden. Deshalb hat sich Bukel mit der Postbankzentrale in Verbindung gesetzt und hofft, dort ein Einsehen und die Rücknahme der Mittagspause erreichen zu können.
Offizielle Begründung: "Lage in der Filiale deutlich entspannt"
Die Filialleiterin der Postbank ist telefonisch für unsere Anfrage nicht zu erreichen, wohl aber der Pressesprecher der Postbank in Bonn, Hartmut Schlegel. Er begründet die Einführung der Mittagspause schriftlich wie folgt: "In der Filiale in der Bahnhofstraße gibt es schon seit längerem keine sogenannten "benachrichtigten Sendungen" mehr. Also keine Pakete, die nicht zustellbar sind und die deshalb in eine Filiale gebracht werden, um dort abgeholt zu werden. Das hat die Lage in dieser Filiale deutlich entspannt. Die derzeitigen Öffnungszeiten einschließlich der Mittagspause haben sich insgesamt bewährt. Auch die personelle Ausstattung unserer Filiale in Fulda ist generell ausreichend, um unsere Kundinnen und Kunden zu bedienen", schreibt er auf unsere Nachfrage. Da dürfte die Meinung der meisten Kunden anders lauten, die den Service eben gerade nicht ausreichend finden.
Unser Hinweis auf die langen Schlangen und die zwangsläufig ebenso langen Wartezeiten beantwortet der Postbank-Sprecher mit dem Hinweis auf Alternativangebote: "Die – alle Jahre wieder - sehr stark erhöhten Sendungsmengen der Vorweihnachtszeit führen dennoch dazu, dass es auch in unserer Filiale in Fulda zu längeren Wartezeiten kommt. Gerade in der Vorweihnachtszeit empfehlen wir deshalb, die Alternativen zu nutzen, die die Deutsche Post/DHL ihren Kunden bietet: "Online-Frankierung (besonders bequem mit der Post & DHL App), Packstationen, um Sendungen zu empfangen und zu versenden: Briefkästen, Postfilialen, Paketshops von Deutsche Post DHL. Ausweichen auf benachbarte Partner-Filialen der Deutschen Post, häufig in Geschäften des Einzelhandels. Außer der Filiale in der Petersgasse 16, gibt es eine in der Rabanusstraße 3 und etwas weiter auch Am Rosengarten 7 und in der Edith-Stein-Straße 13", empfiehlt der Sprecher.
Zahl der Postbankfilialen soll halbiert werden
Dem Verdacht, dass die Einschränkung des Kundenserviceangebots damit zusammenhängen könnte, dass der Postbank-Mutterkonzern, die Deutsche Bank, Ende Oktober angekündigt hatte, bis Mitte 2026 bis zu 250 der derzeit noch 550 Postbank-Zweigstellen zu schließen, widersprach der Pressesprecher. Über den Erhalt der Filiale werde derzeit noch verhandelt. O|N bleibt dran. (ci)+++