"Reisende in Geiselhaft"
Unternehmerverbände und Pro Bahn kritisieren Streik der Gewerkschaft
Symbolbilder: Hans-Hubertus Braune
07.12.2023 / REGION - Die Gewerkschaft der Lokführer (GDL) hat erneut zu einem Streik aufgerufen. Und zwar im Personenverkehr von Donnerstagabend 22 Uhr bis Freitagabend 22 Uhr. In diesem Zeitraum ist in einigen Region Deutschland Eisregen zu rechnen.
Die GDL schreibt zum Streikaufruf auf ihrer Internetseite: "Blind und taub gegenüber den Bedürfnissen der eigenen Mitarbeiter mauern die Arbeitgeber auf breiter Front".
Kurzfristig angesetzter Streik rücksichtslos
"Besonders rücksichts- und verantwortungslos ist die Tatsache, dass die Gewerkschaft durch den sehr kurzfristig angesetzten Streik den Bahnkunden die Möglichkeit zur Planung von alternativen Reisemöglichkeiten nimmt. Warnstreiks richten sich normalerweise gegen die Arbeitgeberseite, aber hier gewinnt man den Eindruck, dass der große Schaden für die unbeteiligten Bahnkunden ganz bewusst einkalkuliert und als zusätzliches Druckmittel benutzt wird. Jetzt muss endlich gerade in Bereichen, wo Streikaktionen nicht nur den eigenen Arbeitgeber, sondern primär Dritte treffen, der Gesetzgeber handeln. Eine gesetzliche Regelung ist darüber hinaus für das gesamte Arbeitskampfrecht notwendig. Bei hoher Drittbetroffenheit muss zwingend eine Schlichtung den Streikaktionen vorausgehen, um Arbeitskämpfe, wie sie derzeit von der GDL ausgelöst, zu verhindern", so Pollert weiter.PRO BAHN Hessen kritisiert Vorgehen
"Obwohl die Deutsche Bahn bereits ein Angebot vorgelegt hat, hat die GdL nach nur anderthalb Verhandlungsrunden die Gespräche für gescheitert erklärt und sogar schon vorher die Urabstimmung eingeleitet. Herr Weselsky will sich offenbar nicht einigen, sondern legt es auf Streik an", beurteilt Thomas Kraft, Landesvorsitzender des PRO-BAHN-Landesverbandes Hessen die Situation. "Das ist inakzeptabel, zumal der öffentliche Personenverkehr Teil der Daseinsvorsorge ist und deswegen besondere Umsicht in Tarifverhandlungen zu erwarten wäre."
PRO BAHN steht hinter dem Streikrecht in Deutschland und sieht natürlich die Notwendigkeit, Lokführern und anderen Beschäftigten der Deutschen Bahn und anderer Eisenbahnunternehmen ein attraktives Arbeitsumfeld zu schaffen. Wenn man aber ohne Kompromissbereitschaft an den aktuellen Forderungen wie der 35-Stunden-Woche im Schichtdienst in den laufenden Tarifverhandlungen festhält und sogar noch lapidar erklärt, der Personalmangel gehe einen nichts an, dann ist das ein unverantwortliches Verhalten dieser Arbeitnehmervereinigung, welche in weiten Teilen des Bahnwesens bei weitem nicht die Mehrheit der gewerkschaftlich organisierten Bediensteten auf sich vereinigen kann. Offenbar geht es nur darum, im Machtkampf mit der Eisenbahnergewerkschaft EVG Boden gutzumachen, welche dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) angehört.
"Schon heute leiden wir Fahrgäste unter massiven personalbedingten Zugausfällen bei praktisch allen Eisenbahnunternehmen. Bei den in Hessen auf der Schiene tätigen Verkehrsunternehmen, ob DB Regio, Hessische Landesbahn (HLB) inkl. Cantus, Kurhessenbahn oder VIAS, alle mussten in den letzten eineinhalb Jahren teils für Wochen ihren Betrieb für einzelne Fahrten oder gar ganztägig reduzieren. (hhb) +++