Wahrnehmung und Orientierung im Fußball
Der 360-Grad-Fußballer: Ein Buch für alle mit Ehrgeiz
Archivfoto: ON
10.12.2023 / FULDA -
Wer als Fußballer auf dem Platz die richtigen Entscheidungen treffen möchte, braucht nicht nur eine gute Athletik und Technik, sondern auch eine schnelle und gute Wahrnehmung. Daran besteht zwar schon lange kein Zweifel mehr, trotzdem kommen aber gerade diese Themen im Training oft zu kurz. Der Fuldaer Marcel Körner hat mit "Der 360-Grad-Fußballer" ein Buch geschrieben, das sich an alle richtet, die sich in diesen Bereichen verbessern wollen. OSTHESSEN|NEWS stellt das Buch mal etwas genauer vor.
In seiner Einleitung beginnt Körner mit einer Anekdote aus dem Dezember 2022. Bastian Schweinsteiger, seines Zeichens Weltmeister von 2014, sagte damals in seiner Funktion als TV-Experte während des WM-Finals zwischen Frankreich und Argentinien folgendes: "Im Fußball darfst du nicht immer nur auf den Ball schauen, sondern du musst immer auf den Gegenspieler schauen. Das machen viele verkehrt." Was dieser Satz deutlich macht: Selbst auf dem allerhöchsten Niveau gibt es immer noch Defizite in der Orientierung und Wahrnehmung auf dem Platz.
Nicht nur für Profis geeignet
Genau da setzt Körner mit seinem Buch an, er will Fußballern dabei helfen, Spielsituationen besser zu erkennen und bessere Entscheidungen zu treffen. Sein Buch ist dabei keine reine Übungssammlung oder eine Auflistung von theoretischem Wissen. Der studierte Sportwissenschaftler und lizenzierte Visual- und Kognitionstrainer versucht vielmehr, Theorie und Praxis zu verbinden. Körner richtet sich dabei auch nicht nur an Profifußballer, sondern an alle Fußballer, die sich individuell verbessern wollen. Der 33-Jährige bittet seine Leser zu Beginn einen speziellen Reflexionsfragebogen auszufüllen, damit sie ihren Trainingsplan gezielt nach ihren Bedürfnissen ausrichten können. Das Programm selbst besteht dann aus vier Trainingsbausteinen: Individual-Training, Fokusaufgaben im Teamtraining, Scantraining und Visualtraining. Um jedem den Einstieg zu erleichtern, hat der Sportwissenschaftler ein spezielles Challenge-System entwickelt. So können die Spieler immer auf ihrem jeweiligen Leistungsniveau trainieren und sich nach und nach steigern.
Eigeninitiative gefragt
Auch wenn das Buch dadurch enorm einsteigerfreundlich daher kommt, ist es dennoch nicht für jeden Hobbykicker geeignet. Denn für die Umsetzung des Programms braucht man vor allem eins: Ehrgeiz. Da die Übungen kaum ins reguläre Mannschaftstraining zu integrieren sind, ist viel Eigeninitiative gefragt. Dessen ist sich Körner, der sich in einem Kapitel gezielt mit dem nötigen Mindset beschäftigt, auch bewusst. Der Autor empfiehlt wöchentlich zwei Stunden zusätzlich zum regulären Training zu investieren. Eine Menge Holz für so manchen Hobbykicker. Wer das nicht leisten möchte oder kann, sollte von vornherein die Finger von dem Buch lassen. Das gilt auch für Spieler, die noch Nachholbedarf im Athletikbereich haben. Wer aber die nötige Eigeninitiative und Disziplin mitbringt und sich in einem Bereich verbessern will, der im Fußball zwar essenziell wichtig, aber doch "oft nicht richtig beleuchtet ist", wie es Peter Hyballa in seinem Vorwort schreibt, ist hier genau richtig. (fh) +++