Wenn irgendwann nichts mehr geht
"Es geht um Prävention und Aufklärung" - Burnout bei Männern
Foto: Julia Schuchardt
10.12.2023 / NEUHOF -
Wenn der Kopf plötzlich nicht mehr will und der Körper sich sträubt - Männer leiden, bis es nicht mehr geht. Dabei sind chronische Müdigkeit, Erschöpfung und Reizbarkeit nur einige von unzähligen Burnout-Symptomen.
OSTHESSEN|NEWS war im Gespräch mit der Fuldaer Heilpraktikerin Melanie Müller und dem Gesundheits- und Krankenpfleger Ralf Gebauer und hat sich aufgrund der immer stetig wachsenden Anforderungen in der heutigen Gesellschaft über die Verhinderung von Burnout erkundigt.
"Ich will, dass es allen gut geht"
Ralf Gebauer ist seit Mai 2016 als Gesundheits- und Krankenpfleger in der Main-Kinzig-Klinik in Schlüchtern angestellt. Vor dieser Laufbahn war er als Berufssoldat in der Bundeswehr im Sanitätsdienst tätig. "Mich reizen die Vielfältigkeit und die unbegrenzten Möglichkeiten. Man hat viel Kontakt mit unterschiedlichen Personen und Krankheitsbildern", so Gebauer gegenüber O|N.Melanie Müller war schon früh bewusst, dass sie in ihrer beruflichen Zukunft liebend gerne etwas mit Menschen tun möchte. "Ich will, dass es allen gut geht", erzählt sie. Müller entschied sich nach 30 Jahren Berufserfahrung im medizinischen und gesundheitlichen Bereich für den Weg in die Psychotherapie und belegte unzählige Fort- und Weiterbildungen. 2019 erfolgte die Prüfung zur Heilpraktikerin für Psychotherapie.
"Die Überwindung, sich Hilfe zu suchen, ist sehr groß"
Aufgrund der gemeinsamen Interessen haben die beiden zusammengefunden und festgestellt, dass es im Gesundheitsbereich einfach zu wenige Angebote und Präventionsmöglichkeiten für Männer gibt. "Die Überwindung, sich Hilfe zu suchen, ist für einen Mann sehr groß", erklärt Müller. Manche von ihnen würden es nicht bemerken, in ein Burnout zu geraten. Andere hingegen würden sich nicht von selbst öffnen oder sich einfach viel zu spät Hilfe suchen."Männer müssen wissen, dass es so etwas gibt"
Der Workshop besteht aus sechs bis acht Männern und dauert insgesamt sechs Stunden an. Die Idee dazu ist Melanie Müller im Jahre 2022 gekommen, nachdem sie die Weiterbildung zur Burnout-Beraterin erfolgreich absolviert hat. "Männer müssen wissen, dass es so etwas gibt", findet sie. Ziel des Workshops ist es, zu sensibilisieren und auf die Möglichkeit für Beratung und Unterstützung aufmerksam zu machen.Die erste Station für die teilnehmenden Männer ist zunächst einmal die Aufklärung. "In der Gemeinschaft können wir Impulse für die Hilfesuchenden geben", so Müller. Es geht darum, den Begriff des Stresses zu erklären und Präventionsmaßnahmen darzulegen. "Das Reden entlastet sehr. Die Männer können sich austauschen und untereinander kommunizieren, dadurch fühlen sie sich nicht so alleine", berichtet Gebauer gegenüber OSTHESSEN|NEWS.
"Es geht um Prävention und Aufklärung"
Sinnbild des Workshops ist der Baum mit seinen starken Wurzeln, der nicht so leicht umstürzen kann. "Männer sollen für sich selbst empfinden, dass sie starke Wurzeln haben, wachsen können und stets bei Sturm nicht umstürzen können", erklärt die Heilpraktikerin Müller.Sie weist darauf hin, dass man auch mit großen Hindernissen wieder stark werden kann. "Männer sollen den Mut haben, diesen Schritt der Therapie zu gehen und nicht so weiterzumachen, wie bisher".
Es gehe in der Burnout-Verhinderung um ganz viel Prävention und Aufklärung. Es sei wichtig, die Anzeichen frühzeitig zu erkennen und durch gezielte Maßnahmen, einschließlich Stressbewältigungstechniken, Burnout verhindern zu können. (js) +++
Fotos: Melanie Müller