Andreas Dulz (1)
Trotz Schicksalsschlägen: Auch mit 80 die Seele des HSV - er lebt den Verein
Fotos: Verein
06.12.2023 / HÜNFELD -
Andreas Dulz ist da. Einfach da. Ob um sechs oder sieben Uhr in der Frühe in der Rhönkampfbahn, wenn er sich um die Fußballer des Hünfelder SV sorgt; ach, eigentlich spielt die Uhrzeit keine Rolle. Dulz ist immer da. Oder - wie in den jüngsten Tagen - feierte er kräftig und in vollen Zügen. Seinen 80. Geburtstag. Und das Schönste: OSTHESSEN|NEWS durfte ein Stückchen daran teilhaben an der großen HSV-Familie.
Welche Wertschätzung Andreas Dulz im Verein genießt, das brachten alle in den letzten Tagen auf den Punkt. Am vergangenen Mittwoch wurde er 80. Drei Tage später gab es eine große Party bei "Käthe von der Theke", im Vereinsheim des HSV. Dulz war mittendrin - und er tanzte, als wäre das Leben stehengeblieben; so mancher fragte sich: Der ist doch nicht 80? Egal: Die Spieler der Ersten, des Hessenligateams, verneigten sich vor jenem Mann, der den HSV lebt und ihn nach Kräften unterstützt.
Seine Augen leuchten: Der HSV, das ist mein Leben
Es dauert nicht lange, bis Andreas Dulz leuchtende Augen bekommt. Was ihm die Nähe zum HSV ausmache, was sie ihm bedeutet? "Das ist mein Leben. Das sind meine Freunde. Wo ich immer hingehe." Schnell merkt man, dass die Frage überflüssig und töricht war. Fehl am Platz. "Jeden Tag, wenn die mich anrufen, mach' ich die Tore auf. Mache alles Mögliche." Das Entscheidende aber: auch ungefragt tut er dies."Er ist jeden Tag am Sportplatz. Jeden Tag der Erste Mann", lobt Johnny Helmke, Trainer des Hessenligateams. Er erinnert sich daran, mit Dulz "schon die eine andere lustige Auswärtsfahrt" erlebt zu haben - und es sei auch vorgekommen, dass Dulz bei Helmke - beide wohnen nicht so weit voneinander entfernt - um 7.15 Uhr an der Tür klingelte und sich danach erkundigte, was denn die Mannschaft trinken wolle in der Halbzeitpause eines Spiels.
Dulz ist allgegenwärtig. Er ist da. Einfach da
Die Nachkriegszeit. Flucht aus Ungarn. "Die Russen haben uns rausgeschmissen"
Wie lange er all dies noch machen wolle? "Solange wie's geht", sprudelt es aus ihm heraus. Es ist glaubhaft. Wenn nicht von ihm, von wem dann? Als er Drei war, vertrieb's ihn und die Familie aus dem ungarischen Rajka, einem Dörfchen nahe der österreichischen Grenze. "Die Russen haben uns rausgeschmissen", blickt Dulz plakativ, aber wirklichkeitsnah, zurück. Der Zweite Weltkrieg war gerade vorüber, und die Zahl der Vertriebenen war nicht eben klein. Auch auf die achtköpfige Familie Dulz traf das zu, Opa und Kinder inbegriffen.Das Leben war kein Zuckerschlecken dieser Tage für die Familie. Sie landete in Großentaft. Dort kam Andreas' Opa im Schwesternhaus, das später zum Kolpinghaus umgebaut wurde, unter. Dulz junior ging dort zur Schule. Zwei Jahre später verlor er sein rechtes Auge. Er arbeitete in der Landwirtschaft. Später als Dachdecker.
Ein Leben ohne Magen - Teil der großen HSV-Familie
1978 zog Andreas Dulz nach Hünfeld. Hier fand er seine Bestimmung. Seinen Zielort. Sein Leben. Seine Bleibe. Seine Identifikation. Bei aller Liebe zum Fußball und zum HSV blieb ihm eines treu: das Schicksal. Lebensbedrohlich war es, als ihm 2015 sein Magen entfernt wurde. Unaufgefordert zeigt er Vernarbungen án seinem Körper. Doch auch ohne Magen und noch als 80-Jähriger: Andreas Dulz ist Teil der großen HSV-Familie.Lesen Sie morgen den zweiten Teil der kleinen Geschichte über den Hünfelder Andreas Dulz. Was Spieler der zweiten Mannschaft sagen, deren Trainer Niclas Rehm, noch einmal "Käthe von der Theke" und Markus Stark ... (wk)+++