Winterchaos statt goldenen Boden
Anerkennung für Jungmeister und Jubilare: Wir alle brauchen das Handwerk
Die Jungmeisterin und Jungmeister der Region Hersfeld-Rotenburg
Fotos: Moritz Rös
07.12.2023 / BAD HERSFELD -
Wir alle brauchen das heimische Handwerk und sind froh, wenn sie da sind. Doch die Branche hat viele Herausforderungen zu "meistern". Das wurde beim Tag des Handwerksmeisters am Sonntag im Campus Audimax der Modellschule Obersberg in Bad Hersfeld deutlich.
Dort standen die Ehrungen im Mittelpunkt. "Wir haben diesen Tag des Handwerksmeisters ins Leben gerufen, um den Kontakt zwischen Politik, den neuen Meistern und den Altmeistern herzustellen", sagt Kreishandwerksmeister Marco Diegel in seiner Rede.
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Die Meister aus den verschiedenen Gewerken freuten sich über das Treffen der Generationen. Und doch mussten natürlich einige ernste Themen angesprochen und diskutiert werden. "Aktuell beschäftigen uns Themen wie KI, Klimakleber, Generation Z, Inflation, Mauterhöhung, Co2-Abgaben, Bürgergeld, eine Überflutung von neuen Regularien. Zudem kommt jetzt ganz aktuell das Thema Haushaltsplan, Schuldenbremse und Haushaltssperre", sagt Diegel.
"Wann wird's mal wieder richtig Sommer?"
Diegel zitierte Rudi Carell "Wann wird's mal wieder richtig Sommer". Er sagt: "Wir hatten gute Sommer. Sinnbildlich gesprochen konnte man auch sagen: Handwerk hat goldenen Boden. Mit der jetzigen Politik singt man uns vor: Wann wird's mal wieder richtig Winter. Nun haben wir den Winter, im direkten und im übertragenen Sinne. Es bleibt zu hoffen, dass unsere Betriebe, insbesondere die Baubetriebe, unsere Bildungseinrichtungen, Automobilindustrie, Gastro, Logistik, Transport und die Schlüsseltechnologien das durch unsere Regierung verursachte Winterchaos unserer Regierung überleben", sagt Diegel. Er kritisierte zudem die "Regelungswut" in Deutschland.
Bildungszentren des Handwerks fördern
Der Präsident der Handwerkskammer Kassel erklärte, dass die Duale berufliche Bildung gleichwertig sein müsse mit akademischer Bildung. Es sei wichtig, Hochschulen und Universitäten gut auszustatten, aber ebenso wichtig ist es, die Bildungszentren des Handwerks zu fördern. "Wir wollen an den hohen Standards in der Ausbildung im Handwerk nicht rütteln", sagte Frank Dittmar in seinem Grußwort. Betriebsübergaben, die Digitalisierung und Bürokratientlastung seien weitere Themen. "Zusammen mit der Handwerkskammer Kassel, den Kreishandwerkerschaften und Innungen werden wir uns auch in Zukunft für unsere Handwerksbetriebe einsetzen", sagte Dittmar weiter.
Berufliche Orientierung für Schüler
Zur beruflichen Orientierung sagte der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Hersfeld-Rotenburg: "Früher war es einfacher, den passenden Beruf zu finden. Heute ist es schwerer, daher engagiert sich die Kreishandwerkerschaft im Berufsorientierungsprogramm für Schüler, und das nicht nur in handwerklichen Berufen, sondern die gesamte Bandbreite (16 Berufsfelder). Rund 500 Schüler pro Jahr durchlaufen bei uns das Programm. Nach Abzügen von Zuschüssen subventioniert die Kreishandwerkerschaft das Programm immer noch. Es ist ungewiss, ob wir dieses Angebot so noch länger aufrechterhalten können. Daher der Appell an Politik und Verbände, sich auch hier finanziell zu beteiligen. Zudem wird Suche nach geeigneten Anleitern (Berufe vorstellen) schwerer", sagte Hubert Lorenz.
Im Sinne der Tradition
Diegel sagte zu den Jungmeistern: "Ich hoffe, dass es nicht nur finanzielle Gründe waren, die Sie zur Meisterausbildung bewogen haben, sondern auch der Wille mehr zu lernen und zu können, und die Traditionen, Werte und Fähigkeiten weiterzugeben. Ich bin mir sicher, dass Sie alle gute Ausbilder werden. Ich wünsche mir für Sie alle, dass Sie das Handwerk im Sinne der Tradition und zur Zufriedenheit Ihrer Kunden ausüben werden."
Zu den Gästen zählten unter anderem auch Landrat Torsten Warnecke, Bürgermeisterin Anke Hofmann und der regionale Arbeitsagentur-Chef Waldemar Dombrowski. Das Blechbläser-Ensemble der Modell- und Gesamtschule Obersberg unter Leitung von Ullrich Meiß sorgte für die passende musikalische Unterhaltung. (Hans-Hubertus Braune) +++