Wichtige Aufgabe der "AG Wohnraumförderung"

Konrad-Zuse-Stadt widersetzt sich allen Prognosen - und wächst

Blick auf die Hünfelder Innenstadt.
Archivfoto: O|N/Bernd Vogt

01.12.2023 / HÜNFELD - Auf Vorschlag von Hünfelds Bürgermeister Benjamin Tschesnok (CDU) war eine "AG Wohnraumförderung" einberufen worden, die sich von Januar bis Oktober 2023 mit der Zielstellung beschäftigte, wie zusätzlicher Wohnraum in Hünfeld unter Berücksichtigung kommunaler Handlungsmöglichkeiten geschaffen werden kann. Der Abschlussbericht wurde jüngst von den Stadtverordneten einstimmig gebilligt.   


Dabei wurden verschiedene recht interessante Daten deutlich, die OSTHESSEN|NEWS im Folgenden kurz skizziert. Bürgermeister Tschesnok zufolge gehört die Wohnungsfrage zu den zentralen sozialen Fragen in einer Gesellschaft. Wenn es nicht gelinge, hier eine neue Dynamik zu erreichen, habe dies Konsequenzen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, aber auch für die Zukunftsperspektiven der Stadt insgesamt.

Der Abschlussbericht dient als Leitfaden und Handlungsempfehlung für künftige Maßnahmen sowie für Projekte zur Schaffung von Wohnraum in Hünfeld, insbesondere für Familien und für das preisgünstige Wohnen. In diesem Sinne könne man dies auch als "Hünfelder Wohnraummodell" bezeichnen.

Danach konzentrierte sich die AG in der ersten Phase der Gespräche zunächst auf eine Ist-Analyse: Aktuell wohnen 9408 Hünfelder in der Kernstadt, die übrigen Bewohner verteilen sich auf die insgesamt 14 Stadtteile. Entgegen der Prognosen der "Hessen Agentur", die bereits für die Jahre nach 2010 einen deutlichen Einwohnerrückgang prognostiziert hatte, konnte Hünfeld gerade in dem zurückliegenden Jahrzehnt deutlich zulegen und unterschied sich damit auch von der allgemeinen Entwicklung im Landkreis Fulda, bei der eher von einer Stagnation ausgegangen werden muss.

Zuwachs auch an Arbeitsplätzen

Gegenüber dem Ausgangswert aus dem Jahr 2000 mit 16.128 Einwohnern ist die Einwohnerzahl im vergangenen Jahr auf über 17.142 gestiegen. Derzeit gebe es, vor allem im Hinblick auf den Zuwachs an Arbeitsplätzen und dem damit ungebrochenen Zuzug, keinen Anlass anzunehmen, dass dieser Trend nicht auch weiterhin anhalte. Gerade die großen Ansiedlungen wie unter anderem die der Firma Tegut, der Post, aber auch geplante oder bereits vollzogene Erweiterungen der Bundespolizei und der HZD würden zu einem wachsenden Angebot an Arbeitsplätzen und damit tendenziell zu einem höheren Zuzug beitragen. "Hünfeld weicht insofern schon heute deutlich von den Prognosen der ,Hessen Agentur' aus dem Jahr 2019 ab".

Von Interesse für die Arbeitsgruppe war auch die Betrachtung der Flächenindikatoren, der Bevölkerungsdichte sowie der Anzahl an Wohnungen zum 31. Dezember 2021 im Hünfelder Stadtgebiet, im Landkreis Fulda, im Regierungsbezirk Kassel sowie in Hessen insgesamt. Der Wohnungsbestand in Hünfeld wuchs um 13,9 Prozent gegenüber 2000, die Wohnfläche je Einwohner sogar um 17,2 Prozent.

Betrachtet wurde im Rahmen der Arbeit der AG Wohnraum auch der Bestand und die Verfügbarkeit an Sozialwohnungen im Hünfelder Stadtgebiet. Auf der Grundlage von Angaben des größten Vermieters von Sozialwohnungen, der Wohnstadt AG, der Caritas, sowie eigenen Erkenntnissen auf der Grundlage der kommunalen Anteile bei der Förderung von Sozialwohnungen.

 19 Objekte befinden sich im Besitz der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte Wohnstadt (NHW), ein Quartier im Besitz der Caritas, zwei weitere Objekte im Besitz eines privaten Investors, die 2020 geschaffen wurden. Bei den Sozialwohnungen im Besitz der NHW handelt es sich überwiegend um einen älteren Wohnungsbestand, bei dem die Sozialbindung nach und nach ausläuft. Außerdem hat die Wohnstadt einen erheblichen Anteil ihres Wohnungsbestandes vermarktet, insbesondere in Form von Eigentumswohnungen. Der gesamte Bestand der Wohnstadt an sozial gefördertem Wohnraum ist von 289 Wohneinheiten im Jahr 2000 um 138 auf 151 zurückgegangen. Der Rückgang wäre noch deutlicher ausgefallen, wenn der private Investor aus Hünfeld nicht 22 neue Sozialwohnungen geschaffen hätte.

Thema Leerstand

Erhebliche Reserven in der Versorgung mit Wohnraum ergeben sich auch aus Leerständen, für die es die unterschiedlichsten Ursachen gibt. Insgesamt stehen derzeit im Hünfelder Stadtgebiet, einschließlich aller Stadtteile, auch einige Wohnhäuser leer. Eine Erhebung der tatsächlichen Leerstandszahlen liegt gegenwärtig noch nicht vor.
Auch wenn die Zahl gegenwärtig leichten Veränderungen unterworfen sein dürfte, so ist zu beobachten, dass der größte Anteil an Leerstand in den eher dörflich geprägten Stadtteilen liegt, während im Siedlungsschwerpunkt Hünfeld, Mackenzell, Großenbach und Nüst tendenziell eher ein geringerer Leerstand zu verzeichnen ist. Hingegen konzentriert sich die Nachfrage nach Wohnungen insbesondere auf diesen Siedlungsschwerpunkt.

Gesondert zu betrachten ist dabei allerdings das Buchfinkenland mit den Dörfern Oberfeld, Oberrombach, Rudolphshan und Michelsrombach, die durch den erheblichen Zuwachs an Arbeitsplätzen infolge des neuen Logistik- und Gewerbegebiets Hessisches Kegelspiel in Michelsrombach sicher eine höhere Nachfrage zu verzeichnen haben werden. Diese Auswirkungen sind in der vorliegenden Auswertung noch nicht berücksichtigt.

Zu den Baulücken

Aus Sicht der AG Wohnraumförderung ergibt sich ein weiteres Potenzial aus der Betrachtung der vorhandenen Baulücken. Deren Anzahl ist seit 2017 von 217 auf 149 im Jahr 2022 zurückgegangen. Im Rahmen der laufenden Auswertung der Baulückenerfassung hat es dazu nur 124 Rückmeldungen der jeweiligen Eigentümer gegeben. Dabei haben nur sechs Eigentümer Interesse signalisiert, die Grundstücke der Stadt Hünfeld zur Vermarktung zur Verfügung zu stellen. Kein Interesse an einer Veräußerung hatten dagegen die Eigentümer von 118 Grundstücken, die dazu die unterschiedlichsten Angaben gemacht haben. Baulücken sind insbesondere im Bereich der Kernstadt, aber auch überproportional im Stadtteil Mackenzell vorhanden.

Von großer Wichtigkeit ist die Fragestellung, welche grundsätzlichen Zielgruppen für die Wohnraumschaffung in Hünfeld bestehen und welche konkreten Bedarfe von diesen nachgefragt werden. Daher hat die AG die potentiellen Zielgruppen des Hünfelder Wohnungsmarktes definiert und deren Bedarfe untersucht, die sich in unterschiedlicher Form darstellen. Zudem ist eine Priorisierung dahingehend erfolgt, bei welchen Zielgruppen im Hinblick auf
die Angebots- beziehungsweise Nachfragesituation vor Ort der dringendste/größte Handlungsdruck besteht. Im Ergebnis wurden die beiden Zielgruppen "Familien und Alleinerziehende" sowie "Preisgünstiges Wohnen" identifiziert. Insofern fokussieren sich die  Maßnahmenvorschläge auf diese beiden Gruppen.  (bl) +++

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