"Schuldenfrei in den Job starten"

Studienfinanzierung mit Stipendium – die unterschätzte Chance

Die Stipendiatin Linda Hümmer räumt mit Vorurteilen zum Thema Stipendien auf und ermutigt Interessierte zur Bewerbung.
Fotos: Hochschule Fulda

30.11.2023 / ANZEIGE - Linda Hümmer (24) studiert im fünften Semester den Bachelor-Studiengang Lebensmitteltechnologie an der Hochschule Fulda. Seit dem dritten Semester wird sie mit einem Stipendium der Friedrich-Ebert-Stiftung gefördert. Zusätzlich kann sie das Fortbildungs- und Netzwerkprogramm der Stiftung nutzen. In ihrer Familie ist Linda Hümmer die erste, die studiert. Sie hätte selbst nicht gedacht, dass ihre Bewerbung um ein Stipendium erfolgreich sein würde. Im Interview räumt sie mit dem Vorurteil auf, Stipendien seien nur etwas für Hochbegabte. Und sie erklärt, warum sich eine Bewerbung immer lohnt, auch schon während der Schulzeit.



Stipendien – nur etwas für Hochbegabte?

"Die meisten kennen nur die großen Stiftungen, die nach Notendurchschnitt auswählen. Deswegen denken viele, Stipendien wären nur etwas für die Elite. Früher habe ich das auch gedacht, aber das stimmt so nicht. Es gibt unglaublich viele Stipendien, die nach ganz unterschiedlichen Kriterien auswählen. Manche fördern zum Beispiel Menschen mit chronischer oder psychischer Erkrankung, Studierende mit Kind oder Personen, die als Erste in der Familie studieren. Es gibt für jeden und jede das passende Stipendium. Man muss es nur finden."

Wodurch hat deine Bewerbung überzeugt?

"Ich hätte nie gedacht, dass ich mit einem Schnitt von 2,0 gefördert werde. Bei mir haben wahrscheinlich verschiedene Faktoren eine Rolle gespielt: In meiner Familie bin ich die Erste, die studiert. Außerdem habe ich nach dem Abi eine Ausbildung als Hotelfachkraft abgeschlossen und dann das Studium angeschlossen. Ich war früher auch engagiert in der Flüchtlingshilfe und beim Deutschen Roten Kreuz. Meine Stärke ist, dass ich meinen Plan angepasst und weiterverfolgt habe, auch unter schwierigen Bedingungen. Pläne anpassen, wieder aufstehen und neue Wege gehen, das sind wichtige Stärken."

Was bedeutet das Stipendium für dich?

"Das Netzwerk der Stiftung ist für mich unfassbar wertvoll. Über unser internes Community- Portal kann ich Stipendiat*innen und Alumni mit konkreten Fragen schnell erreichen. Dort kann ich nach Praktikumsplätzen fragen, eine Mentorin für meine naturwissenschaftliche Doktorarbeit suchen oder eine Alumna um einen Erfahrungsaustausch bitten. Außerdem können die Stipis jedes Jahr an einem breiten Angebot von Seminaren teilnehmen, die wir selbst vorschlagen. Dazu zählen Kurse wie "Stressmanagement" oder "Net Zero – Dekarbonisierung für Europas Wirtschaft", Fahrt- und Seminarkosten und Übernachtungen werden übernommen. Wir dürfen so viele Seminare belegen, wie wir wollen."

Welchen Vorteil bietet dir das Stipendium?

"Meine Familie kann mir nur sehr begrenzt einen finanziellen Rückhalt geben. Durch die finanzielle Unterstützung der Stiftung kann ich mich wirklich auf mein Studium konzentrieren, das ist eine riesige Hilfe. Ich muss nicht in erster Linie jobben und meine Seminare und Praktika nach dem Arbeitsplan ausrichten. Im Gegensatz zu BAföG oder anderen Darlehen brauche ich das Geld nicht zurückzuzahlen, auch nicht anteilig. Ich werde schuldenfrei in den Job starten. Das ist eine unglaubliche Erleichterung für mich."

Wie ist es, die erste Studentin der Familie zu sein?

"Ich weiß bei vielen Dingen einfach nicht, wie sie ablaufen. Andere können ihre Eltern fragen, die aus ihrer Studienzeit berichten können. Ich musste alles selbst rausfinden: Worauf sollte ich bei der Wahl der Hochschule achten? Wie finde ich Praktika? Gleichzeitig soll ich das Studium möglichst schnell erfolgreich abschließen. Zum Glück habe ich bei der Stiftung einen Mentor, mit dem ich im regelmäßigen Kontakt bin. Er ist einfach aufmerksam und fragt mich, wie es mir geht und ob er mir helfen kann. Ich fühle mich bei der Friedrich-Ebert-Stiftung wirklich gesehen und aufgefangen."

Was ist dein Ziel?

"Nach meinem Bachelor werde ich voraussichtlich den Master in molekularer Lebensmitteltechnologie in Bonn machen, danach vielleicht auch noch eine Doktorarbeit. Und ich möchte gerne ins Ausland, für ein Praktikum oder die Abschlussarbeit. Die Stiftung fördert mich bei all den Vorhaben. Das ist ein Privileg, das ich wirklich zu schätzen weiß."

Wann ist ein guter Zeitpunkt, um sich zu bewerben?

"Man kann sich zu verschiedenen Zeitpunkten auf ein Stipendium bewerben: während der Oberstufe, des Bachelors, des Masters oder für die Doktorarbeit. Wenn man aber einmal angenommen wurde, fördern die meisten Stipendien einen über den gesamten Studienverlauf, also auch den Master nach einem Bachelor. Deswegen lohnt es sich, auch schon während der Oberstufe nach einem passenden Stipendium zu suchen und sich früh zu bewerben."

Hast du einen Tipp für Interessierte?

"Man muss von dem Gedanken loskommen, dass man den Schnitt von 1,0 braucht für ein Stipendium. Ich habe mich am Anfang auch nicht getraut und war verunsichert. Meinen Freunden habe ich von der Bewerbung nicht erzählt, weil ich nicht mit der Zusage gerechnet habe. Aber man muss auch einfach mal an sich glauben und die eigenen Leistungen und Fähigkeiten sehen. Einfach mal machen: sich trauen und bewerben."+++



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