O|N-Bericht zu Aggression im Straßenverkehr

"Jeder ist sich selbst der Nächste": Leser und ihre Erfahrungen

Unsitte und Unfallursache: Während der Fahrt aufs Handy gucken.
Fotos: Pixabay

25.11.2023 / REGION - Ein sehr großes Echo bei den Leserinnen und Lesern hat die Berichterstattung über die aktuelle Studie der "Unfallforschung der Versicherer (UDV)" gefunden, wonach es auf Deutschlands Straßen immer rücksichtsloser und aggressiver zugeht (O|N berichtete am Dienstag). In diesem Zusammenhang hatte die Redaktion nach Erfahrungsberichten beziehungsweise Einschätzungen gefragt. Nachfolgend eine Auswahl, wobei wir in Auszügen zitieren.   

So heißt es in einer Zuschrift:
"Rücksichtslosigkeit im Straßenverkehr begegnen auch mir als Fußgänger, Radfahrer und Nutzer des ÖPNV immer öfter.  Man hat immer mehr den Eindruck, dass sich manche Bürger selbst am allernächsten sind. Rechte und Bedürfnisse anderer Menschen interessieren kaum noch.  Zu bestimmten Tageszeiten und in ausgewählten Straßen fällt das leider ganz besonders auf. Insbesondere Geschwindigkeitsbegrenzungen und Parkordnungen werden dann nicht beachtet."

Als Beispiel wird die nahe Umgebung der Gaststätte "Drei Linden" in Neuenberg angeführt: "Viele Gäste kommen mit dem Auto.  Die meisten parken ordentlich. Leider halten sich manche Pkw-Fahrer für etwas ganz Besonderes und parken, insbesondere in den Abendstunden, die Bürgersteige komplett zu. Und dies, obwohl im Umkreis von 100 Metern ausreichend Parkplätze vorhanden sind. Scheinbar interessiert dies leider weder Ordnungsamt noch Polizei und bleibt ungestraft". 

Kein Anstand und Respekt mehr

Oder: "Seit fast zwei Monaten befindet sich bei Maberzell eine Baustelle.  Diese raubt vielen Bürgern, die von/nach Maberzell wollen, den letzten Nerv.  Alle Fahrzeuge müssen über Haimbach fahren. Theoretisch. 
Einige Kraftfahrzeugnutzer fahren leider über die neben der Bundesstraße verlaufenden Radwege.  Vom Karlshof kommend, wird auch gerne auf der Bundesstraße gewendet, um Richtung Fulda fahren zu können. Die Fahrzeughalter gefährden durch ihr Verhalten die auf dem Rad- und Fußweg befindlichen Nutzer, für die diese Wege geschaffen wurden.  Auch hier ist sich wieder jeder selbst der Nächste". 

Das Fazit: "Wo sind bloß Anstand und Respekt im Straßenverkehr geblieben? Ich will es nicht zu sehr verallgemeinern, aber manchmal hat man wirklich den Eindruck, es machten sich einige ihre eigenen Verkehrsregeln". 

Ein anderer O|N-Leser schreibt: "Ich bin beruflich mit dem Lkw unterwegs, bekomme da schon Einiges mit und will vorab sagen, dass man nicht alle über einen Kamm scheren kann und will. Aber die Verrohung im Straßenverkehr hat stark zugenommen, und ich habe den Verdacht, dass es seit Corona schlimmer geworden ist. Dass die Gefahr vom Größeren ausgeht, sollte uns allen klar und bewusst sein. Es gibt viele Situationen im Straßenverkehr, in denen Lkws von Pkws ausgebremst oder abgedrängt werden. Weil: Zu schnelles, zu frühes Einscheren oder Überholen mit anschließendem Abbiegen auf eine andere Straße. Also würde das bedeuten, dass die Gefahr vom Kleineren ausgeht. Noch anzumerken ist, dass sich die Fahrradfahrer (nicht alle) die Verkehrsregeln auch noch mal verinnerlichen sollten. Ich könnte an einem Tag an zwei Händen abzählen, wie viele bei Rot über die Ampel fahren zum Beispiel. Kurz gesagt, ich könnte einen Roman schreiben über dieses Thema. Aber: Ich will mich ja nicht so viel aufregen, deswegen lasse ich es lieber. Ich wünsche weiterhin allen Verkehrsteilnehmern eine gute Fahrt. Lasst uns gemeinsam die Straße sicherer machen."

Eine weitere Stellungnahme, die unsere Redaktion erreicht hat: "Meiner Meinung nach nimmt die Rücksichtslosigkeit immer mehr zu. Gefährliche Überholmanöver, dichtes Auffahren bis zur Nötigung, Drängeln usw. Die Kontrollen und Strafen sind viel zu gering."

Oder hier die Beobachtung einer anderen O|N-Leserin: "Ausgerechnet heute hatte ich so ein Erlebnis: Ich war auf dem Nachhauseweg von Fulda und bin durch Sickels Richtung Kreisel gefahren, als ich den RTW vom DRK hörte und mit Blaulicht im Rückspiegel gesehen habe. Ich bin sofort rechts ran gefahren, um dem RTW genügend Platz zu machen damit er vorbeikommt. Auf der Gegenfahrbahn kam allerdings ein Bus. Dieser hat keine Reaktion gezeigt, um das Fahrzeug durchzulassen. Mir ist sehr oft das stümperhafte Verhalten einiger Busfahrer aufgefallen  (Nicht alle)". 

Eine Auswahl der Zuschriften bei Facebook:

"Ich bin zwar nicht aggressiv beim Fahren, ich rege mich einfach nur auf und überhole oft diese kleinen Lkws, die sich SUVs nennen. Zügiges Fahren kennt heute kaum noch jemand. Es wird einfach nur noch gezuckelt. Was bin ich so froh, dass ich eine Karre mit ordentlich Dampf unter der Haube habe, auch bei meiner Kawa. Die meisten kennen mich nur von vorne. Und Respekt demjenigen Fahrer, wenn er in meinem Rückspiegel auftaucht".

"Das beobachte ich schon lange. Es wird nicht geblinkt, zu schnell gefahren, überall geparkt (wo es nicht erlaubt ist), Handy am Ohr. Aber nicht nur beim Autofahren - generell wird keine Rücksicht genommen." 

"Das kommt von der grenzenlosen Raserei. Viele Unfälle ereignen sich durch nicht angepasste Geschwindigkeit. Ich wohne mitten in Hünfeld mit einer verkehrsberuhigten Zone. Schrittgeschwindigkeit fahren nur die Fahrschüler bis zur Prüfung. 30 km/h ist die Regel, und die Stadt guckt weg. Es wurde noch nie hier die Geschwindigkeit kontrolliert und ist natürlich nicht geplant." (bl) +++










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