Daniel Andrä aus Silges

Erst Nato-Kommandeur in Litauen, jetzt Berater von Friedrich Merz in Berlin

Oberstleutnant Daniel Andrä beim Einsatz in Litauen.
Archivfoto: Engler

15.11.2023 / NÜSTTAL / BERLIN - Anfang Februar 2022, quasi parallel zum Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine, hatte Oberstleutnant Daniel Andrä die Führung der NATO-Battlegroup in Litauen übernommen. Andrä war bis dato Kommandeur des Panzergrenadierbataillons 411 in Viereck (Landkreis Vorpommern-Greifswald) gewesen - und wohnhaft im Nüsttaler Ortsteil Silges (Kreis Fulda). Inzwischen ist der 44-Jährige in einer ganz anderen Position aktiv, und zwar als außen- und sicherheitspolitischer Berater von Friedrich Merz, dem Fraktionsvorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Im Nüsttal wohnt er trotzdem noch.      

Nachdem Daniel Andrä  - damals noch in seiner militärischen Funktion - OSTHESSEN|NEWS bereits im Juli ein exklusives Interview gegeben hatte, stand er auch jetzt gerne für Antworten auf unsere Fragen bereit.

Berlin ist für den 44-Jährigen im Übrigen kein unbekanntes Terrain, war er doch in 2017 Referent für Militärpolitik im Bundesministerium der Verteidigung sowie von 2017 bis 2019 Referent für militärische Aspekte der Außen- und Sicherheitspolitik im Bundeskanzleramt.

Andrä: "Aus dieser Zeit kenne ich einige Fraktionsangehörige. Im Bundestag für eine Fraktion zu arbeiten, ist ein interessanter und noch fehlender Baustein, der das Gesamtbild über Prozesse, Strukturen, Abläufe in Deutschland und der Außen- und Sicherheitspolitik abrundet".

Der Kontakt zu Friedrich Merz habe sich ergeben, als dieser zum Truppenbesuch in Litauen gewesen sei. Andrä: "Eines Tages klingelte das Telefon, und das Angebot wurde unterbreitet, als außen- und sicherheitspolitischer Berater tätig zu werden. Ich habe mich gefreut, nicht lange überlegt und diese spannende und vielseitige Verwendung angenommen".


Seit 1. Juli ist der 44-Jährige offiziell mit seiner neuen Aufgabe betraut, und auf die Frage, ob er sich schon eingelebt habe in den "Berliner Politikbetrieb", meint Daniel Andrä: "Das ist schon eine andere Welt und eine kleine Umstellung vom Kommandeur zum Berater. Aber die Krisen in der Welt und das Auftragsportfolio lassen nicht viel Zeit für Eingewöhnung. Ein gewachsenes Netzwerk und tolle Kollegen aber haben den Start leicht gemacht". 

"Diese Zeit hat sich eingebrannt"

In der Rückschau auf seine Bundeswehrzeit betont der in Zittau in der ehemaligen DDR Geborene: "Ich möchte keinen Tag meiner bisher 26 Dienstjahre missen, insbesondere die Führungsverwendungen und Auslandseinsätze sind prägend". Er beziehe dies besonders auf die Zeit als Bataillonskommandeur in Viereck und den damit verbundenen Einsatz als Kommandeur der multinationalen Battle Group in Litauen. Dies sei ein "herausfordernder Einsatz in herausfordernder Zeit" gewesen, denn es sei nicht alltäglich, 1.800 Männer und Frauen aus sechs Nationen zu führen. Auch gerade vor dem Hintergrund des Kriegsausbruches in der Ukraine - "und damit in Europa, und keiner weiß, wie sich dieser Krieg entwickelt". Der Einsatz an der NATO-Ostflanke diene zur Abschreckung und  - wenn notwendig - zur Verteidigung. Andrä: "Diese Zeit hat sich eingebrannt".  

Gibt es denn nach dem "Abenteuer Politik" die Aussicht auf eine Rückkehr zur Truppe? Darauf Daniel Andrä: "Als Offizier ist man grundsätzlich gewohnt, alle zwei bis drei Jahre etwas anderes zu machen. Eine Rückkehr ist möglich und auch Absicht, aber derzeit fühle ich mich hier sehr wohl. Mindestens die nächsten zwei Jahre gehört meine ganze Kraft der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und dem Fraktionsvorsitzenden. Dann schauen wir auf die Bundestagswahl 2025 und beurteilen anschließend die Lage neu, so wie wir es als Offiziere gelernt haben".

Und sein Fazit: "Alles ist möglich, Türen öffnen und schließen sich, das ist das Spannende am Offiziersberuf". (Bertram Lenz) +++  


Daniel Andrä (Zweiter von rechts) gemeinsam mit Friedrich Merz (rechts) am Dienstag im Gespräch mit General Carsten Breuer (links), Generalinspekteur und ranghöchster deutscher Soldat.
Fotos: CDU/CSU-Bundestagsfraktion/Michael Wittig
Daniel Andrä (Zweiter von rechts) gemeinsam mit Friedrich Merz (rechts) im Gespräch mit Generalleutnant André Bodemann, Befehlshaber des Territorialen Führungskommandos der Bundeswehr.

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