Bilanz des HLNUG
So war der Sommer 2023 - überdurchschnittlich warm und nass
Symbolbilder: unsplash
13.11.2023 / REGION -
Der Oktober hat uns noch ein paar spätsommerliche Tage beschert, aber nun ist es endgültig Herbst geworden in Hessen. Zeit für das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG), Bilanz zu ziehen: Wie war der Sommer 2023, bezogen auf Wetter und Wasser in Hessen?
Insgesamt war das hydrologische Sommerhalbjahr 2023 überdurchschnittlich warm und nass. Der Witterungsverlauf in den einzelnen Monaten war jedoch unterschiedlich, was sich auf die Situation in Grund- und Oberflächengewässern und im Boden auswirkte. Zunächst startete der Sommer 2023 mit den niederschlagsarmen und warmen Monaten Mai und Juni. Besonders im Juni sorgte die anhaltende Hitze für ausgeprägte Trockenheit in den Flüssen, Bächen und im Boden und für sinkende Grundwasserstände. Entspannung brachten die niederschlagsreichen Monate Juli und August, in denen sich die Vegetation wieder erholen konnte. Die wiederum sehr warmen und trockenen Monate September und Oktober brachten fallende Wasserstände im Grund- und Oberflächenwasser. Die Niederschläge ab der zweiten Oktoberhälfte sorgten für steigende Wasserstände und ausreichend Bodenfeuchtigkeit.
Temperatur und Niederschlag
Im hydrologischen Sommerhalbjahr 2023 fielen hessenweit insgesamt 434,8 l/m² Niederschlag. Es regnete somit 25,6 l/m² (6%) mehr als im Mittel des Zeitraums 1961-1990 (409,2 l/²). Besonders regenreich war der August, hier fiel fast doppelt so viel Regen wie im langjährigen Mittel (87% mehr im Vergleich zum Wert der Periode 1961-1990 von 69,6 l/m²). Ebenfalls überdurchschnittlich nass waren die Monate Juli und Oktober, wohingegen es im Mai eher trocken war.
Entwicklung des Grundwassers
Im hydrologischen Sommerhalbjahr kommt vom Niederschlagswasser in der Regel kaum etwas im Grundwasser an, da ein Großteil des Niederschlags wegen der höheren Temperaturen verdunstet oder von der Vegetation verbraucht wird. Fallende Grundwasserstände im hydrologischen Sommerhalbjahr stellen also, auch bei durchschnittlichen Niederschlagsverhältnissen, den Normalfall dar.Der sehr trockene Frühsommer hatte vielerorts niedrige und sehr niedrige Grundwasserstände zur Folge. Die niederschlagsreiche Zeit von Ende Juli bis Anfang September führte durch die einsetzende Grundwasserneubildung zu einer leichten Entspannung in vielen gewässernahen und flachen Grundwassermessstellen. Durch die folgenden niederschlagsarmen Wochen im September und der ersten Oktoberhälfte waren leicht rückläufige Grundwasserverhältnisse zu beobachten. Die ergiebigen Niederschläge der letzten Wochen haben wiederum dazu geführt, dass die Bodenfeuchte in den oberen Bodenschichten deutlich zugenommen hat und gegen Ende des Monats die Grundwasserstände flächenhaft angestiegen sind.
Im Vergleich zum Vorjahr lagen die Grundwasserstände im Oktober an 78 Prozent der Messstellen auf einem höheren Niveau, was aufzeigt, dass sich gegenüber der Niedrigwassersituation vor genau einem Jahr die Grundwassersituation hessenweit deutlich entspannt hat. Zu Beginn des hydrologischen Winterhalbjahres ist dadurch die Trendwende im Grundwasserhaushalt bereits erkennbar, womit eine gute Ausgangssituation für die Grundwasserneubildung in den nächsten Monaten gegeben ist. Das setzt allerdings voraus, dass im Winterhalbjahr ausreichend Niederschlag fällt. Um das im Grundwasser noch vorhandene Defizit, welches auf die geringen Niederschlagsmengen der trockenen Vorjahre (2018-2020, 2022) zurückzuführen ist, auszugleichen, reichen nicht die Niederschläge einiger Wochen oder Monate, sondern es sind ergiebige Niederschläge über einen deutlich längeren Zeitraum vonnöten.
Grundwasserneubildung und Klima
Neben den zuletzt gehäuft aufgetretenen Trockenjahren 2018-2020 und 2022 ist bei der Grundwasserneubildung in Hessen bereits seit dem Jahr 2003 ein deutlicher Rückgang zu beobachten. In dieser Zeit traten allenfalls noch durchschnittliche, meist aber unterdurchschnittliche Neubildungsjahre auf. Neubildungsreiche Nassjahre, durch die Grundwasserspeicher wieder nachhaltig aufgefüllt werden, gab es zuletzt in den Jahren 2001 und 2002. Gegenüber der Referenzperiode von 1971 bis 2000 fiel die Grundwasserneubildung in Hessen in den letzten 20 Jahren durchschnittlich 28 Prozent niedriger aus. Es bleibt abzuwarten, ob sich der seit 2003 beobachtete Trend in der Zukunft fortsetzt.Auswirkungen auf die Oberflächengewässer in Hessen
Flüsse und Bäche
Die ergiebigen Niederschläge im August führten wieder zu steigenden Wasserständen. Die intensiven Regenfälle Mitte des Monats führten bei ca. 15 Pegeln kurzzeitig zum Erreichen der Hochwassermeldestufe 1, bei zwei Pegeln zur Meldestufe 2. Im September lagen die Wassermengen über den Mittelwerten. Sie sanken im Laufe des Oktobers auf unterdurchschnittliche Werte, stiegen aber in den letzten Oktobertagen an. Derzeit sind die hessischen Oberflächengewässer gut gefüllt.
Talsperren und Seen
Entwicklung der Bodenfeuchte