"Mittagsstunde" zur Mittagsstunde
Auftakt zur Lese-Aktion mit prominenten Vorlesern und dem Begriff "Heimat"
Fotos: Christopher Göbel
12.11.2023 / BAD HERSFELD - "Bad Hersfeld liest ein Buch" - und das bereits zum im 22. Jahr in Folge. Dr. Thomas Handke hatte die Aktion seinerzeit in die Stadt gebracht, und jedes Jahr finden sich zahlreiche Akteure zu einem Buch, das die Jury unter Handkes Vorsitz auswählt. In diesem Jahr ist es "Mittagsstunde" von Dörte Hansen, ein Roman, der sich mit dem Leben auf dem Land beschäftigt, aber auch mit den Eigenheiten der Menschen und dem, was "Heimat" bedeutet.
Drei Kapitel aus "Mittagsstunde"
"Der Begriff 'Heimat' ist in Deutschland in Verruf geraten", sagte Moderator Holk Freytag, der die Auftaktveranstaltung komplett konzipiert hatte und für die Textauswahl zuständig war. Doch genau mit diesem Thema beschäftigt sich der 2018 erschienene Roman der 1964 geborenen Dörte Hansen. Einblicke in ihre Sicht des Themas gaben der Bundestagsabgeordnete Michael Roth, Pfarrer Frank-Nico Jaeger und Pröpstin Sabine Kropf-Brandau in Auszügen aus dem Buch.Im Zwiegespräch mit Valentin Wettlaufer, langjähriger Stadtpolitiker und ehemaliger Lehrer, rief Handke das Dorfleben in Asbach in Wettlaufers Kindheit wach. "Damals gab es drei Metzger, drei Lebensmittelläden und drei Gasthöfe. Dazu zwei Schmiedemeister und Bauern, die Ziegen, Kühe oder Pferde hielten", erinnerte sich der 89-jährige Wettlaufer. Auch vom Dorfschul-Unterricht und dem Rohrstock wusste er zu erzählen - inklusive einer Anekdote von einem Klassenkameraden, um die Hiebe abzuschwächen. Aber Wettlaufer sprach auch von Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit im Bad Hersfeld von heute.
Wie sieht die Heimat in 30 Jahren aus?
Andere Texte wie "Erinnern" aus "Der Knabe im Brunnen" von Stefan Andres trug Pamela Maiwald-Jacob vor und Freytag zitierte aus "Herkunft" von Sasa Stanisic. Die beiden Geistalschülerinnen Simona Riedinger und Sarah Helbig trugen ein Gedicht und eine Vision ihrer Heimat in 30 Jahren vor. Diese Texte hatten sie gemeinsam mit ihren Mitschülern Milo Alles und Lara Zerbe geschrieben. Toleranz und Vielfalt für alle Menschen sahen die Schülerinnen in ihrer Vision von Bad Hersfeld im Jahr 2053. Viele neue Geschäfte, mehr Grün in der Stadt, mehr Gemütlichkeit, viel Neues, aber auch viel Fremdes sahen sie - aber dennoch bleibt es ihre Heimatstadt. Mit den Worten "Bad Hersfeld - bin ich länger nicht hier, dann habe ich Heimweh nach dir. Ich trage dich immer bei mir - wie ein Souvenir", endete der Text der Schülerinnen.