Dachboden-Schätze

Außergewöhnliche Bilder zur Stadtgeschichte im Kapitelsaal ausgestellt

Dr. Christoph Harlfinger und Michael Adam, Vorsitzende des Förderkreises Museum, mit einem der Schätze: Ein Porträt des Stadtretters Lingg von Linggenfeld.
Fotos: Christopher Göbel

11.11.2023 / BAD HERSFELD - Wer einen Dachboden hat, lagert dort normalerweise alles, was nicht für den täglichen Gebrauch nötig ist. Auf manchem Dachboden ruhen wahrscheinlich wahre Schätze, die längste aus den Augen und dem Gedächtnis ihrer Besitzer verschwunden sind. Der Dachboden eines Museums ist aber oft eine wahre Fundgrube - so auch in Bad Hersfeld. Der Förderkreis Museum, namentlich die beiden Vorsitzenden Michael Adam und Dr. Christoph Harlfinger, haben sich vor einiger Zeit genau dort auf die Suche gemacht. Und sie sind dort auf wahre Schätze gestoßen.



47 Bilder haben sie gefunden, die jahrzehntelang im Verborgenen schlummerten und aus dem Gedächtnis der Öffentlichkeit verschwunden waren. Mithilfe einiger Sponsoren, darunter der Rotary-Club, der Lions-Club, die Sparkasse Bad Hersfeld-Rotenburg, der VR-Bankverein, die Bürgerstiftung des Landkreises Hersfeld-Rotenburg und vieler privater Spender konnte am Freitagabend die Ausstellung im Kapitelsaal eröffnet werden.

"Wir haben rund eineinhalb Jahre auf diese Ausstellung hingearbeitet", sagte Michael Adam zur Eröffnung. "Diese Ausstellung soll wachrütteln, welche Schätze in unserem Museum noch vorhanden sind. Wir werden daran weiterarbeiten", so Adam.

Zeitzeugen der Stadtgeschichte

Von einer "bemerkenswerten Ausstellung" sprachen Bürgermeisterin Anke Hofmann und Stadträtin Aysegül Dogan. "Sie ist einmalig in ihrer Art und der Dank der städtischen Gremien gilt dem Förderkreis Museum, aber auch den zahlreichen Spendern und Paten", sagte Dogan. Die Bilder hätten einen "unermesslichen ideellen Wert und seien "stumme Zeitzeugen". "Die Bilder erstrahlen in neuem Glanz und die Stadt sucht nach einer ständigen Unterkunft für sie", sagte Hofmann.

Eine Idee hatte Harlfinger bereits im Gepäck: Er schlug vor, sie dauerhaft im Alten Zollhaus auszustellen. "Das Finanzamt könnte in die ehemalige Liegenschaft des Landkreises auf dem Rechberg-Gelände umziehen und die ehemalige Kaserne könnte dann für die Festspiele zur Verfügung stehen", so Harlfinger über sein Gedankenspiel. Zuvor hatte Adam im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS betont: "Wir erwarten, dass sich jemand von der Stadtverwaltung ernsthaft mit dem Finanzministerium in Verbindung setzt, um einen Umzug des Finanzamtes zu erwirken. Die Festspiel-Ausstellung könnte dann aus dem Museum in die ehemalige Kaserne umziehen und dann wäre hier oder im Zollhaus Platz für die Dachboden-Schätze", so Adam. Soweit die Wünsche des Förderkreises.

Zwölf Bilder sind restauriert

Doch zurück zur Ausstellung: "Wir haben bisher zwölf der Bilder restaurieren lassen", so Harri Krappitz, der Schatzmeister des Förderkreises. 25.000 Euro sind dafür benötigt worden. "Die Restaurierung eines Bildes kostet zwischen 500 und 5.000 Euro", sagte Krappitz. Vier der ausgestellten Werke harren noch einer Restaurierung, wofür der Verein noch Sponsoring-Paten sucht.

Die Bilder, von denen Porträts des Stadtgründers Lullus, des Stadtretters Lingg von Linggenfeld, des Kurfürsten Wilhelm I., des Stadtpolizisten Schreiber und der "Kindsmörderin" besonders ins Auge fallen, haben sicherlich einen finanziellen Wert, doch die ideelle Bedeutung ist weitaus größer: "Bilderinnerungen sind Identitätserinnerungen", sagte Anke Hofmann. Der Förderkreis habe "Denkmalschutz an den Bildern" betrieben und sie dem "Gedächtnis der Stadt hinzugefügt". Dr. Harlfinger fügte hinzu, dass das "Erbe und Gedächtnis der Stadtgeschichte durch die ausgestellten Bilder bewahrt" würde. "Die Bilder gehören allen Bürgerinnen und Bürgern dieser Stadt", so der Vorsitzende.

Landschaftsbilder und Porträts

Neben den Gemälden sind auch Stadt-Ansichten, das Lullusfeuer und die Mückenstürmer, Politiker der Vergangenheit und Porträts unbekannter Menschen zu sehen. Und dann sind da noch Bilder, die mit dunkleren Zeiten der Stadtgeschichte in Verbindung gebracht werden: Ein Porträt von Kurdirektor Dr. Hans Ronge, der eine Nazi-Vergangenheit hatte, und vier Bilder, die während des Nazi-Regimes von Ernst Metz gemalt wurden und Krieg und Militär vergangener Zeiten in den Vordergrund stellen.

Die Vielfalt der gezeigten Bilder lässt den Betrachter verweilen, die erläuternden Texte zu Motiv und Künstler lesen und nicht nur "Herschfeller" in der Zeit zurückreisen. Dies taten auch die "Two Gold Miners" Bernd Raacke und Michael Schupmann mit Gitarren und Gesang bei der Vernissage mit "Mrs. Robinson" und zwei weiteren nicht ganz aktuellen Songs.

Die Ausstellung "Die Schätze vom Dachboden" im Kapitelsaal des Stadtmuseums ist bei freiem Eintritt dienstags bis samstags von 10 bis 12 und von 15 bis 17 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen von 11 bis 17 Uhr zu sehen. "Wir freuen uns natürlich auch über Spenden, damit wir noch weitere Bilder restaurieren lassen können", so Michael Adam. (Christopher Göbel) +++

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