Müssen Verkäufer sich alles bieten lassen?
Respekt und Wertschätzung sind keine Einbahnstraße
Symbolbilder: O|N
28.10.2023 / KOMMENTAR -
Lange Schlangen vor den Kassen. Kunden, denen es nicht schnell genug gehen kann. Gehetzte Verkäuferinnen, die nur versuchen, ihr Bestes zu geben. - "Mach mal schneller, ich habe noch einen Termin", hört man nicht allzu selten vor dem Verkaufstresen. Fakt ist, dass sich Mitarbeiter im Einzelhandel viel gefallen lassen müssen und oftmals darunter leiden. Soll das so weitergehen?
O|N hat bei Fuldaer Verkäuferinnen nachgefragt, unter welchen Umständen sie sich mit Kunden auseinandersetzen müssen. Heraus kam genau das, was eigentlich schon vorher klar war: Fehlende Empathie und mangelnder Respekt sind leider gang und gäbe.
Keine Rücksichtnahme
Vor allem an der Kasse wird deutlich, dass die Kunden keine Geduld und Einfühlsamkeit mehr besitzen. "Ruf doch einfach 'ne zweite Kasse, ich hab keine Zeit!": All' das und noch viel mehr habe ich in meiner Zeit als Werkstudentin in einem Bekleidungsgeschäft gehört. Ich weiß also, wovon ich spreche. Dass der Laden zwar unterbesetzt ist, jeder Mitarbeiter für zwei arbeiten muss - das scheint dem Kunden komplett egal zu sein. "Da haben sie ja wirklich die Langsamste an die Kasse geholt." Am liebsten möchte man etwas sagen, doch man kann (und darf!) nicht. Es heißt ja nämlich so schön: "Der Kunde ist König".Nichtsdestotrotz sollte es von deren Seite ebenso zur Etikette gehören, sich höflich und freundlich zu verhalten. Man möchte ja selbst auch nicht wie ein "niederer" Mensch behandelt werden
Oft hatte ich das Gefühl, dass gewisse Kunden Verkäufer nicht als ebenbürtig angesehen haben. Man wird von oben bis unten gemustert, nach dem Motto: "Für mehr hat's auch nicht gereicht, oder?"
"Sie hören von meinem Anwalt!"
Vor allem das Thema Umtausch- und Rückgaberecht hat bei Kunden für die meiste Empörung gesorgt. "Rufen Sie mal jemanden, der sich hier auskennt. Das Oberteil kann ich auf jeden Fall noch umtauschen – das ist ja mein gutes Recht". Nein – das ist es eben nicht. Das Umtausch- und Rückgaberecht sind freiwillige Leistungen, die die Mitarbeiter aus Kulanz anbieten können. Und das hat der Kunde zu akzeptieren.Wenn das Geschäft sich dazu entscheidet, gewisse Klamotten nicht oder nur während einer bestimmten Frist zurückzunehmen, ist das eben so. Oft genug habe ich in meiner Zeit im Einzelhandel erlebt, dass Kunden gar getobt haben, weil sie statt ihres Geldes nur einen Gutschein zurückbekommen haben. "Ich werde meinen Anwalt darüber informieren – Sie werden noch von mir hören!".
Unfreundlichkeit ist auch in anderen Bereichen Standard