Konzert in der Esperantohalle

Bonnie Tyler ist "Lost in France", und das Publikum dreht die Zeit zurück

Walisische Rockröhre: Bonnie Tyler am Sonntagabend in Fulda.
Alle Fotos: Martin Engel

23.10.2023 / FULDA - Es gibt dieses Standardwerk des Rock'n'Roll: "A-Wop-bop-a-loo-bop-a-lop-bam-boom!" von Nik Cohn, angelehnt an Little Richards "Tutti Frutti". In dem Buch wird eine Szene beschrieben, wie Johnny Ray ("The little white cloud that cried", "Yes tonight, Josephine") Mitte der 1980er Jahre im Glitzerpalast von Las Vegas auftritt. Das Publikum ist mit ihm gealtert, doch kaum werden die ersten Takte angestimmt - "da waren die Zuhörer wieder in den 1950er-Jahren". 


Genauso verhielt es sich am Sonntagabend in der doch recht gut gefüllten Esperantohalle: Bonnie Tyler, die walisische Rockröhre, war da - und ihre Fans wieder in den späten 1970er beziehungsweise frühen 1980er Jahren. 

"40 Jahre Total Eclipse Of The Heart" lautet das Motto ihrer aktuellen Tour, und das ist nicht übertrieben: Denn vor genau 40 Jahren, am 15. Oktober 1983, stand Bonnie Tyler für drei aufeinander folgende Wochen erstmals mit diesem Song auf Platz 1 der Charts. Und auch in Fulda wurde der globale Megahit frenetisch bejubelt, die Sängerin mit Blumen bedacht.

Zwar ist die inzwischen 72-Jährige immer noch hervorragend bei rauchiger Reibeisen-Stimme und richtig gut drauf. Eine sehr große Stütze dabei ist dem Energiebündel ihre fantastische Band, deren vier Musiker sehr viel mehr sind als "nur" Staffage. Das Quartett unterstreicht die hohe Vielseitigkeit der Sängerin, gerade auch bei Interpretationen von - beispielsweise - Songs von CCR, den Bee Gees, von Bryan Adams oder auch einer fulminanten Version von Tina Turners "Simply the Best". 

Zwischendurch gibt's immer mal wieder kleinere Erzählpausen mit Erinnerungen aus einem reichhaltigen Musikerleben, um dann wieder voll Elan in Hits einzusteigen wie "It's a Heartache" oder "Lost in France". Nach dem  fröhlichen "The Best is yet to come" ist nach nicht einmal eineinhalb Stunden Konzert überraschend  bereits Schluss - mit hinreißenden Zugabe-Versionen eines Blues von Janis Joplin und "Holding Out for a Hero". Das treibt noch einmal die Stimmung ganz nach oben. 

Auf den Abend eingestimmt hatte die Countyrock-Band "More than words": Stefanie Hertel, Lanny Lanner und Johanna Mross. Die nach eigenen Angaben erste "Patchwork-Country-Rock-Band" der Welt erfreute mit locker-unbeschwertem Country-Pop, aber durchaus auch nachdenklichen Tönen.   (Bertram Lenz) +++



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