Impulse von Stefan Buß: Gott sehnt sich nach dem Menschen
Der Stadtpfarrer bei O|N.
Archivfoto: O|N/Hendrik Urbin
25.10.2023 / FULDA -Der Kirchenvater Augustinus bekannte schon vor mehr als 1500 Jahren: Gottes Sehnsucht ist der Mensch. Während Psalm 8 noch die Frage stellt, wer denn der Mensch sei, dass Gott sich um ihn kümmert, scheint für Augustinus die Antwort schon ganz klar: "Gott sehnt sich nach dem Menschen". Das ist eine gewaltige Aussage.
Der Schöpfer aller Welten, der große und erhabene, der ferne und so unbegreifliche Gott, der den Kosmos mit all seinen Gestirnen und Planeten geschaffen hat, sehnt sich nach uns. Nach den Kleinen und den Großen, nach den Alten und den Jungen, nach den Starken und den Schwachen, nach dir und nach mir. Ja, er liebt uns und will Gemeinschaft mit uns haben. Wie der Hirte sein verloren gegangenes Schaf vermisst (vgl. Lk. 15, 1-7), sich aufmacht und sucht, bis er es findet, so vermisst Gott uns. Jeden Einzelnen will er bei sich haben.
Woher wissen wir das? Schon auf der ersten Seite der Bibel lesen wir von Gottes Suche nach dem Menschen. Als dieser sich vor ihm versteckt, ruft Gott nach ihm: "Adam, wo bist du?" (Gen. 3,9). Aber sein Verlangen nach uns erschöpft sich nicht im Rufen. Er hat uns besucht, bezeugt Zacharias in seinem Lobgesang: "Gelobt sei der Herr, denn er hat sein Volk besucht aus der Höhe" (Lk 1,68). Gott hat sich aufgemacht aus seiner Herrlichkeit in das Dunkel dieser Welt. Er hat sich klein gemacht und ist in Jesus als Kind geboren worden, um uns nahe zu sein. Wie groß die Sehnsucht Gottes nach der Beziehung zum Menschen ist, können wir in besonderer Weise dem Leben und Handeln Jesu ablesen.
Gerade weil der Mensch ein Beziehungswesen ist, weil er auf Ansprache, Zuneigung, Zärtlichkeit und Zugehörigkeit angewiesen ist, braucht es mehr als körperliche Heilung, um heil zu werden. Wirklich wiederhergestellt im tieferen Sinn sind wir erst, wenn Gott uns Glauben schenkt. Wenn uns aufgeht, dass er nicht nur möchte, dass es uns wieder gut geht, dass wir endlich aus eigener Kraft unser Leben weiterführen können, sondern dass er uns in die Beziehung zu sich ziehen will. Das ist unsere tiefste Berufung, die Wiederherstellung unserer Beziehung zu ihm. Der Hl. Augustinus hat diese Sehnsucht in seinem Wort zusammengefasst: "Unser Herz ist unruhig, bis es Ruhe findet in Dir, o Gott. (Stefan Buß) +++