Sieger des ADAC-Clubsport Rallye Sprintcups
Tolles Finale der deutschen Rallye-Nachwuchs-Elite in Willofs
Ein bisschen Show muss sein: Satorius peitscht seinen Boliden über den legendären Rundkurs in Willofs.
Fotos: goa
15.10.2023 / SCHLITZ -
Man nehme die 16 Landessieger des ADAC-Clubsport Rallye Sprintcups auf identischen Boliden, eine legendäre Rallye-Rennstrecke und einen lokalen Motorsportverein mit insgesamt rund 100 Helfern, für den Rallye-Großveranstaltungen lange Zeit zur DNA gehörten: am Samstag drehten in Schlitz-Willofs zum Bundesendlauf der besten Junioren endlich mal wieder röhrende Rallyeboliden ihre Runden im Vogelsbergort. Ein alles überragender Sieger in allen vier Wertungsprüfungen, keine Unfälle, beste äußere Bedingungen auf einer perfekt präparierten Strecke und ein höchst zufriedener AC Schlitz – so lautet die Bilanz eines gelungenen Samstags, an dem man in einer beeindruckenden Einlage auch am Profi-Rallyesport schnuppern durfte.
Zur gezielten Förderung des Motorsportnachwuchses hatte der ADAC in seinen Regionen Nord, Süd und Mitte für Fahrer zwischen 15 und 29 Jahren zum zweiten mal den Rallye Sprint Cup ausgeschrieben. In einem Lehrgang und vier Rennterminen hatten sich die besten Fahrer im Laufe des Jahres qualifiziert. Am Samstag fand zur Freude des ADAC-Landesverbands Hessen / Thüringen und des vor Ort verantwortlichen Automobilclubs Schlitz das große Finale der Landessieger statt, bei dem die Piloten in vier Wertungsprüfungen mit zwei verschiedenen, vom ADAC gestellten Rennwagen ihr Können unter Beweis stellen mussten. Keine Frage: hier ging es nicht nur um einen "normalen" Sieg von bundesweiter Bedeutung, sondern auch um die weitere Perspektive in Sachen Förderung, denn ohne Förderung und Aussicht auf Sponsoren ist Leistungs-Motorsport nicht vorstellbar.
Etwas unterrepräsentiert war die weibliche Komponente im Pilotenfeld, denn mit der 25-jährigen Saarländerin Kristin Trampert hatte sich nur eine Dame qualifiziert. Kristin hat sich bereits mit Meistertiteln im Kart und beim Auto-Slalom einen Namen gemacht und ist wie im Vorjahr beim Bundesendlauf dabei. Motorsport ist bei ihr kein Zufall - sowohl der Opa als auch der an der Strecke mitfiebernde Papa waren hier aktiv, erzählt ihre zu Recht stolze Mutter in der Boxengasse. An Ende reihte sich Kristin auf Platz 7 des Klassements ein – in der Tabelle des charmantesten Lächelns war sie aber punktleich mit ihrer Mama klare Siegerin.
Einer, der den Weg vom Nachwuchs- zum Profi-Rallyepiloten erfolgreich gegangen ist, war persönlich vor Ort: der 32-jährige Südhesse Björn Satorius, der seit 2010 den Rallyesport betreibt. Schon in 2012 war er Motorsportler des Jahres beim ADAC Hessen-Thüringen. Satorius schaffte es als Privat-Team, sich im großen Zirkus der Deutschen Rallyemeisterschaft zu etablieren – und hatte seine zwei Schätze mitgebracht: den Ford Fiesta Rallye II und seine Partnerin und Copilotin Hanna Ostlender. Hanna war in Willofs nur Zuschauerin, aber der allradgetriebene Rennwagen war sowohl im Fahrerlager, als auch mit seinem unverkennbar röhrenden 300 PS - 1,6 Liter-Turbomotor und seinem Dompteur Satorius am Gaspedal ein absoluter Leckerbissen auf dem Rundkurs. Der Südhesse kennt und liebt die Strecke von den legendären DRM-Vogelsberg-Rallyes, als tausende Zuschauer Willofs zu einer Motorsporthochburg machten. "Ich verbinde viele schöne Erinnerungen an den Kurs und habe mich schon das ganze Jahr gefreut, hier als Gast eine Einlage zu fahren. Mir liegt die Nachwuchsförderung sehr am Herzen, daher ist diese Rennserie des ADAC eine tolle Sache!" Auch für die Hausherren hatte er ein großes Lob: "Die Organisation hier in Schlitz ist wie immer perfekt - hier weiß man ja bestens, wie man Rallye-Events aufzieht!"
Überragender Sieger Colin Dünker
Einigen Teilnehmern bescheinigte Satorius viel Potenzial. "Da werden wir von dem einen oder anderen ganz sicher noch viel Gutes hören!" Allen voran muss man da wohl den aus Ahrweiler kommenden Gesamtsieger Colin Dünker nennen. Der als Führender angereiste Junior fuhr mit Copilot Fabian Peter in allen vier Wertungsprüfungen, also mit allen vier eingesetzten Fahrzeugen, Bestzeiten, und zwar in überragender Manier. Dünker hatte bereits in der DRM2-Saison bei der Rallye Saarland-Pfalz ein aufsehenerregendes Gastspiel mit tollen Resultaten gegeben und wurde dort vom Team Satorius maßgeblich unterstützt. "Colin ist nicht nur ein klasse Pilot, sondern er saugt alles auf, was er an Coaching bekommt und setzt es perfekt um!" Weniger gut lief es für das einzige qualifizierte hessische Gespann: Marcus und Jan Müller vom AC Bensheim landeten auf Rang 15.
Zufriedenes Fazit und viele positive Rückmeldungen
Einer der hauptverantwortlichen Strippenzieher zog in einer Doppelfunktion ein sehr zufriedenes Fazit: Rene Burkard ist sowohl Sportleiter beim AC Schlitz, als auch das für Motorsport zuständige Vorstandsmitglied beim ADAC Hessen-Thüringen. Etwa 60 Vereinshelfer plus 30 Helfer der Freiwilligen Feuerwehr hatten ganze Arbeit geleistet. "Sowohl die Nachwuchs-Aktiven als auch die Eltern und Mitglieder der anderen Verbände haben uns für die Organisation und reibungslose Durchführung sehr gute Rückmeldungen gegeben! Ein Fahrzeug landete mal im Acker und musste herausgezogen werden, ansonsten gab es aber keine Unfälle."
So mancher Zuschauer dachte etwas wehmütig an die guten alten DRM-Rallyes in Willofs zurück. Es bleibt angesichts hoher Auflagen allerdings sehr fraglich, ob die osthessischen Motorsportfans nochmal in den Genuss einer solchen Kultveranstaltung kommen. Appetit machte der ADAC-Junioren-Endlauf jedenfalls! (goa) +++