Jubiläumsprogramm erfreute die Mitglieder
Kolpingsfamilie hielt Rückschau auf 160 Jahre Jung-Sein
Foto: Rene Kunze
15.10.2023 / HÜNFELD -
Zukunftsgewandte Grußworte, die zu Verantwortung, Mut und Solidarität aufforderten, ein rustikales "Woarscht"- und Käsebuffet, Kolpingsfamilien von nah und fern, gut gelaunte Gäste, musikalische Unterhaltung und ein überaus kurzweiliges Programm. Damit waren alle Voraussetzungen gegeben für eine sehr schöne Feier zum 160. Geburtstag der Hünfelder Kolpingsfamilie in der Stadthalle Kolpinghaus, was im Rückblick von den zahlreichen Gästen bestätigt wurde.
"Arbeit" aus biblischer Sicht
Pfarrer Stefan Remmert orientierte sich in seinem Grußwort an Adolph Kolping als "Gesellenvater" und thematisierte den Aspekt "Arbeit" aus biblischer Sicht: Den katholischen Ansatz als Pflicht, Mühsal und Teil der Schöpfung, den evangelischen Ansatz als "rein weltlich, um das eigene Leben zu erhalten und dem Nächsten zu helfen." In beiden Fällen aber sei Arbeit ein Geschenk Gottes."Der Mut wächst, je größer die Hindernisse sind!" Mit diesem Zitat Kolpings eröffnete Brigitte Kram ihre Rede und forderte dazu auf, gegen Resignation und Negativnachrichten anzukämpfen. Die neu gewählte Vorsitzende des Kolping-Diözesanverbandes Fulda (DV) ermutigte vielmehr dazu, Zukunft aus der Gegenwart heraus zu gestalten, besonders dann, wenn die Gegenwart schwierig sei. Das erfordere Mut und einen lebendigen Glauben.
Den "geselligen Unterhaltungsteil" des Abends eröffnete Josef Richter, langjähriger Vorsitzender des DV Fulda, mit einem Einblick in die Arbeit von Kolping International. Richter bezog sich auf viele persönliche Begegnungen mit Menschen u.a. aus Myanmar, Kenia und Kolumbien. "In diesen Ländern schafft es Kolping, den Menschen Halt, Orientierung und Sinn zu geben, indem insgesamt 150 Projekte weltweit mit über 120 Millionen Euro unterstützt werden", so Richter. Dies gelinge aber nur, wenn viele `kleine Zahnräder´, die Kolpingsfamilien, das große `Schwungrad´, Kolping International, in Gang hielten. So schafften es die Menschen, etwas aus sich zu machen, nicht nur zum eigenen Wohl, sondern zum Gemeinwohl, um Glück und Segen zu verbreiten.
Zu einem kurzen "Intermezzo" trafen sich dann Burkhard Melzer, der Moderator des Abends, und Dieter Hohmann vom Leitungsteam auf der orangenen Kolpingbank, wo Hohmann eigentlich Hermine "Minni" Höfer als ältestes Kolpingmitglied und Zeitzeugin bis hinein in den Nationalsozialismus interviewen wollte. Aus familiären Gründen musste Minni Höfer leider absagen.
Kurzweilige Historie
In einem Rückblick auf die 160 Jahre seit 1863 beleuchteten Berthold Schwalbach und Dietmar Weidenbörner in Mundart Geschichte, Entwicklung und Bedeutung der Hünfelder Kolpingsfamilie. Alte Protokollbücher und Schriften lieferten ihnen die überaus kurzweilig aufbereitete Historie, selbstredend mit einer Vielzahl von Anekdoten versehen. Von der Vereinsgründung, "gegründ 1863 in Leopolds Wertschaft mit 14 Liet als de allererscht Verei in Hiefäld", über die Einweihung, "des erscht Gesallehus wur 1904 iegeweiht", leitetet die beiden Platt-Spezialisten über zum Nationalsozialismus, "von de Nazis drangsaliert", bis hin zum Kinoevent im Kolpinghaus, den "Rhönlichtspielen im Gesallehus".Begonnen hatte der runde Geburtstag mit einem Festgottesdienst in der St.-Jakobus-Kirche. Präses Pfarrer Reinhold Kircher zelebrierte gemeinsam mit Stadtpfarrer Dr. Michael Müller und dem Provinzial der Oblaten, Pater Felix Rehbock, der auch die Predigt hielt. Dabei äußerte Rehbock drei Wünsche, die sich am Tagesevangelium orientierten: Jeder Mensch möge den Sinn seines Lebens erkennen und Mitmenschen dabei helfen, damit dies ebenfalls gelinge. Jeder Mensch möge die Chance bekommen, im fairen Umgang miteinander diesen Sinn auch zu verwirklichen. Letztendlich gehe es dann darum, im fairen Umgang miteinander gemeinsam Lösungen für die vorhandenen Probleme zu finden.
Nachdem die zahlreichen Bannerträger und -innen sich auf den Weg zur Stadthalle gemacht hatten, gedachten die Kolpinger ihrer verstorbenen Mitglieder in einer Totenehrung vor dem Kolpinghaus, musikalisch umrahmt von einem Bläserquartett unter Leitung von Martin Gensler. (pm/bl) +++