Nachdreher zur SG Barockstadt

Momente des Glücks, aber auch der Qualität, neigen sich auf die Seite der SGB

Wird zunehmend ein Rückhalt seines Teams: SGB-Keeper Samuel Zapico
Fotos: Jonas Wenzel/yowegraphy

10.10.2023 / FULDA - Ein Sieg zum passenden Zeitpunkt, ein läuferisch und kämpferisch starkes Team, das zudem taktisch diszipliniert auftrat: Fan-Herz der SG Barockstadt Fulda-Lehnerz, was willst du mehr? Natürlich hing der 2:0-Heimsieg gegen die spielstarke U21 des Bundesligisten Eintracht Frankfurt am seidenen Faden - doch war man hinterher nicht geneigt zu sagen: Die SGB hatte sich das Glück erarbeitet oder sie hatte das Glück des Tüchtigen. Solche Siege schmecken besonders süß. So, dass es einem als Anhänger des Fuldaer Teams fast warm ums Herz wurde. 

Durch den Dreier bleibt die SGB mittendrin im Geschäft der besten Plätze in der Regionalliga Südwest. Dass sie auf Platz sieben liegt, ist weniger wichtig. Wichtiger ist, dass sie nur fünf Punkte Rückstand auf den neuen und alten Tabellenführer VfB Stuttgart II hat; da die Kickers auf Rang zwei folgen, kommt das Führungsduo aktuell aus Stuttgart. Die SGB hat am Samstag dieser Woche frei; die Partie bei der U23 der TSG Hoffenheim ist verlegt - und findet voraussichtlich am Mittwoch, 25. Oktober, statt.  Die ausstehenden Aufgaben der Vorrunde: 21. Oktober TSG Balingen Fußball (H), 28. Oktober Schott Mainz (H), 4. November Bahlinger SC (A), 11. November FSV Frankfurt (H). 


Auch für Dritte gilt längst - und am Sonntag galt das besonders: ein Spiel der SG Barockstadt, das muss ich mir mal ansehen. Imponierend, wie die SGB die diffizile Aufgabe gegen den Eintracht-Nachwuchs als Mannschaft löste. Imponierend auch, wie sie sich defensiv stets half und den einen oder anderen Fehler im Aufbau ausbügelte, nachdem der Kontrahent dynamisch, technisch gekonnt und mit viel Tempo umschaltete.

Lohn der psychischen und physischen Arbeit - Hillmann hilft dem Team

"Wir waren von Anfang an sehr gut im Spiel gegen den Ball", sagte Trainer Sedat Gören, "waren griffig im Zweikampf uns sehr laufstark". Die psychische und physische Arbeit lohnte sich: Kevin Hillmann, der seiner Mannschaft Robustheit im Spiel Eins gegen eins, Stabilität und hier und da fußballerische Schläue verlieh, flankte - und Gal Grobelnik traf. Ein Tor, das man nicht jeden Tag macht. 

Gören sah zudem, wie er sagte, einen "Knackpunkt" - als Nico Rinderknecht noch in der ersten Halbzeit im Strafraum gefoult wurde; auch hier hätte es Elfer heben können. Man sollte vorsichtig sein, nach einer derart stimmigen Teamleistung, wie sie die SGB bot - nur im Spiel mit dem Ball bleiben ist nach wie vor einiges zu verbessern -, einzelne Spieler zu nennen. Andererseits ist es so schlimm nicht.

Tolle Teamleistung - Zapico, Rinderknecht und Habermehl punkten

Zum einen den jungen Milan Habermehl. Schon in einigen Kurzeinsätzen zuvor bewies er, dass er dem Team helfen kann. So war es auch am Sonntag: kaum im Spiel, besetzte er nach einem Standard einen torgefährlichen Raum, hatte ein Näschen für den zweiten Ball - und traf mit dem Fuß zum vorentscheidenden 2:0. Wenige Minuten, nachdem er ins Spiel gekommen war. Defensiv wissen alle, was er kann.

Natürlich auch Samuel Zapico. Nach knapp 55 Minuten wehrte er Futkeus Elfer ab - sicherte die 1:0-Führung und ebnete den Weg nicht nur bald folgenden 2:0, sondern auch zum Sieg. Zudem hielt er kurz vor Ende der regulären Spielzeit die Null, als er Futkeus Flachschuss per Fuß meisterte. Zapico hat sich endgültig zum Rückhalt herausgeschält, nachdem er die SG schon in einigen Spielen zuvor im Spiel gehalten hatte.

Starke Innenverteidiger: Antizipierender Ganime, "letzte Instanz" Frey

Oder Nico Rinderknecht. Er wird zunehmend stabiler in seinen Leistungen und unterstützt Patrick Schaaf, die Räume im Zentrum gut zu besetzen - auch offensiv tritt er selbstbewusster auf. "Nico wird von Spiel zu Spiel besser", lobt Gören, "er hat seit sechs oder sieben Monaten keinen Fußball gespielt. Spiel-Fitness ist nicht gleich Trainings-Fitness. Nico hat heute einen Step drauf gemacht".

Nicht zu vergessen: Überdurchschnittlich gut waren auch die Leistungen der beiden Innenverteidiger. Eric Ganime war stets präsent, antizipierte gut, war zweikampfstark und verteidigte vorwärts. Und Aaron Frey schält sich als die personifizierte Beständigkeit auf hohem Niveau heraus. Als "letzte Instanz" beschenkte er sich selbst an seinem 26. Geburtstag.

"Nach dem 2:0 nicht mehr so präsent, und wir hatten ein bisschen Spielglück"

So vielen positiven Momenten stehen - natürlich - auch noch Defizite gegenüber. Neben dem Verhalten im Ballbesitz oder dem Spiel mit dem Ball gehört auch der Umgang mit der 2:0-Führung dazu - und in der Schlussviertelstunde der  nach der völlig überzogenen Roten Karte gegen Frankfurts Brauburger. "Nach dem 2:0 waren wir nicht mehr so griffig und präsent", urteilte Gören, "und wir hatten insgesamt ein bisschen Spielglück".

Kann man sagen. Eintracht-Trainer Kristjan Glabo brachte es so auf den Punkt: "Wir waren nicht effizient genug. Wir hatten unsere Momente. Schlüsselmomente, die gegen uns gelaufen sind." Vor allem seinem Goalgetter Noel Futkeu lief das Glück nicht eben hinterher. Elfer verschossen, die späte Chance nicht genutzt, in Halbzeit eins die falsche Entscheidung bei einer guten Möflichkeit getroffen - ganz gewiss war es nicht sein Tag. 

Auch die Rote Karte etikettierte Glabo ("die darfst du nie geben") als Schlüsselmoment. Ansonsten war er mit der Art und Weise, mit der Leistung seiner Mannschaft "sehr zufrieden". Abgesehen davon, dass sein Verteidiger beim 0:1 "den Körper besser reinstellen musste". Unterm Strich bilanzierte er aber: "Ein Spiel, wie es mal in der Regionalliga vorkommt". (wk)

OSTHESSEN|NEWS meint: Wer bislang noch nicht bei den Heimspielen der SG Barockstadt Fulda-Lehnerz zu Gast war in der Johannisau, der sollte sich die Chance demnächst nicht entgehen lassen. +++

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