Der Stadtpfarrer bei O|N
Impulse von Stefan Buß: Der Hl. Franziskus und die Tiere
Archivfoto: O|N/Hendrik Urbin
07.10.2023 / FULDA -
Franz von Assisi gilt als Tierliebhaber. Seine Liebe zu den Tieren hat jedoch weniger den Charakter von sentimentaler Kuscheltiermentalität, sondern entspringt seiner Gottesbeziehung. Zwei Aspekte lassen sich nennen, die für Lebensbeschreibungen von Heiligen von besonderer Bedeutung sind. Das gute Verhältnis der Heiligen zu Tieren steht für ihre besondere Vollkommenheit. Ihre Aura der Friedfertigkeit nimmt selbst wilden Tieren die Angst vor dem Menschen und lässt sie einander nahekommen.
In die Schöpfung, die bislang noch in Geburtswehen liegt, ist das Gesetz vom "Fressen und Gefressen werden" eingeschrieben und "Der Stärkere setzt sich durch". Das Paradiesische einer neuen Schöpfung schwingt in der Vision vom Tierfrieden etwa in der Verheißung des Propheten Jesaja mit: "Dann wohnt der Wolf beim Lamm, der Panther liegt beim Böcklein. Kalb und Löwe weiden zusammen, ein kleiner Knabe kann sie hüten. Kuh und Bärin freunden sich an, ihre Jungen liegen beieinander. Der Löwe frisst Stroh wie das Rind. Der Säugling spielt vor dem Schlupfloch der Natter, das Kind streckt seine Hand in die Höhle der Schlange" (Jesaja 11,6–8).
Seine Haltung war klar religiös (christologisch) motiviert. Dennoch liegt er mit seinem Verständnis nicht allzu weit von unserem modernen Tierschutz entfernt. Für Franziskus ist alles um seiner selbst willen da, gerade auch die Tiere, und nicht dafür, dass wir Menschen sie ausbeuten und als Massenware "verbraten". Dieses geschwisterliche Verständnis kann auch heute Vorbild sein und ist alles andere als kitschige und sentimentale Gefühlsduselei. (Stefan Buß) +++