Kommunen und Flüchtlinge
Die Situation ist verfahren - Nur: Purer Populismus hilft nicht weiter
Archivfoto: ON
27.09.2023 / KOMMENTAR -
Welch ein Gegensatz: 2015 hatte die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) den letztlich ins Leere laufenden Appell "Wir schaffen das!" formuliert, acht Jahre später konstatiert mit erfrischendem Realismus der frühere Bundespräsident Joachim Gauck: "Unser Herz ist weit, doch unsere Möglichkeiten sind endlich".
Beide Politiker haben mit ihren Worten versucht, Gefühle und Tatkraft freizusetzen, und doch scheint es, als wäre Gauck unendlich näher dran an den Befindlichkeiten der Bürger als Merkel es (je) gewesen ist. Gleichwohl ist die Problematik viel zu sensibel, um in den aktuell laufenden Wahlkämpfen missbraucht zu werden. Denn viel zu schnell ist man mit populistischen Parolen und Schlagzeilen bei der Hand, die eine brandgefährliche Stimmung erzeugen können.
Die Atmosphäre im Land ist schon jetzt aufgeheizt, was freilich kein Wunder ist, weil die Städte und Gemeinden - auch in unserer Region - unter der Verteilungslast von Geflüchteten leiden. Und ein Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht scheint, wenn Landrat Bernd Woide (CDU) im O|N-Gespräch prognostiziert, dass ab Oktober bis zu 70 Menschen wöchentlich dem Landkreis Fulda zugewiesen werden sollen. Dies würde schlicht eine Verdoppelung der gegenwärtigen Zahl bedeuten.
Eklatantes politisches Versagen
Die aktuelle Misere freilich ist ein eklatantes Versagen sowohl von Bundesregierung als auch seitens der EU, die unfähig scheinen, sinnvolle Regelungen zu treffen und die Verantwortung letztlich auf die Landkreise beziehungsweise die Kommunen abwälzen. Im Minutentakt aufs Tapet gebrachte Vorschläge wie von Innenministerin Nancy Faeser (SPD) dienen auch mehr dazu, für punktuelle Beruhigung zu sorgen.Foto: O|N - Archiv / Laura Struppe