Am Mittwoch: Steinbach fordert Hünfeld

Derby, Flutlicht, Mühlengrund - Tabellenstände sind egal

Jemal Kassa (m.) und der HSV sind in bestechender Form und wollen auch das Derby gegen Steinbach gewinnen
Archivfoto: ON/Bernd Vogt

26.09.2023 / OSTHESSEN - Wenn das Flutlicht im Mühlengrund angeknipst wird, herrscht besondere Stimmung. Erst recht, wenn es zu einem Derby kommt. Prestige liegt in der Luft, Zuschauer zünden sich noch ein bisschen mehr an als sonst - und die sportliche Lage tut ein Übriges. Jeder weiß, dass der Tabellenstand in einer solchen Nachbar-Konstellation egal ist. Wer es trotzdem wissen will: Der SV Steinbach, nach dem 2:0-Heimsieg gegen Dietkirchen vom Sonntag Elfter der Tabelle, fordert den Hünfelder SV heraus. Der erwischte am Samstag beim 8:2-Erfolg gegen Waldgirmes einen Sahne-Tag. Hünfeld ist Zweiter. Anstoß am Mittwoch: 19 Uhr.

Rückblende: Das Hinspiel zwischen beiden ist erst gut acht Wochen her. Manche erinnern sich so gut daran, als sei es erst gestern gewesen. Hünfeld deutete nach bärenstarker erster Halbzeit und einer 3:0-Führung bis zur Pause das an, womit sich das Team in den folgenden Wochen in Fahrt brachte: starke physische Verfassung, mannschaftliche Stabilität, Spielfreude. Vidovic, Fröhlich und Simon trafen. Steinbach kam nach ordentlicher zweiter Halbzeit zurück, Prokopenko und Stadler verkürzten zum 2:3-Endstand. Manche sagen auch mit einem Schuss Ironie und fußballerischem Gefühl: Guck doch, wo beide Teams jetzt stehen. 

Beide treten mit frischem Selbstvertrauen an. Nicht zuletzt der SV Steinbach. "Einfach gewonnen. In der zweiten Halbzeit haben wir über weite Strecken auch guten Fußball gespielt", sagt Petr Paliatka, "drei Punkte, wo vorher jeder gesagt hat: jetzt musst du gewinnen. Doch das musst du erstmal in dieser Situation". Und der Trainer ergänzt: "Das war eigentlich viel schwerer, als es das Spiel am Mittwoch wird. Das ist komplett anders." Sein Team fühlt sich wohl in der Rolle des Außenseiters - falls es diese Ausgangsposition in einem Derby gibt - und kann nur gewinnen.

Prokopenko, Stadler, Reith: dreimal angeschwollener Knöchel

Deshalb fügt der Coach an: "Es ist ein Derby wie immer. Wir können befreit aufspielen. Aber wir wollen das Spiel gewinnen." Anfangs glaubte ihm nicht jeder, als Paliatka betonte: "Es sind 18 Mann in unserem Kader. Wir werden alle brauchen." Diese Situation ist eingetreten, personell ist beim SVS der Wurm drin, wie ein roter Faden zieht sich das durch die letzten Spiele. Gleich drei Spieler holten sich am Sonntag einen dicken Knöchel ab: der verbesserte Philipp Prokopenko, Angriffs-Fixpunkt Max Stadler sowie Kopfball-Torschütze und Fußball-Leitfigur Alex Reith.

"Ich habe am Montagmorgen WhatsApp-Bilder gekriegt. Es sieht nicht schön aus", macht uns Paliatka schlau; er meint vor allem Prokopenko und Stadler. Kramen wir noch etwas in der Personality-Satire: Juan Manuel Paez hatte sich vor zwei Wochen das Kreuzband gerissen, Luca Uth, Jannis Kehl und Lukas Hildenbrand kehren langsam zurück. Ihre Belastbarkeit aber ist ebenso relativ wie schwierig: Uth feierte am Sonntag einen hoffnungsvollen Kurzeinsatz, trainierte am Freitag aber erstmals seit längerer Zeit mit der Mannschaft. Kehl kämpft infolge seiner Erkrankung noch mit Asthma-Problemen, Hildenbrand sammelte eine Halbzeit bei der Zweiten Spielpraxis; er hat fünf Wochen Trainings-Rückstand. 

Positiv: Marlon Weitz bestritt am Sonntag sein Hessenliga-Debüt von Beginn an. Im vergangenen Punktspiel in Griesheim wurde der Hohenrodaer eingewechselt, im Pokal in Leusel durfte er eine Halbzeit ran - und jetzt von Sekunde eins an. Weitz spielte durchaus beherzt und gab kurz vor seiner Auswechslung die Vorlage zu Akif Kovacs 2:0. Übrigens steht dem SVS ein Goldener Oktober bevor - nach dem Derby gegen Hünfeld folgen: Samstag Alzenau (A), Dienstag Marburg (H), Sonntag Walldorf (H), Samstag Hanau (H), Samstag drauf Erlensee (A).

Hünfelder SV: Alles muss erarbeitet werden

Die Brust könnte bei den Kickern des Hünfelder SV kaum größer sein - doch auch für den 8:2-Heimsieg gegen Waldgirmes gab's nur drei Punkte. Auch wenn vor allem der dreifache "Jemo" Kassa nicht nur seinen Geburtstag genoss, sondern auch mit der warmen Spätsommer-Sonne um die Wette strahlte. Das aber galt für das gesamte Offensiv-Verhalten des HSV. Das Spiel vom Samstag, das man in seiner Art nicht alle Tage erwischt, wurde im Montags-Training kurz analysiert. Man werde aber nur kurz zurückblicken, sagte Coach Johannes Helmke - weil er und sein Team vielmehr vorausschauen.

"Uns steht solch ein interessantes Derby bevor am Mittwoch. Da ist es gar nicht so schwer, die Spieler wieder einzufangen." Denn alles spricht für Hünfeld: die momentane Form, das Hoch-Gefühl und die Euphorie allenthalben. Deshalb schärft der Coach die Sinne und betont: "Uns erwartet sicherlich ein richtiges Derby." Er weiß das und warnt seine Spieler - falls es einer noch nicht begriffen hätte: "Wir werden in vielen Zweikämpfen gefordert. Diese anzunehmen und mehrheitlich zu gewinnen. Aber wir werden auf Steinbachs Stärken hinweisen."

Helmke: Wollen die Euphorie mitnehmen

Doch irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass der HSV den Fußball - in dem man sich ansonsten alles erarbeiten muss - momentan genießt: "Wir freuen uns mega auf das Spiel. Wir sind gut drauf. Auch Steinbach hat Selbstvertrauen getankt. Die Temperaturen sind gut." Mit anderen Worten: Jeder ist aufgefordert, in den Mühlengrund zu kommen. Noch eines begleitet den Gast - läuft es gut, ist das ein Selbstläufer. Helmke fügt hinzu: "Wir wollen die Euphorie, die in Mannschaft, Verein und Umfeld herrschen, mitnehmen."

Personell gibt es beim HSV nicht wirklich etwas Neues. Auf einen Einsatz von Jonas Simon zu hoffen, würde sehr viel Optimismus bedeuten; er hat Knieprobleme. (wk) +++















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