30 Jahre Wohnraumhilfe
Ideen, aber keine Patentlösungen gegen die Wohnungsnot in der Region
Fotos: Christopher Göbel
14.09.2023 / BAD HERSFELD -
Die Wohnraumhilfe in Bad Hersfeld feiert in diesen Tagen das 30-jährige Bestehen. Ein Aktionstag auf dem Linggplatz am Montag bildete den Auftakt der Feierlichkeiten, am Mittwoch standen ein Gottesdienst und eine Podiumsdiskussion mit Landtagsabgeordneten und Experten in der Matthäuskirche auf dem Programm.
Frauenrunde zur Diskussion
Der Diskussion, die Stadtkirchenpfarrer Frank-Nico Jaeger moderierte, stellten sich die Landtagsabgeordneten Tanja Hartdegen (SPD), Kaya Kinkel (Grüne), die CDU-Kandidatin Stefanie Klee, Karola Günther, Regionalgeschäftsführerin von "Der Paritätische Hessen" aus Fulda, Bad Hersfelds Bürgermeisterin Anke Hofmann und Tina Schmidt von der Wohnraumhilfe Bad Hersfeld. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde vor den rund 60 Zuhörern stieg Jaeger mit den Worten "Es herrscht ein unerträglicher Missstand in unserem Land" in die Diskussion ein. Ziel der Bundesregierung sei, dass bis 2030 jeder ein bezahlbares Dach über dem Kopf haben solle. Doch wie könne das funktionieren?Agieren, bevor Menschen obdachlos werden
Kinkel sagte, dass die Hürden in den Verwaltungsprozessen für Wohnungssuchende sehr hoch seien. "Es braucht Menschen, die bei Behördengängen helfen", so Kinkel. Ihr sei Prävention wichtig: "Wir müssen die Menschen erreichen, bevor sie ihre Wohnung verlieren." Das Sozialbudget müsse erhöht werden und auch die Zahl der Streetworker und von Mitarbeiterinnen in den Frauenhäusern müssten laut Kinkel erhöht werden.Tina Schmidt wies darauf hin, dass das Problem der Wohnungslosigkeit das ganze Jahr über bestehe. "Im Winter gibt es in manchen Städten Angebote wie die Kältebusse, aber was ist im Sommer?" Sie habe in Frankfurt am Main studiert und wisse, dass Obdachlose im Sommer statt unter Kälte eben unter der Hitze leiden müssten. "Es muss ganzjährig etwas getan werden".
Einigkeit, dass etwas getan werden muss
Die Talkrunde fand - wie man es auch nicht hätte erwarten können - keine Patentlösungen. Einig war man sich, dass etwas getan werden müsse. Ideen gab es auch aus dem Publikum. Bestehende Häuser mit großen Wohnungen umbauen, um mehr Single-Wohnungen zu schaffen oder der Vorschlag, dass jeder Festspielbesucher einen Euro zahlen solle, um Sozialwohnungen zu finanzieren, waren Ideen von Zuhörern. Letzteren Vorschlag lehnte Hofmann aber direkt ab: "So einfach ist das nicht", so die Bürgermeisterin. Es sei klar geregelt, welche Einnahmen für welche Zwecke eingesetzt werden dürften. Und Geld der Festspiele könne "nicht einfach" in den Wohnungsbau geschoben werden.Im Anschluss an die Podiumsdiskussion hatte die Wohnraumhilfe bei Kaffee und Kuchen noch zum Austausch und einer Ideensammlung eingeladen. Am Freitag können sich Interessierte von 10 bis 15 Uhr in der Wohnraumhilfe (Güldene Kammer 6) an einem Tag der offenen Tür über die Arbeit informieren. (Christopher Göbel) +++