"Durststrecke" beendet
Nach 100 Jahren greift neuer Verein das Bierbrauen wieder auf
![Erste Fassbierverköstigung beim "Schottener Feierabendmarkt".](https://oshessen-news.b-cdn.net/images/23/09/xl/11750123-2023.08.11-braumit-egh4827-002.jpg)
Fotos: Braumit / goa
14.09.2023 / SCHOTTEN - Eine "Schottener Durststrecke" könnte man die vergangenen hundert Jahre im wahrsten Sinne des Wortes nennen – doch diese geht nun zu Ende. 1924 machte die letzte Schottener Brauerei, "Gebrüder Carl Schmidt", die Türen dicht, und genau ein Jahrhundert später gründete sich ein Verein, um endlich wieder "eigenes" Bier in Schotten anzubieten.
Stefan Schäfer ist von Haus aus Elektriker und Diplom-Ingenieur für Umwelt- und Hygienetechnik, arbeitet aber seit 25 Jahren als selbständiger ITler. Doch der 58-jährige zugezogene Schottener hat eine besondere Leidenschaft: Er tüftelt nicht nur an technischen Dingen herum, sondern auch an allem, was sich genussvoll trinken lässt. Über einen Bekannten kam er auf die Idee des Experimentierens im Bereich des Bierbrauens. "So entstand das Brauen vor zwei Jahren als mein neues Hobby". Ein breites Lächeln legt sich auf sein Gesicht: "Und inzwischen habe ich bereits zehn völlig verschiedene Biersorten in meinem Rezeptbuch stehen, die zum Teil an bekannte Biersorten angelehnt sind oder durch sie inspiriert wurden, zum Teil aber auch komplette Eigenkreationen, die ich mir selbst ausgedacht habe!"
Hobby – Workshops - Verein
Das erste Vereinsbier nach eigener Rezeptur
Der junge Verein startete gleich durch und plante seine ersten öffentlichen Auftritte. Beim Historic Grand Prix Mitte August sollte ein nach eigener Rezeptur, jedoch an einem Drittort gebrautes Fassbier im Ausschank sein. Mit Hunfelt Bräu in Burghaun wurde hierfür eine kleine regionale Brauerei gefunden und 2.500 Liter Fassbier in Auftrag gegeben.Schäfer zu dem spannenden Prozedere: "Bei Hunfelt handelt es sich um eine reine Biobrauerei, alle verwendeten Hopfen- und Malzsorten müssen entsprechend zertifiziert sein. Wegen der zeitlichen Nähe musste ich eine nicht als Bioware erhältliche Hopfensorte meiner Rezeptur "blind" ersetzen – gesagt, gebraut." Als die Fässer der ersten Tranche in Schotten eintrafen, war sich der Vorstand einig: Man wollte noch vor dem Grand Prix als Premiere eine öffentliche Verköstigung anbieten, um zu sehen und zu schmecken, wie das eigene, noch völlig unbekannte Bier denn ankommt.
Eine eigene kleine Brauerei entsteht
Derzeit sind die hochmotivierten Vereins-Aktiven dabei, den größten eigenen Wunsch umzusetzen: durch Umbaumaßnahmen entsteht in einer ehemaligen Metzgerei die vereinseigene kleine Brauerei. Schäfer: "Spätestens zur Weihnachtszeit wollen wir ein, zwei eigene Sorten im Ausschank haben!"Die Gemeinnützigkeit des Vereins sei zwar trotz der von Juristen bestätigten Eignung der Satzung abgelehnt worden, das sei aber letztlich unerheblich. Als "Brau & Kulturverein" freue sich "Braumit e.V." auf die Zusammenarbeit mit anderen kulturinteressierten Vereinen, wie es die Satzung vorsehe. Ein ebenso glücklicher wie tatenhungriger Vorsitzender Stefan Schäfer weist abschließend auf einen Aspekt hin, der den jungen Verein zusätzlich inspiriere: "Vor 100 Jahren machte die letzte Schottener Brauerei, "Gebrüder Carl Schmidt", die Türen dicht – und genau ein Jahrhundert später sind wir nun am Start. Das gibt uns ein besonderes, positives Gefühl!" (goa) +++