IHK-Wirtschaftstag

Resilienz: "Nur 13 Prozent der Beschäftigten stehen hinter ihrem Arbeitgeber"

"Die Mitarbeiter müssen wissen, was im Unternehmen passiert": Konow plädiert für mehr Transparenz
Fotos: Marius Auth

07.09.2023 / FULDA - Die deutsche Wirtschaft ist im Dauerstress: Pandemie, Krieg, Energiepreise, Lieferkettenprobleme und Fachkräftemangel lassen Unternehmer ächzen und nach Lösungen für die Krise suchen. Resilienz, die ökonomische und psychologische Widerstandsfähigkeit, steht deshalb beim IHK-Wirtschaftstag am Freitag im Fokus. Auf dem Programm: nichts weniger als ein neues Wirtschaftssystem.



Die holzgetäfelten Wände im Walter-Bauer-Haus, dem Geschäftssitz der IHK Fulda, sind architekturgewordenes Führungsparadigma: Hierarchie, Abteilung, Silo. Michael Konow, Hauptgeschäftsführer seit 2020, sitzt in Turnschuhen auf dem Bürostuhl und erzählt von "New Work", dem neuen Verständnis von Arbeit, das Freiheit, Teilhabe und Mitbestimmung der Beschäftigten verlangt. Bitter nötig angesichts aktueller Studien: "Nur 13 Prozent der Beschäftigten haben eine hohe emotionale Bindung zu ihrem Arbeitgeber. 18 Prozent dagegen haben schon innerlich gekündigt, arbeiten aber trotzdem weiter. Das sind alarmierende Zahlen für Unternehmer."

Stress fürs Wirtschaftssystem arbeitet über die Makroebene bis ins kleinste Unternehmen. Wer anpassungsfähig ist, kann sich schneller auf neue Anforderungen einstellen - oder die überhaupt identifizieren: "Mitarbeiter müssen wissen, was im Unternehmen vor sich geht, dann können sie besser mitdenken. Ein betriebliches Vorschlagswesen ist eine gute Möglichkeit, von der Erfahrung und den unterschiedlichen Perspektiven der Mitarbeiter zu profitieren. Für den Unternehmer ist nicht nur die Selbstreflexion wichtig, er muss sich auch mit Menschen umgeben, die ihm die Meinung sagen - dann merkt er schnell, wenn er nicht auf dem richtigen Weg ist."

Chefsache Abwehrkräfte-Stärkung

Durch die Kommunikation auf Augenhöhe und Mitentscheidungsmöglichkeiten soll der Mitarbeiter quasi Miteigentümer werden - alles, um die vielgerühmte intrinsische Motivation zu befördern. Die trägt zum gesunden Arbeitsumfeld und psychischen Wohlbefinden bei, wie Interviews mit regionalen Unternehmen in der "Resilienz"-Ausgabe des IHK-Magazins bestätigen. Die Stärkung der Abwehrkräfte jedes einzelnen Mitarbeiters wird zur Chefsache. Am Ende stehen im besten Fall gemeinschaftliche Entscheidungen nach gemeinsamen Werten.

Neben der Betrachtung der Mikroebene des Unternehmens widmen sich die Referenten des IHK-Wirtschaftstags der Resilienz von Wirtschaftssystemen. Selbst der Megatrend "Künstliche Intelligenz" darf nicht fehlen. Nachdem in Coronazeiten Livestreaming-Events notgedrungen etabliert wurden, kann der Wirtschaftstag im alten Format nicht mehr so viele Besucher wie einst anziehen: "Früher waren es über 350 Besucher - wir haben bis jetzt erst knapp über 200 Anmeldungen. Kostenpflichtige Ganztagesveranstaltungen laufen nach Corona nicht mehr so gut - Onlinekonferenzen haben sich bei vielen Managern im Bewusstsein etabliert, allein aus Zeitgründen." (mau) +++

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