Brief an Stadtpolitiker

Das sind die Hochbrücken-Pläne der Umwelt-Aktivisten: Brunnen statt Brummis

An dieser Stelle stellen sich Umwelt-Aktivisten aus Bad Hersfeld statt der Hochbrücke eine parkähnliche Anlage vor.
Fotos: Christopher Göbel

05.09.2023 / BAD HERSFELD - "Die Vertreter des Aktivbündnisses Waldhessen, des Lärmschutzbeirats und der Klima-Initiative-Hersfeld sehen weiterhin starke Argumente auf Seiten der Stadt, um noch entscheidenden Einfluss auf die Planungen der DEGES zur Hochbrücke Einfluss nehmen zu können", heißt es in einem Brief an Bad Hersfelds Bürgermeisterin Anke Hofmann sowie alle weiteren Stadtpolitikerinnen und -politiker. Grund für das Schreiben sind die Planungen und bisherigen Konflikte um die Hochbrücke, einem wichtigen Teil der Bad Hersfelder Verkehrs-Infrastruktur.



Da die Brücke aus den 1960-er Jahren, eingeweiht 1968, auch die Bahnstrecke Fulda-Kassel überquert und Teil der Bundesstraße 324 ist, laufen die Planungen für eine Sanierung des Bauwerks bereits seit mehreren Jahren (O|N berichtete). Geplant ist laut der DEGES (Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH), das Brückenbauwerk ab dem kommenden Jahr komplett zu ersetzen - mit ähnlichem Aussehen wie bisher. Die Kosten hierfür sollen sich auf 36,5 Millionen Euro belaufen. Für die Bauarbeiten sind laut der DEGES fünf Jahre angepeilt.

Ideen bereits vorgestellt

Laut dem Bündnis aus Aktivbündnis Waldhessen, Lärmschutzbeirat und der Klima-Initiative Bad Hersfeld, seien an einem "Runden Tisch" unter anderem mit Bürgermeisterin Hofmann die alternativen Ideen bereits am 22. August dieses Jahres vorgestellt worden. "Danach ist es in keinem Falle notwendig, dass sich die Stadt in der kommenden Woche zu einer vorschnellen Entscheidung zur Annahme der Planungen drängen lässt. Denn das Hessische Verkehrsministerium als Entscheidungsbehörde muss sämtliche Unterlagen und Einwendungen vor einem Baubeschluss zunächst gründlich prüfen. Viele Befürchtungen und Ängste, die für den Fall einer Ablehnung der Planungen geäußert wurden, konnten entscheidend widerlegt werden", schreiben als Unterzeichner Paul Niewerth (Aktivbündnis Waldhessen), Dr. Joachim Dähn und Thomas Bös (Lärmschutzbeirat) sowie Gerd Heusel und Doris Hoffmann (Klima-Initiative Bad Hersfeld).

"Hessen mobil"-Regionalchef Peter Wöbbeking habe gesagt, dass die Hochbrücke "keinesfalls marode" sei. Laut dem Bündnis könne die Standzeit des Bauwerks durch teilweise Entlastung des Schwerverkehrs "deutlich verlängert" werden. Außerdem bemängelt das Bündnis, dass bisher eine Belastungsprüfung ausstehe. Das Bündnis habe Anke Hofmann und ihrem Vorgänger Thomas Fehling bereits eine Alternative für den Neubau aufgezeigt, die jedoch aus Kostengründen als "unwirtschaftlich" verworfen worden sei. Der Vorschlag einer Unterführung anstelle der Brücke und die Verlegung des Baches Geis sei in den Planungen des Bündnisses enthalten. 

Das Bündnis sieht weitere Fehler im Verlauf der Vorbereitungen: "Es wurde die gesetzlich vorgeschriebene 'Öffentlichkeitsbeteiligung' im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens nicht durchgeführt.  Es fehlt ein umfassendes multimodales Verkehrsmodell, das für ein solches Vorhaben vorgeschrieben ist. Es bleibt die Städtebau- und Verkehrsentwicklung der Stadt hin zur Mobilitätswende und Klimaneutralität im Verfahren völlig unberücksichtigt", heißt es in dem Brief. Zudem sei der angedrohte Wegfall von Finanzmitteln zur Erneuerung der Rad- und Fußwege eine "leere Drohgebärde, denn gesetzlich ist der Bund als Bauherr zur Übernahme der Kosten verpflichtet".

"Als Ergebnis bleibt bei den Veranstaltern des 'Runden Tisches' tiefe Enttäuschung zurück, weil kein Fraktionsvorsitzender sich in der Diskussion zu Wort gemeldet hatte, obwohl von ihnen im Vorfeld massive Kritik und Ängste zum Verzicht auf die Hochbrücke geäußert worden waren", so das Bündnis.

Stadtpark über Fahrzeugen

Die Planungen des Bündnisses sehen eine Art Stadtpark mit unterirdischer Verkehrsführung für Fahrzeuge und Züge vor (siehe Grafik). Das vorgeschlagene Konzept mit Unterführung und Kreisverkehr solle eine Lärmreduzierung, eine städtebauliche Verbesserung und eine Ehöhung der Verkehrssicherheit gewährleisten. Zudem solle ein "stark verbessertes Stadttor" ausgebildet werden und durch die Verlegung des Fahrzeugverkehrs (Frankfurter Straße) unter die Erde ein neuer innerstädtischer Platz gewonnen werden. Die Eisenbahn bliebe laut den Plänen auf dem bisherigen Niveau, allerdings mit erheblich verbessertem Lärmschutz, so Dähn.

"Statt der bloßen Zustimmung der jetzigen Beschlussvorlage sollten die Entscheidungsträger der Stadt Bad Hersfeld diese Argumente in einer entsprechenden Stellungnahme beim Bundes- und hessischen Verkehrsministerium zum Ausdruck bringen und auf ergänzende Gespräche drängen, um durch einen Aufschub des Brückenbaues zu einer ganzheitlichen Lösung (Masterplan!) zu kommen, die die Verlegung B324, Anschluss ICE-Bahnhof/kleines Industriegebiet an B27, 2. Zufahrt Klinikum, Rückbau Stadtring u.a. in die Betrachtung mit einbeziehen. Der reduzierte Durchgangsverkehr erlaubt dann eine nur 3-spurige Unterführung und Verzicht auf die Monsterbrücke, womit das Ziel der Stadt zur Mobilitätswende und Klimaneutralität in 2035 erreichbar erscheint", schreibt das Bündnis.

Auf den Agenden der nächsten Sitzungen

Im Ausschuss für Stadtplanung, Umwelt und Klima sowie im Haupt- und Finanzausschuss in dieser Woche steht das Thema auf der Agenda. Ebenso auf der Tagesordnung der Stadtverordnetenversammlung in der kommenden Woche. Dorthin war das Thema Hochbrücke aus der letzten Stadtverordnetenversammlung vor der Sommerpause geschoben worden. "Wir hoffen auf eine tiefgehende Diskussion in Ihren Sitzungen und auf eine zukunftsgewandte Entscheidung für die Stadt und ihre Bürger", so Heusel, Niewerth und Dähn im Anschreiben an die Stadtpolitiker. (cdg) +++

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