Verabschiedung in der Christuskirche
Nach stolzen 23 Jahren: Dekan geht in den Ruhestand - "Ära Seeberg endet"
Dekan Seeberg ist nun im wohlverdienten Ruhestand.
Fotos: Henrik Schmitt
04.09.2023 / FULDA -
Gemeinsam die nächste Lebensstufe feiern: In einem öffentlichen Gottesdienst am Sonntagmittag konnte Bengt Seeberg, Dekan des Evangelischen Kirchenkreises Fulda, in der Christuskirche verabschiedet werden - und das nach 23 Jahren. Pröpstin Sabine Kropf-Brandau entpflichtete ihn, stellte sein überaus großes Engagement heraus: "Er hat den Kirchenkreis in Fulda geprägt und kann nun zuversichtlich in den neuen Lebensabschnitt blicken."
Der in Göttingen geborene und in Hannover aufgewachsene Bengt Seeberg verwies die Anwesenden in seiner Predigt zunächst auf das Deckblatt des Gesangzettels. "Ein Leben ohne Kümmelbrot ist möglich, aber sinnlos" - diese Aufschrift ist auf einer Tafel zu lesen, die sich in der "Heimat" am Buttermarkt befindet. Als er vor 23 Jahren in Fulda anfing, habe es das Lokal noch nicht gegeben. Beim Bäcker sei der heute 65-Jährige jedoch oft gefragt worden: "Mit oder ohne Kümmel?" Der Dekan weiter: "Ich dachte erst, das wäre ein Scherz. So etwas kannte ich nicht. Dabei ist es doch ein freundliches und rücksichtsvolles Zugeständnis für Freeme." Fast wie ein Bekenntnis an die Stadt zu verstehen, auf das er sich nach all den Jahren auch eingelassen hatte. Mit einem zwinkernden Auge habe er sich für die Variante "mit Kümmel" entschieden. Diese Geschichte bezog er wiederum auf den Glauben und arbeitete heraus: "Ein Leben ohne evangelische Kirche ist möglich, aber sinnlos."
Allgemein sind für Seeberg die evangelische und katholische Kirche mehr als nur Wohlfühlgemeinschaften. "Es ist ein Teil des Lebens und tut dir, mir und dem Gemeinwesen auf unterschiedliche Weise gut." Und unabhängig davon, ob Gott in unser Leben Platz findet oder nicht: "Er lässt uns nicht los, aus seiner Sicht ist es unmöglich. Welch ein Segen."
"Leidenschaftlicher Theologe"
Pröpstin Sabine Kropf-Brandau ging näher auf seinen Werdegang mit biografischen Fakten ein (O|N berichtete bereits ausführlich). "Den längsten Teil seines Dienstes verbrachte er in Fulda. Er hat viele Veränderungen im Dekanat miterlebt. Es gab eine Fülle an Dingen, die sein Herz mit großer Freude erfüllt haben." Wichtig sei es für ihn gewesen, anderen den Rücken zu stärken, gleichzeitig auch den Raum zu geben, um gewisse Fähigkeiten zu fördern.
Weggefährten schätzen Miteinander
Neben Dekan Ralf Gebauer brachte Stadtpfarrer Stefan Buß als katholischer Vertreter, unter anderem stellvertretend für den Bischof, ein paar Grußworte mit. Er blickte auf die letzten zehn Jahre zurück: "Ich danke für das ökumenische Miteinander. Wir haben uns schätzen gelernt und eine freundschaftliche Verbindung ist entstanden. Es waren Jahre des Vertrauens und Wachsens - für all diese Begegnungen bin ich sehr froh."
Bürgermeister Dag Wehner ergänzte: "Es ist eine Freude und Ehre zugleich, die allerbesten Wünsche im Namen der Stadt Fulda zu überreichen. 23 Jahre sind ein langer Zeitraum - die Ära Seeberg geht zu Ende. In seiner Amtszeit war er stets Ansprechpartner für alle wichtigen kirchlichen Belange." Seeberg habe viele Projekte auf den Weg gebracht, spürbar ebenso auf der Landesgartenschau. "Diese Anerkennung ist über die Stadtgrenzen hinaus spürbar." Und letztendlich habe sich wohl gezeigt: "Offenbar hat das Kümmelbrot in ihr Herz gefunden."
Empfang im Haus Oranien
Für musikalische Umrahmung sorgten der Gospelchor des Kirchenkreises Fulda, der Posaunenchor der Gesamtgemeinde Fulda sowie die Evangelische Kantorei Fulda. Wer letztendlich in die Fußstapfen von Seeberg treten wird, ist derzeit unklar. Pfarrer Marvin Lange übernimmt übergangsweise die Amtsgeschäfte. Nach dem Gottesdienst in der Christuskirche gab es noch genügend Zeit bei einem Empfang im Haus Oranien, sich in lockerer Runde über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auszutauschen. (mkr) +++