Kaplan aus dem Hünfelder Land

Thorstein Thomann scheidet nach Heirat aus dem priesterlichen Dienst aus

Die Hünfelder Stadtpfarrkirche St. Jakobus.
Foto: Lenz

31.08.2023 / HÜNFELD - Im "normalen" Brief der "Katholischen Pfarrei Hl. Maria Magdalena Hünfelder Land" (Ausgabe 29. Juli bis 3. September) wird Kaplan Thorstein Thomann noch als "Mitarbeitender Priester" aufgeführt, werden verschiedene Aktivitäten genannt, an denen er beteiligt war. Dies ist Vergangenheit. Der 1989 in Hanau geborene Thomann hat geheiratet und den priesterlichen Dienst verlassen. Er war zuvor unter anderem tätig in den Pfarreien St. Goar in Flieden, Mariae Himmelfahrt in Rückers und St. Joseph in Magdlos sowie mit Wirkung vom 29. November 2020 in der Pfarrei St. Peter und Paul Hofaschenbach.


Wörtlich heißt es in einem "Sonderpfarrbrief" an die Gläubigen der Pfarrei Hl. Maria Magdalena Hünfelder Land seitens von Thomann: "Aus persönlichen Gründen habe ich mich beruflich umorientiert und möchte an dieser Stelle Danke sagen für die gemeinsame Zeit und die vielen Begegnungen mit Ihnen. Den Dienst als Priester habe ich sehr gerne ausgeübt, den Glauben und das Evangelium, die Frohe Botschaft Jesu Christi, habe ich gerne verkündet. Als Priester zu arbeiten, war für mich eine sehr erfüllende und intensive Zeit. Den Kontakt zu den Gemeinden, den Kindern und Jugendlichen, habe ich als sehr belebend empfunden. Danken möchte ich auch dem pastoralen Team um Pfarrer Dr. Michael Müller und allen Hauptamtlichen im Hünfelder Land. Es war eine gute Zeit.  Ich habe mich im Hünfelder Land immer sehr wohl gefühlt und wünsche Ihnen alles Gute und Gottes Segen".

Das sagt Stadtpfarrer Dr. Michael Müller

In der "Sonderausgabe" des Pfarrbriefes hat der Hünfelder Stadtpfarrer Dr. Michael Müller folgende Stellungnahme verfasst, die er OSTHESSEN|NEWS auf Anfrage zugeleitet hat: Danach verdiene die Entscheidung von Kaplan Thomann Respekt. "Sie hinterlässt bei uns einerseits Trauer, dass wir mit ihm einen Seelsorger verlieren, der unserer ganzen Pfarrei und vor allem an seinem Wohnort in Nüsttal geschätzt war, andererseits dürfen wir dankbar sein für all das, was er unter uns gewirkt hat. Wir wünschen ihm für seinen Weg und den Neuanfang, gemeinsam mit seiner Frau, alles Gute und Gottes Segen".

Für den ausgeschiedenen Kaplan werde es keinen Ersatz geben. Viele Fragen gebe es noch zu klären. Was aber kurzfristig entschieden werden müsse, sei eine neue Gottesdienstordnung. "Bisher gab es in unserer Pfarrei zusammen mit dem Kloster und den Gottesdiensten im Krankenhaus insgesamt 18 Eucharistiefeiern als Sonntagsgottesdienste. Da der Kirchenbesuch auch in unseren Kirchorten in und nach der Pandemie stark zurückgegangen ist, war für die nächsten Monate ohnehin eine Überarbeitung der Gottesdienstordnung geplant. Jetzt müssen wir mit drei Priestern eine neue Ordnung für unsere Pfarrei einführen".

Wie geht es weiter?

Er, so Müller, habe in den letzten fast drei Jahren als Pfarrer oft den Satz gehört: Wir haben am Sonntag keinen Gottesdienst. Dieses "wir"  habe sich auf den eigenen Kirchort bezogen. Es sei jetzt an der Zeit, dieses "wir" größer zu denken. "Ist uns noch bewusst, was uns in der Heiligen Messe überhaupt geschenkt ist? In ihr berühren sich Himmel und Erde, wird Gott selbst in unserer Mitte gegenwärtig. Jahrhundertelang sind die Menschen für diese Feier in unseren Dörfern mehrere Kilometer zu Fuß gelaufen. Heute haben wir ein Auto und fahren für jeden Joghurtbecher und jede Wasserflasche mit dem Auto. Für das Brot des Lebens lohnt sich dieser Weg unendlich viel mehr".

Natürlich denke er auch an jene, vor allem ältere Mitchristen, die nicht mehr mobil seien. "Wir bringen Ihnen gerne die heilige Kommunion nach Hause, wie es an vielen Orten bereits geschieht. Dankbar sind wir für jeden, der diesen wichtigen Dienst übernimmt. Auch kann man Fahrgemeinschaften organisieren".

Gleichzeitig werde es in Zukunft wichtig sein, dass neben der Eucharistiefeier in allen Kirchen Gottesdienste stattfinden, die von Ehrenamtlichen vor Ort organisiert und geleitet werden. "Ob diese Gottesdienste am Sonntag anstelle der Eucharistiefeier stattfindet werden, werden wir in den Gremien der Pfarrei diskutieren und in Absprache mit der Diözese klären. Hier gibt es im Bistum Fulda eine Ordnung, die eine gute Grundlage darstellt".

Abschließend bittet der Stadtpfarrer alle um ihr Gebet für die Seelsorger und Seelsorgerinnen und für die ganze Pfarrei.

Das sagt das Bistum

Gegenüber O|N teilt die Pressestelle des Bistums Fulda auf Anfrage folgendes mit: "Der bisherige Kaplan der Pfarrei Hl. Maria Magdalena im Hünfelder Land, Thorstein Thomann, ist mit Datum vom 15. August aus dem priesterlichen Dienst ausgeschieden. Der Grund dafür ist, dass er in seinem Urlaub standesamtlich geheiratet hat. Darüber hat er die Bistumsleitung vorab informiert, mittlerweile liegt auch die Eheurkunde vor. Nach Kirchenrecht ist damit ein Dienst als Priester nicht weiter möglich."

Thorstein Thomann habe die Gläubigen in der Pfarrei Hl. Maria Magdalena seit 29. November 2020 als Kaplan durch Wort und Sakrament, durch Gespräch und gemeinsame Arbeit auf ihrem Lebens- und Glaubensweg begleitet. Er wurde am 3. Juni 2017 durch Bischof Heinz Josef Algermissen im Fuldaer Dom zum Priester geweiht. Ab August 2017 hatte er mehrere Kaplanstellen im Bistum Fulda inne. Nun habe er sich aus persönlichen Gründen entschieden, nicht mehr in der zölibatären Lebensform zu leben. 

"In mehreren Gesprächen hat Thorstein Thomann betont, dass er sich diese Entscheidung nicht leicht gemacht hat. Das Bistum Fulda bedauert, damit einen Seelsorger zu verlieren. Gleichwohl respektieren wir seine sehr persönliche Lebensentscheidung. Wir danken Thorstein Thomann für seine Tätigkeit in unserem Bistum und wünschen ihm Gottes Segen auf seinem weiteren Lebensweg."

Hintergrund 

Anfang Juli hatte die Pfarrei Hl. Maria Magdalena Hünfelder Land ihr Gründungsfest in Anwesenheit von Bischof Dr. Michael Gerber gefeiert.  Das Motto "Macht den Raum deines Zeltes weit" stammt aus dem Buch Jesaja, wo es um die "Verheißung des Glücks im neuen Zion" geht, sinnbildlich für die neue Pfarrei Maria Magdalena mit 16 Kirchorten. (Bertram Lenz) +++

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