Autowracks, Hasenstall, Kartoffelroder
"Mit der Ordnung hat er`s nicht so..." - Nachbarn verzweifeln über Müllgrundstück
Nicht erst seit kurzem sieht es hier so aus...
Fotos: Mathias Schmidt
02.09.2023 / REGION -
Wer zufällig an diesem Grundstück vorbeikommt, kann nur den Kopf schütteln. Meterhoch liegt der Müll in der Einfahrt, ein stillgelegtes Autowrack ist mit Abfall vollgestopft, die Eingangstür ist mit alten Brettern zugestellt, zwischen offenen Eimern mit undefinierbaren Flüssigkeiten ragen ein paar Puppenbeine heraus, ein Carport-Gestell, einen Hasenstall und einen Kartoffelroder gibt es auch - und es stinkt. Eine Anwohnerin berichtet, dass dieser Zustand sich seit dem Tod des Familienvaters vor zwei Jahren allmählich entwickelt habe. Allseitiges Kopfschütteln in der Nachbarschaft ändert aber nichts am weiteren Anwachsen der Müllberge. Der Verursacher ist nicht einsichtig, wird im Gegenteil äußerst unwirsch, wenn er auf die unhaltbaren Zustände angesprochen wird.
Im Nebengebäude auf demselben Grundstück lebt seine Mutter. Hier ist alles proper, die Beete sind gepflegt. Sie bittet uns in ihr aufgeräumtes Wohnzimmer herein und hat auf unsere Frage nach dem schlimmen Zustand nebenan eine Erklärung: "Mein Sohn hat es nicht so mit der Ordnung ...". Er sei aber ein liebevoller Sohn und kümmere sich in jeder Hinsicht aufopferungsvoll um sie. Wenn sie ihn auf das Chaos, das nebenan vor sich hin gammelt, anspreche, winke er ab und werde sauer. "Und ich bin doch auf ihn angewiesen", sagt die alte Dame. Sie verstehe im Übrigen auch nicht, was mit ihm los sei. "Früher, als mein Mann, sein Vater noch lebte, war das nicht so. Da hat er Ordnung gehalten."
Und in seinem Beruf als Hausmeister einer Schule im Landkreis sei er auch ganz anders. "Er ist allseits beliebt und überaus fleißig und tüchtig", berichtet sie. Nur bei ihm daheim sieht es eben aus wie bei den berühmten Hempels unterm Sofa.
Natürlich haben wir in der betreffenden Gemeinde nachgefragt, was man denn in solchen Fällen unternehmen kann. Die Antwort ist unbefriedigend. Unsere Frage: Ist der Gemeinde der Zustand des Grundstücks bekannt und was wurde bisher dagegen unternommen? Antwort: "Ja, es haben sich schon mehrfach Nachbarn deswegen bei uns gemeldet. Unser Ordnungsamt war wiederholt vor Ort, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Allerdings müssen wir konstatieren: Auch wenn es auf dem Grundstück nicht schön aussieht, geht davon nach unserer Einschätzung keine Gefahr aus. Solange keine Gefährdung vorliegt und keine gemeindliche Fläche betroffen ist, sind uns als Gemeinde die Hände gebunden. In der derzeitigen Situation haben wir keine Handhabe. Solange der Eigentümer weder sich noch andere gefährdet, können wir nicht eingreifen."
Hausbesitzer sagt, er darf nicht wegwerfen!
Unser Gespräch mit dem Betroffenen ergab, dass offenbar die Trennung von seiner Lebensgefährtin die Ursache für die Müllansammlung auf dem Grundstück ist. Deshalb dürfe er die Sachen auch nicht wegwerfen, denn sie gehörten seiner Ex-Freundin, argumentiert er. Auf unseren Hinweis, dass niemand mit den verrotteten Sachen noch etwas anfangen könne, sagt der Mann, das Amtsgericht habe ihm aber gesagt, er müsse die Sachen für die Eigentümerin aufheben. Der Carport, der Hasenstall und der Kartoffelroder seien doch kein Müll, sondern noch einwandfrei. Dafür, dass die Nachbarn den Zustand auf dem Grundstück unerträglich finden, hat er keinerlei Verständnis. Immerhin hat er auf unsere Nachfrage hin beim Landkreis die Sperrmüllabfuhr bestellt.
Und die hat sogar prompt reagiert: nur zwei Tage später kam sie, um fünf Kubikmeter Sperrmüll abzuholen. Doch ein Unterschied ist leider nicht auszumachen: Auch eine weitere Fuhre wird bei weitem nicht reichen, um all die "Schätze" abzutransportieren.
Wie kann man helfen?
Um es ganz klar zu sagen: Uns ist nicht daran gelegen, irgendjemanden an den Pranger zu stellen. Deshalb geben wir auch keinen Hinweis darauf, um welches Grundstück es geht. Wenn aber jemand einen praktikablen Lösungsvorschlag hat, wie diese unhaltbare Situation im wahrsten Sinn des Wortes "bereinigt" werden kann, sind wir dankbar für entsprechende Hinweise. (ci)+++