Boris Rhein will ländlichen Raum stärken

"Talk im Gasthaus" mit dem MP: 7 Prozent in der Gastronomie muss bleiben

Talk im Gasthaus mit Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (Bildmitte) in Feiensteinau im Vogelsbergkreis - v.li.n.re. Steffen Ackermann (DEHOGA), die beiden Landgasthof 'Zur Post'-Inhaber Sebastian Heil und seine Ehefrau Katharina Koros sowie der Vogelsberger Vize-Landrat Dr. Jens Mischak.
Fotos: Hendrik Urbin

23.08.2023 / FREIENSTEINAU - Der Regierungschef war den ganzen Tag auf Osthessen-Tour. Erst die Finanzamt-Einweihung in Fulda, dann die bedeutende Campus-Eröffnung am Klinikum Fulda, zwischendurch ein Wahlkampf-Termin in Bad Hersfeld und dann noch ein Abendtermin im Landgasthof 'Zur Post' in Nieder-Moos, einem Ortsteil von Freiensteinau (Vogelsbergkreis). Und immer wieder ging es dem hessischen Ministerpräsidenten Boris Rhein (CDU) um den ländlichen Raum und die Stärkung dieser Regionen. Rheins Auftreten: authentisch, leger gekleidet, volksnah. Er ging auf die Menschen zu, hörte sich an, wo der Schuh drückt.



"Die Menschen in Hessen sollen überall gut leben können und nicht dort, wo sie müssen, um Arbeit zu finden oder eine Ausbildung abzuschließen. Das fördern wir als Land", sagte Rhein am Dienstagabend bei der dritten Veranstaltung der Gesprächsreihe "Talk im Gasthaus – mit dem Ministerpräsidenten im Gespräch". Organisiert wurde der Abend von der Hessischen Staatskanzlei, der DEHOGA Hessen und dem Landfrauenverband Hessen. Das Format kam bei den rund 60 Gästen gut an, denn der MP war offen und er zeigte sich sichtlich begeistert: "In Dorfgasthäusern fühle ich mich wohl, denn hier treffen sich die Menschen." Dem schloss sich DEHOGA-Landesvize Steffen Ackermann (Fulda) an: "Gastronomie ist Kulturgut und gesellschaftlicher Treffpunkt."

Der Landgasthof 'Zur Post' wurde im Jahr 2022 mit dem Landes-Prädikat "Die 50 besten Dorfgasthäuser in Hessen" ausgezeichnet. Er wird mittlerweile in sechster Generation von Sebastian Heil und seiner Ehefrau Katharina Koros geführt. Beide haben in Spitzengastronomien gearbeitet, haben sich in München kennengelernt und verliebt. Sie sind dann zurück in die Heimat gekommen, um das Familienunternehmen und damit auch regionale Verantwortung zu übernehmen. Und beide gaben an: "Unsere Herzen schlagen für die heimische Gastronomie - das spürt man auch in unserem Gasthaus, denn hier dreht sich alles um regionale Spezialitäten."

Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Damit junge Menschen und Familien ihren Traum vom Leben auf dem Land verwirklichen können, setzt sich die Hessische Landesregierung für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein. Der Trend, dass immer mehr Hessinnen und Hessen auf dem Land leben wollen, bestätigt sich auch im Vogelsbergkreis und in der rund 3.400 Einwohner-Gemeinde Freiensteinau.

"Personal ist der Schlüssel zum Erfolg. Heute muss der Arbeitgeber mehr tun als Lohn zahlen. Es geht um flexible Arbeitszeitmodelle, Gesundheitsförderung & Co. - wer die junge Generation haben möchten, der muss aktiv etwas dafür tun", erklärte Vize-Landrat Dr. Jens Mischak, der neuer Landrat im Vogelsbergkreis werden will, in dem Talk. In der Diskussionsrunde mit Boris Rhein ging es um das vielfach diskutierte Thema "Generationen-Wechsel – Leben und Arbeiten in den ländlichen Räumen". Ebenfalls mit dabei: die Gasthof-Inhaber der Post sowie Carola Biaesch, Landesgeschäftsführerin des Landfrauenverbandes Hessen, und Katrin Schmidt-Wagner, Inhaberin der Firma Schmidt Hausbau in Lauterbach-Maar.

Regierungschef Rhein verwies darauf, dass Hessen viel getan habe, damit junge Menschen ihre Berufsausbildung oder ihr Studium in ihrer Heimat aufnehmen und abschließen könnten. "Mit dem Landesprogramm 'Zukunftsfähige Berufsschule' und der bundesweit einmaligen Absenkung der Mindestklassengrößen sorgen wir dafür, dass Ausbildungsberufe auch an den Berufsschulstandorten im ländlichen Raum unterrichtet werden können. Wichtig ist uns aber auch, dass die jungen Menschen ihre Heimat nicht verlassen müssen, um nach Abschluss ihrer Ausbildung einen guten Job zu finden. Deshalb unterstützen wir mit einer Aufstiegsprämie Fachkräfte, die eine Weiterbildung zum Meister, Betriebswirt oder Fachwirt machen möchten."

Vogelsbergkreis ist der größte Gewinner

Die Landesregierung plant darüber hinaus, 3.000 Arbeitsplätze der öffentlichen Verwaltung in die ländlichen Regionen zu verlagern. Laut Rhein ist die Hessische Steuerverwaltung dabei Vorreiter: "500 Beschäftigte der Steuerverwaltung arbeiten schon heimatnäher, die Verlagerung von 700 weiteren Arbeitsplätzen ist geplant. Künftig werden also mindestens 1.200 Beschäftige der Steuerverwaltung kürzere Wege zur Arbeit, weniger Stress und mehr Zeit für Familie und Freunde haben", sagte der Regierungschef und ergänzte: "Der Vogelsbergkreis ist der größte Gewinner dieses Vorhabens. 115 heimatnahe Arbeitsplätze entstehen dort. Kein anderes Amt in Hessen profitiert von der Verlagerung von Arbeitsplätzen in den ländlichen Raum so sehr wie das Finanzamt Alsfeld-Lauterbach."

Boris Rhein richtete abschließend noch eine wichtige Botschaft an den Mittelstand: "Der Wohlstand dieses Landes wird nicht mit weniger Arbeit geleistet werden können. Dennoch: Wir müssen Bürokratie abbauen, wir haben zugelassen, dass der Staat viel zu komplex geworden ist. Und noch ein Punkt in Richtung der Gastronomie: Sie ist so wichtig für unsere Gesellschaft und sie braucht Zukunftsperspektiven und deshalb bin ich der festen Überzeugung, dass es bei der 7 Prozent-Mehrwertsteuer bleiben muss." (Christian P. Stadtfeld) +++

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