Finanzamtsleiter Thomas Hesse brilliert bei der Eröffnung als Comedy-Talent
Finanzamtsleiter Thomas Hesse hat den Schalk im Nacken
Alle Fotos: Martin Engel
23.08.2023 / FULDA -Mit einem mysteriösen Hinterzimmerszenario und einigen dunklen Gestalten, die in dichten Zigarrenrauch gehüllt beim Wechsel großer Geldsummen etwas ausbaldowern, startete Finanzamtsleiter Thomas Hesse am Dienstag seine Rede vor den Ehrengästen, um dann hinzuzufügen: "S o ist die Entscheidung, in Fulda ein neues Finanzamt zu bauen, eben nicht gelaufen!" Mit seinem komödiantischen Talent entspricht er so gar nicht dem Klischee eines staubtrockenen Bürokraten. Für seine über 500-köpfige Mitarbeiterschaft und ihn als Hausherren einer der modernsten Verwaltungsgebäude in Hessen war die offizielle Einweihung des neuen Finanzamtes ganz offensichtlich ein Tag uneingeschränkter Freude.
Maßgeblich beteiligt an der "mutigen Entscheidung" gegen eine Sanierung des bestehenden maroden Finanzamtes in der Königstraße (das jemand mal zutreffend als "eine verranzte Hütte" bezeichnet hat) und für einen Neubau war Finanzstaatssekretär Dr. Martin Worms. Dieser zeichnete bei seinem Grußwort ein düsteres Bild von der Deutschen größter Leidenschaft, der Überregulierung. Während der Satz des Pythagoras mit nur sechs Worten und die Zehn Gebote mit 72 Worten auskämen, enthalte allein der Paragraf 3 des Einkommenssteuergesetzes 7.761 Wörter. "Es braucht Mut, gegen das deutsche Mantra der größtmöglichen Einzelfallgerechtigkeit anzugehen - wir müssen die ständig wachsende Komplexitätsspirale brechen", appellierte er. In dieser Hinsicht sei die rasche Entscheidung und die schnellstmögliche Umsetzung des Fuldaer Finanzamt-Neubaus in Rekordzeit ein Mutmacher.
Boris Rhein: "Ohne Steuern keine Schulen, Krankenhäuser und Polizeistationen"
"Ich schaue hier in lauter erfreute und motivierte Gesichter", konstatierte Ministerpräsident Boris Rhein. Eine moderne Steuerverwaltung sei von großer Bedeutung für die Funktionsfähigkeit des Staates. "Ohne Steuern gibt es keine Schulen, Krankenhäuser und Polizeistationen. Mit Steuern machen wir unser Land stark für die Zukunft und sorgen dafür, dass die Menschen gut und gerne in Hessen leben. Damit einher geht aber auch die Verpflichtung, sorgsam mit dem Geld der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler umzugehen. Deshalb bin ich froh, dass Hessens Steuerverwaltung zu den modernsten in Deutschland zählt", sagte Rhein am Dienstag bei der Eröffnung des neuen Finanzamts in Fulda.
Der Neubau des Finanzamts am Löhertor ist Teil der großangelegten Strukturreform der hessischen Steuerverwaltung. Sie sieht die Verlagerung von mehr als 1.200 Arbeitsplätzen in den ländlichen Raum bis Mitte des Jahrzehnts vor. Allein am Standort Fulda entstehen rund hundert neue Arbeitsplätze. "Der Standort ist wichtig für die hessische Steuerverwaltung und die Region Osthessen. Mehr als 500 Beschäftigte arbeiten jetzt im Neubau am Löhertor – wohnortnah und mit einer Vielfalt von Räumlichkeiten, die von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern flexibel genutzt werden können", sagte Finanzstaatssekretär Dr. Martin Worms bei der Eröffnung.
Außer der Verlagerung von Arbeitsplätzen umfasst die Strukturreform auch die Bündelung von Aufgaben in einzelnen Finanzämtern. In Fulda wurden in den zurückliegenden Jahren schon Aufgaben der Finanzkasse sowie der Lohnsteuerprüfungs- und Lohnsteuerarbeitgeberstelle konzentriert. Ab September 2025 wird zudem mit der Regionalisierung der Bewertungsstelle ein weiterer Schwerpunkt in Fulda geschaffen. "Unsere Strukturreform wertet insbesondere Finanzämter im ländlichen Raum auf. Nachwuchskräfte und erfahrene Beschäftigte erhalten die Möglichkeit, in ihrer Heimat einer wichtigen Arbeit nachzugehen, statt wie bisher für einen beruflichen Aufstieg umziehen zu müssen. Das erhöht die Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und stärkt die Attraktivität des ländlichen Raums", sagte Ministerpräsident Rhein.
Im April 2021 hatten die Bauarbeiten für das neue Gebäude begonnen. Verantwortlich für den Bau war die Unternehmensgruppe Professor Greve. "Wir freuen uns, heute die Einweihung des Gebäudes gemeinsam feiern zu dürfen, und sind stolz, dass alle Arbeiten absolut termingerecht und nach Plan ausgeführt werden konnten – was in diesen schwierigen Zeiten keineswegs selbstverständlich ist. Unser besonderer Dank geht an die Köster-Gruppe für die hervorragende Zusammenarbeit bei diesem Bauprojekt und an die Stadt Fulda, die ein reibungsloses Genehmigungsverfahren ermöglicht hat. Den Nutzern wünschen wir alles Gute", sagte Dr. Ralph Knist, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Dr. Helmut Greve Bau- und Boden AG.
"Wir im Finanzamt Fulda freuen uns, nun die innovativen neuen Räumlichkeiten in unserem frisch bezogenen Dienstgebäude nutzen zu können", sagte Amtsleiter Thomas Hesse und ergänzte: "In der modernen Arbeitsatmosphäre lassen sich Teamarbeit, kreativer Austausch und konzentrierte Einzelarbeiten optimal ergänzen." (ci)+++