Mitglied im AfD-Kreisvorstand

Wirbel um den Ulrichsteiner Bürgermeisterkandidaten Gert Morgenthaler

Der AfD-Bürgermeisterkandidat von Ulrichstein, Gert Morgenthaler.
Archivfoto: AfD Vogelsbergkreis

22.08.2023 / REGION VB - Wirbel um den Ulrichsteiner AfD-Bürgermeisterkandidaten Gert Morgenthaler, der auch Mitglied des Kreisvorstandes seiner Partei im Vogelsberg ist: Bei einer AfD-Wahlveranstaltung in Rabenau (Kreis Gießen) soll es zu einem Zwischenfall mit einem bekennenden Nationalsozialisten gekommen sein. Dieser habe einen filmenden Kameramann beleidigt.



Entsetzt zeigt sich die Junge Union Osthessen (JU) über die anschließende Solidarisierung von AfD-Mann Gert Morgenthaler. Dessen "inniger Umgang mit einem Nazi ist verstörend. Mit seinem Hinweis an einen Nationalsozialisten, man dürfe vor laufenden Kameras nichts sagen, offenbart er die Verschleierungstaktik der rechtsextremen AfD", kritisiert der JU-Bezirksvorsitzende Lukas Kaufmann (Wartenberg).

Zu den Filmaufnahmen sei es am vergangenen Samstag gekommen, weil das aus Wetzlar stammende Jugendvideoprojekt "hessencam" vor Ort mit Schaulustigen und Besuchern der AfD-Veranstaltung ins Gespräch kommen wollte. In dem Videoprojekt bemühen sich medienkompetente Jugendliche für Demokratie und gegen Rechtsextremismus.

Wie JU-Chef Lukas Kaufmann schreibt, marschiere Morgenthaler bereits zu Beginn auf das Kamerateam zu und schreie die engagierten Filmproduzenten herablassend an. Bemerkenswert bei den Szenen sei, dass die AfD die Veranstaltung damit umworben habe, dass auch kritische Stimmen willkommen seien. Als jedoch das Kamerateam von "hessencam" auftauchte, wurden sie von Morgenthaler angeschrien. Dies offenbare den von Morgenthaler angestrebten Kommunikationsstil, sollte er tatsächlich das Bürgermeisteramt in Ulrichstein erobern, mahnt Lukas Kaufmann.

Als Bürgermeisterkandidat in Ulrichstein und Schriftführer des AfD-Kreisverbandes Vogelsberg gehöre Morgenthaler immerhin zu den führenden AfD-Politikern der Region. Mit seinem Schulterschluss mit einem bekennenden Nazi sowie seiner herablassenden Tonart sei Morgenthaler nicht nur ungeeignet für das Bürgermeisteramt in Ulrichstein, sondern auch eine Gefahr für die Demokratie. Er müsse sich die Frage stellen, ob er seine Bürgermeisterkandidatur aufrechterhalten wolle und weiterhin Mitglied im Kreisvorstand sein könne.

JU erwartet klare Distanzierung

"Von der AfD im Vogelsberg erwarte ich eine klare Distanzierung von Morgenthaler", betont Lukas Kaufmann, der als Mitglied im Vogelsberger Kreistag "oftmals den kläglichen Versuch der AfD-Kreistagsabgeordneten wahrnimmt, wenn diese ihre angebliche Distanz zu Rechtsextremen betonen". Andernfalls müsse sich die örtliche AfD die Frage stellen, ob sie noch auf dem Boden des Grundgesetzes stehe, unterstreicht der junge CDUler.

Der AfD-Kreisverband habe sich bisher unzureichend von seinen radikalen Sympathisanten distanziert, jedoch keine Stellungnahme über die Entgleisungen und Solidarisierungen ihres AfD-Funktionärs Morgenthaler abgegeben. Der AfD-Kreisvorstand müsse nun der Öffentlichkeit erklären, inwiefern sein eigenes Kreisvorstandsmitglied Morgenthaler zur AfD und zum Nationalsozialismus stehe. Mit dieser zweifelhaften Distanzierung sei einzig ein Parteiausschluss Morgenthalers die folgerichtige Entscheidung, fordert die JU Osthessen.

Das sagt die AfD

Gegenüber OSTHESSEN|NEWS nimmt auf Anfrage Gerhard Bärsch Stellung, Kreissprecher der AfD Vogelsbergkreis und Vorsitzender der AfD-Fraktion im Kreistag des Vogelsbergkreises. Er schreibt: "Gert Morgenthaler hat die ursprüngliche Äußerung des Mannes, der sagte er sei ,Nationalsozialist' nicht gehört, weil er in dieser Situation nicht unmittelbar bei dem ,hessencam'-Reporter stand. Herrn Morgenthaler ging es darum, die Besucher der AfD-Veranstaltung vor dem übergriffigen Verhalten des Reporters zu schützen." 
Das teilweise erregte Verhalten von Gert Morgenthaler könne nicht losgelöst bewertet werden von eben diesem übergriffigen Verhalten des Reporters. Dieser habe  mehrfach Besucher von AfD-Veranstaltungen in den vergangenen Jahren bedrängt und sich ihnen dabei auch in den Weg gestellt. Bei den Projekten dieses Reporters von "hessencam" über die AfD "geht es unserer Erfahrung nach um die Wirkung dieser subtilen Provokationen".
 
Sowohl die Kurzversion auf X (ehemals Twitter) als auch die Langversion auf YouTube zu diesem Vorfall seien sehr stark geschnitten. Warum stelle der "hessencam"-Reporter keine ungeschnittene Fassung der Ereignisse der Öffentlichkeit zur Verfügung?, fragt Bärsch abschließend. (bl) +++

 



Der JU-Bezirksvorsitzende Lukas Kaufmann (Wartenberg).
Archivfoto: Junge Union Osthessen

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