Eckweisbach im Rampenlicht

Ein Tag "Dolles Dorf": "Wenn das Fernsehen kommt, drehen alle am Rad"

Taubenzüchter Gerhard Flügel mit hr-Team
Fotos: Marius Auth

19.08.2023 / HILDERS (RHÖN) - Noch bevor die "Hessenschau" am Donnerstagabend vorbei war, gingen beim Gasthof Schneider in Hilders-Eckweisbach die Anrufe ein: Ortsvorsteher, Vereinsvorstände, selbst der Pfarrer hatte gesehen, dass das kleine Dorf im Scheppenbachtal jetzt ein "dolles Dorf" ist. Knapp eine Stunde später wurde beratschlagt, wie man sich am besten im Rampenlicht präsentiert - dann kam auch schon das Fernsehen.



Jeden Donnerstagabend wird in der "Hessenschau" ein Dorf ausgelost, das zum Zeitpunkt der Gebietsreform von 1972 weniger als 2.000 Einwohner hatte - mehr als 1.500 gibt es davon in Hessen. Der Landkreis Fulda hat in letzter Zeit besonders viel Glück: Rudolphshan, Löschenrod und Sandberg durften vor Kurzem erst zeigen, was sie so "doll" macht, was die Lebensqualität, das Gemeinschaftsgefühl und die gewachsene kulturelle Vielfalt vor allem auf dem Land ausmacht.

Alleinstellungsmerkmale sind gern gesehen beim "Dollen Dorf" - Feuerwehr und Fußballverein kommen deshalb weniger häufig in den fünf Minuten langen Beiträgen vor, als deren Bedeutung im Dorfgefüge vermuten lassen würde: "Viele Dörfer haben auch eine hochinteressante Geschichte, aber das lässt sich schlecht bebildern. Am Schönsten ist deshalb Action, Bewegung - Menschen, die Außergewöhnliches zu bieten haben", erklärt Reporterin Katharina Diederich im Garten von Taubenzüchter Gerhard Flügel. Eckweisbach ist erst ihr viertes "dolles Dorf" - bei der Frage nach blumigen Anekdoten übernimmt deshalb Tontechniker Helmut Seefeld, der gleich ins Raunen kommt:

"Gedreht wurde bisher immer"

"Es hat zwar schon Vorfälle gegeben, aber gedreht wurde bisher immer." Das scheint nicht selbstverständlich, bedenkt man die Umstände, unter denen das "Dolle Dorf" entsteht: Seit 2005 wird jeden Donnerstagabend ein Dorf live in der "Hessenschau" ausgelost, gleich danach der Ortsvorsteher kontaktiert, der im Normalfall die Vereine alarmiert, woraufhin alle sich in der Dorfkneipe versammeln - und um halb zehn kommen dann schon die Busse des Hessischen Rundfunks aus Frankfurt oder Kassel und das Programm des darauffolgenden Drehtags wird besprochen.



In Eckweisbach lief die "Dorffunk"-WhatsApp-Gruppe am Abend heiß, bei der Besprechung im Gasthof Schneider wollten alle dabei sein - aber: "Der Karnevalsverein war am Edersee, der Musikverein Lyra Eckweisbach hatte am nächsten Abend einen Auftritt bei der Kunstwoche in Kleinsassen - wir hatten schon befürchtet, dass wir uns mit einem Sparprogramm präsentieren müssen", erklärt Wirt Patrick Schneider. Neben Tourismuswerbung und Booster für den Lokalpatriotismus ist eine gefällige Selbstdarstellung im Fernsehen auch Voraussetzung, um im folgenden Jahr unter den dollen zum dollsten Dorf gekürt zu werden. Aufregung pur.



"Es haben wirklich alle am Rad gedreht, als das Fernsehen gekommen ist. Wir waren erst kurz vor Mitternacht durch mit dem Treffen - dann stand aber nicht nur das Programm, sondern auch die Reserve: Falls irgendwas passieren sollte, hält sich der Steinmetz bereit, das sieht auch schön aus vor der Kamera." Laubsägearbeiten, Gardetanz, Braunvieh und Burger: Das Team um Reporterin Diederich hat sich ein strammes Programm vorgenommen, Eckweisbach will es wissen. Während im Garten von Taubenzüchter Gerhard Flügel das Federvieh posiert, fliegt die Drohne über das 500-Seelen-Dorf, auch die Biosphärenreservats-Landschaft macht sich gut im Film.



Der Beitrag zum "Dollen Dorf" Eckweisbach läuft am 19. August um 19:30 Uhr in der "Hessenschau". (mau) +++

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