Regionale Alternativen zu Fast-Fashion

Katja Ecker: "Mir wurde bewusst, dass ich selbst Teil des Problems war"

"Schön&Gut"-Inhaberin Katja Ecker (links) vor ihrem Laden mit einer ihrer Mitarbeiterinnen.
Foto: privat

14.08.2023 / FULDA - Dass Fast-Fashion nicht gut für die Umwelt ist, wissen wir alle. Aber was steckt wirklich dahinter und welche Alternativen gibt es? Doch zunächst auf Anfang: Fast-Fashion beschreibt erstmal billige, dem Trend folgende und meist schlecht hergestellte Kleidung. Der Fokus der Herstellung liegt nicht auf Haltbarkeit, sondern auf schneller und kostengünstiger Produktion. Die Klamotten werden größtenteils nach wenigen Jahren der Nutzung weggeschmissen oder gespendet.



Eine gute Alternative zu Fast-Fashion ist sogenannte "Eco-Fashion", also Kleidung, die ethisch hergestellt ist. Da ist es natürlich am besten, wenn man diese auch noch regional einkaufen kann. In Fulda gibt es zum Beispiel das Modegeschäft Schön&Gut von Katja Ecker. 

Ihren Laden gibt es seit Ende 2014. Die Idee für die Eröffnung kam Ecker, als vor zehn Jahren die Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch einstürzte. Mehr als 1.000 Menschen kamen dabei ums Leben, über 2.000 wurden verletzt. In dieser Firma wurde unter anderem für viele deutsche und europäische Marken produziert. "Als ich dann einen Blick in den Kleiderschrank geworfen habe, wurde mir bewusst, dass ich selbst Teil des Problems war", sagte sie im Interview mit OSTHESSEN|NEWS. Zuerst versuchte Ecker fairere und nachhaltige Kleidung einzukaufen, leider gab es aber zu diesem Zeitpunkt sehr wenig Auswahl in Fulda. So kam ihr die Idee von einem eigenen Laden, mit fairer, nachhaltiger und ökologischer Mode.

Modisch, nachhaltig und fair in Einem

In ihrem Geschäft, das mittlerweile zehn bis zwölf zertifizierte Marken führt, arbeitet sie zusammen mit zwei Aushilfen. "Die Klamotten werden in Portugal, Polen, der Türkei, aber auch in China und Indien hergestellt." Katja Ecker erklärt, dass allen Arbeitenden, auch in Indien und China, geprüfte Sicherheitsstandards und ein Einkommen, welches das Überleben sichert, garantiertet wird. Kleine Familienbetriebe können ihre Textilien an einen fairen Markt verkaufen, dies geschieht unter verlässlichen Konditionen und ihre Existenz wird langfristig gesichert. "Es gibt für die Arbeitenden Sicherheit, Verlässlichkeit und Transparenz", so Ecker. Dies ist in der Textilindustrie nicht die Norm.

Die Rohstoffe selbst kommen meist aus Indien oder der Türkei. Das ist auch umweltfreundlicher, da es Transportwege spart. Die Materialien müssen für die Produktion nicht erst in ein anderes Land exportiert werden. Bei der Gewinnung und Produktion der Textilien wird darauf geachtet, dass sie kontrolliert biologischen Standards folgen.

Der Traum wurde Realität

Zweimal im Jahr wechselt Ecker ihre Kollektionen. Das steht auch in erheblichem Kontrast zu Fast-Fashion Geschäften, die teilweise bis zu 24 neue Kollektionen im Jahr herausbringen. Es gibt aber auch viele Basics, die Saison unabhängig und das ganze Jahr über in ihrem Laden zu kaufen sind. Sie selbst ist auch, bis auf die Schuhe, komplett in Klamotten aus ihrem Laden gekleidet - was, wie Katja Ecker erzählt, ja auch am Anfang ihr Traum war.

Weitere Alternativen zu Fast-Fashion in Fulda sind: "Creatime", "Halemba", "brainshirt", "Vintage No 9", oder "Foxtrott". Aber auch Flohmärkte sind günstige und umweltfreundliche Möglichkeiten, getragener Kleidung ein zweites Leben zu schenken.
 

Allgemeiner Überblick: Die Auswirkungen von Fast-Fashion

Für den günstigen Preis der Kleidung müssen die Arbeiter bezahlen. Fast-Fashion-Mode wird meistens in armen Ländern hergestellt, da dort die Produktionskosten und die Arbeiter günstiger sind. Medien wie "Zeit Online" und "Tagesspiegel" berichten von folgenden Umständen: Näher in Bangladesch arbeiten täglich 14 Stunden für 1,83 Euro, an sechs Tagen in der Woche. Um in Bangladesch leben zu können, benötigt man etwa 100 Euro pro Monat.

Die Umwelt

Auch die Umwelt leidet unter der Fast-Fashion-Industrie. Da die Kleidung, wie bereits erwähnt, billig hergestellt wird und kurzlebigen Trends folgt, landen viele Artikel nach kurzer Zeit im Müll. Von den 60 Kleidungsstücken, die jeder Deutsche im Jahr durchschnittlich kauft, wird laut "Zeit Magazin" jedes fünfte beinahe nie getragen. Das Ergebnis: Jährlich landen über eine Million Tonnen Kleidung aus Privathaushalten im Müll. Außerdem verbraucht die Textilindustrie unglaublich viele Ressourcen, wie Wasser, Rohstoffe und Energie. Bei der Herstellung von Textilien werden jährlich mehrere Milliarden Tonnen CO₂ verbraucht. (Paula Patz)+++

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