Grün mag den "hessischen Weg"

Ministerin Angela Dorn am Wochenmarkt über Abgucken und Kommunikation

Gut gelaunt präsentierte sich die hessischen Wissenschafts- und Kunstministerin Angela Dorn am Dienstag in der Fußgängerzone in Bad Hersfeld
Fotos: Hans-Hubertus Braune

10.08.2023 / BAD HERSFELD - Hessens Kunst- und Wissenschaftsministerin Angela Dorn ist dieser Tage auf Sommertour. Dabei besucht sie viele verschiedene Orte, Lokalitäten und Veranstaltungen. Die Stimmung ist dabei offenbar ähnlich. Nach zwei Krisen sind die Menschen "wirklich kaputt und müde", sagt die Politikerin von Bündnis 90/Die Grünen.



An der Basis merken sie das schon länger. "Wir werden wieder angepöbelt, wie früher. Das war zwischenzeitlich anders", sagt die Landtagsabgeordnete Kaya Kinkel. Die Energiewende und vor allem auch die Inflation drücken auf die Stimmung - und die Stimmen. Die Grünen spüren den Unmut, nachdem sie über Jahre als Hoffnungspartei eher gefeiert wurden. Bei einer Insa-Umfrage im Auftrag der Bild-Zeitung kamen die Grünen in Hessen zuletzt auf 18 Prozent, hinter der CDU (29 Prozent) und der SPD (22). Die Alternative für Deutschland scheint in Hessen weiter nicht die Rolle einzunehmen, wie in anderen Bundesländern und kommt auf 13 Prozent, die Liberalen liegen wie die Linken dahinter.

Trotzdem machte Dorn bei einem kurzen Gespräch am Grünen-Wahlwerbestand einmal mehr deutlich, dass die Brandmauer zur AfD nicht bröckeln dürfe. Sie kritisierte CDU-Chef Friedrich Merz für dessen Aussage in Sachen AfD auf kommunaler Ebene und dessen halbherzigem Dementi. Lob von Dorn erhielt dagegen Hessens Ministerpräsident Boris Rhein. Er ließ in seinem Statement keinen Millimeter Platz für die AfD.

"Wir haben hinter den Kulissen diskutiert"

Überhaupt scheinen die Grünen die Landesbeziehung zur CDU ganz gern zu haben. Zumindest eines ist Fakt: Die Geräuschkulisse während der bisher gut zehnjährigen Koalitionsarbeit ist gering, kaum Streit oder öffentliche Machtspielchen bestimmen die politische Arbeit der Regierung in Wiesbaden. "Wir haben hinter den Kulissen diskutiert", sagt Dorn gegenüber OSTHESSEN|NEWS. Sie nennt dies den "hessischen Weg". In Berlin schaut es anders aus. Dort regieren drei Parteien, die zumindest nach Außen keineswegs geeint wirken.

Dorn kritisiert dann auch die Kommunikation der Bundesregierung. Die inhaltlichen Fehler des Heizungsgesetzes in puncto Zeiten und Fristen sowie der kommunalen Wärmeplanung seien korrigiert. Sie sprach aber auch von den Problematiken der Frage der Kommunikation und der Frage der Einigkeit der Regierung. Berlin hilft den hessischen Grünen ganz offensichtlich wenig, eher im Gegenteil. Und sie schauen sogar bei den Kolleginnen und Kollegen in Hessen ab: "Die Bundesregierung hat abgeschaut und daraus das Deutschlandticket gemacht", sagt Dorn. Hessen habe mit dem Schülerticket, Senioren- und Landesticket vorgelegt und setze nun mit dem Sozialticket für 31 Euro noch einen darauf.

Dorn wirbt auf der Straße, in den Fußgängerzonen, dass es wichtig sei, in diesen politischen Zeiten wählen zu gehen. "Die Welt verändert sich im Moment fundamental", sagt Dorn. "Das spiegeln mir die Leute", sagt die Ministerin und wirbt dafür, diese Veränderungen Schritt für Schritt zu machen und so die Menschen mitzunehmen. Es gelte die Frage zu beantworten, wie wir eine Transformation hin zum klimaneutralen Wirtschaften schaffen? Dieser Prozess müsse "sehr behutsam" angegangenen werden.

Die Herausforderungen sind vielfältig, Angela Dorn tourt weiter und wird unter anderem beim Open Flair-Festival vorbeischauen. Nach den Sommerferien geht es dann langsam, aber sicher schon in die heiße Wahlkampfphase vor der Landtagswahl am 8. Oktober und die Grünen in Hessen werden hoffen, dass Berlin keine neuen öffentlichen Streitereien kreiert. Das können sie gar nicht gebrauchen. Schließlich will der Grünen-Spitzenkandidat Tarek Al Wazir in Hessen Ministerpräsident werden. Dazu braucht es bei den Grünen aber einen immensen Stimmungsaufheller. Angela Dorn tut in diesen Tagen alles, um Grün ins Licht zu rücken. (Hans-Hubertus Braune) +++

X