Fulda - eine Stadt "ruhender Gelassenheit"
Künstler Adam Pete: Osthessische Vergangenheit, mallorquinische Gegenwart
Fotos: Privat
05.08.2023 / PALMA -
Das Leben kennt die unglaublichsten Zufälle: Bei einer vor Kurzem veröffentlichen Sportgeschichte bei OSTHESSEN|NEWS über den Fußballtrainer Jürgen Krawczyk war ein Gemälde des Künstlers Adam (Marian) Pete zu sehen gewesen. Diese Story wurde nicht nur in unserer Region gelesen, sondern auch auf Mallorca, wo der Maler inzwischen seit vielen Jahren zu Hause ist.
Immerhin ein vortrefflicher Grund, ihm verschiedene Fragen zu stellen - sowohl zu seiner künstlerischen Gegenwart als auch zu seiner fuldischen/osthessischen Vergangenheit. Und während es hierzulande wie aus Kübeln schüttet, sitzt Adam Pete in der mallorquinischen Sonne und macht sich Gedanken! Übrigens irgendwie passend, denn am 5. August feiert er seinen 57. Geburtstag. Geboren wurde er in Tarnowskie Góry (Tarnowice) in Oberschlesien im damaligen sozialistischen/kommunistischen Polen.
O|N: Haben Sie den Weggang nach Mallorca irgendwann einmal bereut?
Adam Pete: An einem verregneten, kalten Novemberabend 1997 saß ich in meinem Atelier in Schloss Fasanerie und schaute im Fernsehen eine Reportage auf Arte über Künstler auf Ibiza. Ich schaute aus dem Fenster und wieder auf den Monitor, wieder aus dem Fenster und wieder auf den Monitor und fragte mich, warum ich mir das alles hier eigentlich antue? Ich kann ebenso gut meine Bilder unter der wärmenden Sonne des Südens malen!
Im Juni 1998 kam ich noch mal hierher, diesmal mit dem Auto und wie man das so schön ausdrückt "Mit Kind und Kegel" wobei ich den "Kegel" einer Spedition überlassen habe!
Seitdem ist nun mal etwas mehr als ein Vierteljahrhundert vergangen, und ich halte es immer noch neben der Entscheidung, Künstler zu werden, für die beste Entscheidung meines Lebens! Bereut habe ich es nicht einen Bruchteil einer Millisekunde und nicht mal im Traum!
O|N: Gibt es eine Sehnsucht nach Fulda?
Trotz der Tatsache, dass meine Kenntnis der deutschen Sprache damals eher gen Null tendierte, traf ich bei meinen Aquarellmalerei-Exkursionen durch die Stadt nur auf Zustimmung und ausgesprochene Freundlichkeit. Die Menschen in Fulda möchten meine kleinen Darstellungen der Michaelskirche, des Fachwerks des alten Rathauses, der Details der historischen Bauten, und so befand sich schnell eines meiner Bilder in einer Gruppenausstellung in der Fuldaer Sparkasse.
Ich lernte die Sprache und malte. Danach kam die Schule und Freunde und mit ihnen das wahre Leben Fuldas.
Ich verbrachte einen wichtigen Teil meiner Jugend in Fulda in einer sehr bewegenden Zeit und das bleibt bewahrt in mir für immer.
O|N: Wie oft kommen Sie noch nach Osthessen?
Adam Pete: Meine Eltern, meine Schwester Eva sowie der größte Teil meiner Familie und Freunde leben in Fulda, und somit ist das Hauptziel meiner Deutschlandreisen meistens Osthessen.
Ich genieße die Zeit, die ich hier verbringen kann, meine Familie, die gemeinsamen Ausflüge in die Rhön mit dem Oldtimer meines Neffen, der mir bei meinem Besuch meistens zur Verfügung steht, das Eis in der Eisdiele in der Karlstraße, einen Cappuccino in einem der entspannten Cafés der Altstadt, die Begegnungen mit Menschen, die ich oft seit Jahren nicht getroffen habe.
O|N: Woran arbeiten Sie gerade?
Momentan arbeite ich an einem Gemäldezyklus, dem ich den Titel "BROCKEN DREAMS” gegeben habe, "da im Fokus dieser Bilder zerstörte Luxusgegenstände, insbesondere Fahrzeuge, stehen".
O|N: Wie sind Sie als Künstler durch die Corona-Pandemie gekommen?
Adam Pete: Die Antwort auf diese Frage ist: Mit viel Galgenhumor! Das klingt vielleicht sarkastisch, aber tatsächlich ist dies durchaus zutreffend.
Die Anekdoten über die Begegnungen mit den Ordnungshütern überlasse ich hier lieber den lauen Abenden im Kreise meiner Freunde.
Grundsätzlich hat die Situation aber keinen allzu großen Einfluss auf meinen gewohnten Tagesablauf genommen.
Mein Atelier befindet sich in meiner Wohnung und ich verbringe die meiste Zeit des Tages an der Staffelei, höre Hörbücher oder Musik und male. (Bertram Lenz) +++