Eintreten und Frieden finden

Bau der Radwegekirche Milseburg rückt näher

Der Vorstand des Fördervereins am Ort, an dem die Radwegekirche bald entstehen soll (von links: Prof. Dr. Carsten Schütz, Uwe Bergmann, Regina Goldbach, Pfarrer Georg Ander-Molnár, Irma Enders, Dr. Jan Olischläger).
Fotos: Förderverein Radwegekirche Milseburg e.V.

11.08.2023 / HOFBIEBER - Ein Ort der Begegnung und der Einkehr - das soll die zukünftige Radwegekirche am Milseburgradweg einmal werden. Seit 2015 nimmt diese Idee immer weiter Form an. Der Spatenstich steht zwar noch aus, doch die Beteiligten sind zuversichtlich, dass die Kirche ihren Weg zum Milseburgradweg finden wird.


Pfarrer Georg Ander-Molnár ist einer der Initiatoren der "Radwegekirche Milseburg". Bereits seit einigen Jahren organisiert er in den Sommermonaten Open-Air-Gottesdienste an der zukünftigen Wirkungsstätte. Im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS erzählt er die Geschichte der Idee und wie das Projekt immer weiter Form annimmt.

Die ersten Kontakte zu einem ähnlichen Projekt hatte Ander-Molnár bereits vor über 20 Jahren. Zu Überlegungen zu einer neuen Autobahnraststätte in der Nähe seiner alten Wirkungsstätte in Alsfeld-Lingelbach gesellte sich schnell die Idee, wie in anderen Teilen Deutschlands eine Autobahnkapelle zu errichten. Beide Vorhaben verliefen im Sand, doch Ander-Molnár ließ diese Vorstellung nicht mehr los. Zehn Jahre später, als er bereits Pfarrer für Elters war, kam ihm schließlich die Idee zur Radwegekirche am Milseburger Radweg. Dieser durchquerte seine damalige Gemeinde, doch Abstecher der Radfahrerinnen und Radfahrer in die Dorfkirche blieben größtenteils aus. "Eine Kirche direkt am Radweg animiert dazu, hier eine Pause einzulegen", schlussfolgerte Ander-Molnár und rief das Projekt ins Leben.

Der Pfarrer teilte seine Gedanken unter anderem mit dem damaligen Ortsvorsteher von Elters, Manfred Oeste. Dieser war direkt begeistert von der Radwegekirche. Auch ein potenzieller Standort für das Gebäude wurde schnell gefunden: "Die alte Bahnhaltestelle bei Elters ist der perfekte Ort für die Kirche", erklärt Ander-Molnár.

Förderverein soll dauerhaft verantwortlich bleiben

2015 folgte die Gründung des Fördervereins "Radwegekirche Milseburg e.V." in Dipperz. Der Verein wird sich später um die Kirche kümmern und organisiert seither das Fundraising für den Bau. Denn die Kirche wird nicht durch Kirchengelder, sondern durch Spenden finanziert. Dazu könne der Verein durch europäische Fördermittel paritätisch unterstützt werden. Aktuell hat das Projekt durch Spendenaktionen, Unternehmens- sowie private Spenden bereits über 151.000 Euro sammeln können. "Ich hoffe, dass noch mehr Menschen für unsere Sache spenden wollen", teilt Ander-Molnár.

Seit 2017 stehe schließlich das Konzept für die Architektur der Kirche. Dazu hat der Förderverein einen Designwettbewerb organisiert, bei dem zehn Architekturbüros aus ganz Deutschland teilgenommen haben. Der gesamte Wettbewerb wurde anonym durchgeführt, Ander-Molnár und die anderen Jurymitglieder kannten die Architekten der ausgewählten "Himmelstreppe" nicht. Das Konzept überzeugte sie durch die besondere Konstruktion, denn zwei Treppenreihen führen die Besucherinnen und Besucher auf die Kirche hinauf. Bei der Auflösung war die Überraschung perfekt, denn die Idee stammt aus dem Büro "Sturm und Wartzeck", das in Dipperz sitzt. "Es bleibt also in der Region", freut sich Ander-Molnár sichtlich. Das Büro berechnete die Kosten auf rund 300.000 Euro, durch die aktuelle Krisen stieg dieser Betrag allerdings weiter an.

"Am Radweg kommen alle"

Ander-Molnár war es von Anfang an wichtig, dass die Radwegekirche ökumenisch ist. "Wir als Kirchen können nicht mehr gegeneinander leben, sondern miteinander. Am Radweg kommen alle zusammen", erklärt er diese Entscheidung. Alle drei christlichen Konfessionen, römisch-katholisch, evangelisch und orthodox, erhalten in der Kirche ein Symbol.

Das Gebäude beschreibt der ehemalige Pfarrer als "Ort der Stille und der Ruhe, ein Ort für Individualität". Außerdem hat er sich für ein Gebetsanliegenbuch entschieden. Dazu sagt er: "Manche Menschen suchen die Anonymität für ihre Gebete, Hoffnungen und Reue". Für die "Himmelstreppe" wünscht sich Ander-Molnár, "dass sie genutzt und gepflegt wird". Für die Idee gab es nur selten Gegenwind, die meisten negativen Vorbehalte habe man aber durch Gespräche und Präsentationen des Vorhabens aufklären können. Die meisten Reaktionen, erinnert er sich, seien positiv gewesen: "Wir haben einige Leute, die schon fragen, wann die Kirche kommt". Aktuell hofft Ander-Molnár, dass der Spatenstich für die "Radwegekirche Milseburg" im kommenden Jahr erfolgen soll.

Mit verschiedenen Aktionen zum Ziel

Im Rahmen der Finanzierung freut sich der Förderverein über eine Spende, zudem finden seit 2018 in den Sommermonaten ökumenische Open-Air-Gottesdienste am zukünftigen Standort der Kirche statt. Der nächste Termin ist am Samstag, dem 12. August, um 17 Uhr. Privatpersonen, die mindestens 200 Euro spenden, können auf Wunsch eine Plakette mit Namensgravur an der Kirche erhalten.

Informationen zum Förderverein und den Spendenmöglichkeiten finden Sie unter www.radwegekirche.de
(Julia Mondry) +++

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