Aktuelle Statistik

Ein Armutszeugnis: Immer mehr Hessen beziehen Grundsicherung

Gerade Rentner sind vielfach auf Grundsicherung angewiesen.
Foto: Pixabay

31.07.2023 / KOMMENTAR - Es ist, im besten Wortsinne, ein Armutszeugnis. Für unsere Politik, aber auch für unsere Gesellschaft: In Hessen sind immer mehr Menschen auf Grundsicherung angewiesen. Dies geht aus aktuellen Zahlen des Statistischen Landesamtes hervor. Danach waren es 2022 rund 103.500 Personen und damit so viele wie noch nie seit Einführung dieser staatlichen Sozialleistung vor 20 Jahren.

Nüchtern betrachtet bedeutet das, dass immer mehr Menschen in Hessen durch Armut gefährdet und auf Hilfe vom Staat angewiesen sind. Das Problem dabei: Sehr viele offenbaren sich aus Scham nicht den Behörden oder wollen sich selbst ihre Situation nicht eingestehen.

Was unter anderem dazu führt, dass die Nachfrage bei den "Tafeln" auch in unserer osthessischen Region massiv angestiegen ist. Die ehrenamtlich Tätigen in den Kreisen Fulda, Vogelsberg und Hersfeld-Rotenburg kommen mit der Hilfe kaum nach und müssen zusätzliche Schichten einlegen. Parallel dazu sind vielfach die Lebensmittelspenden um die Hälfte zurückgegangen - all' überall also eine Situation am Limit.

Rechtliche Situation

Anspruch auf Grundsicherung haben bedürftige Menschen, die ansonsten finanziell nicht über die Runden kommen würden. Der Regelsatz beträgt monatlich 502 Euro. Dazu übernimmt das Sozialamt die Kosten für die Miete, Heiz- und Nebenkosten. Davon werden allerdings Einkommen oder auch die gesetzliche Rente abgezogen. Überwiegend Grundsicherung beziehen aktuell übrigens Rentnerinnen und Rentner.

Und auch unsere Region ist schon länger keine "Insel der Glückseligen" mehr, denn immer öfter sieht man ältere Menschen in Abfallkörben nach Pfandflaschen suchen, um so ein paar Euro zu bekommen. Frauen und Männer, die oftmals ihr ganzes Leben gearbeitet haben und nun nicht wissen, wie sie über die Runden kommen sollen.


Ein Ende ist nicht in Sicht, denn wir haben auf mehreren Ebenen mit Krisen zu kämpfen. Mit den vielschichtigen Folgen des Ukraine-Krieges, mit steigender Inflation, stagnierender Wirtschaft, klimatischen Herausforderungen usw. Auch auf unser Miteinander hat dies Einfluss, denn - so stand es kürzlich bei "Welt Online": "In der Bevölkerung macht sich ein ungutes Grundgefühl breit, von Endzeitstimmung begleitet. Das Vertrauen in die Politik ist dramatisch gering ..."

Und die unmittelbaren politischen Folgen? Die lassen sich unter anderem an der sprunghaft gestiegenen Zustimmung zur AfD ablesen.  Auch wenn völlig schleierhaft ist, wie aus dieser Richtung fundierte Gedanken für eine Lösung kommen sollen. (Bertram Lenz) +++

O|N-Redakteur Bertram Lenz zu der Tatsache, dass auch in Hessen immer mehr Menschen Grundsicherung beziehen.
Foto: O|N - Archiv / Laura Struppe

X