"Das macht einfach nur Spaß!"

Osthessin Jael Heinrich (27) dominiert Grüne Hölle

Jael Heinrich bei der Siegerehrung.
Foto: privat

25.07.2023 / KÜNZELL / NÜRBURG - Rund vier Wochen nach ihrer herausragenden Leistung bei der TOUR Transalp krönt sich Jael Heinrich auf dem Nürburgring zur Radsport-Königin der Eifel. Mit deutlichem Vorsprung auf die Zweitplatzierte gewinnt die 27-jährige aus Künzell das 150-Kilometerrennen der Frauen durch die "Grüne Hölle" beim "Rad am Ring".



Nach ihrem Erfolg letztes Jahr auf der 75 km Distanz über den Nürburgring nahm sich Jael dieses Jahr die doppelte Strecke vor. Auf den sechs Runden kommen beeindruckende Daten zusammen: knapp 150 Kilometer mit 3.350 Höhenmetern. "Der Nürburgring ist ein echt hartes Pflaster und verlangt einem alles ab", so Jael nach dem Rennen. Sie fährt für das TEAM STRASSACKER, eines der renommiertesten Amateur-Teams in Deutschland. "Jael fährt dieses Jahr nochmal deutlich stärker als letztes Jahr", stellt der Manager des Teams, Franco Adamo, fest. Er hatte sie ermutigt, dieses Jahr "bei dem nochmal deutlich schwierigeren längeren Rennen zu starten." Auch Ihr Freund Jonas Kahler landete mit Platz 9 der Männer unter den Top Ten und freute sich über sein starkes Rennen beim "Rad am Ring".

Vergangenen Samstag um 12.30 Uhr war es endlich so weit. Der Start für das Rennen durch die legendäre "Grüne Hölle" wurde freigegeben. Männer und Frauen starteten gleichzeitig - aber in unterschiedlichen Wertungen. Radsport begeisterte Camper säumten die Grand-Prix Strecke des Nürburgringes in Richtung Nordschleife. "Anfangs hatte ich keinerlei Probleme, mit den gleichzeitig gestarteten Männern zu fahren. Wichtig war, mich aus gefährlichen Situationen auf dem kurvenreichen Anfangsteil herauszuhalten und so gut in die ersten Abfahrten vorne hereinzufahren", berichtet Jael.

Was viele nicht wissen:

Der Nürburgring bietet teils extreme Steigungen und Abfahrten. Zwischen den Streckenabschnitten Schwedenkreuz und Fuchsröhre werden Geschwindigkeiten von über 100 km/h erreicht, in den folgenden Kurven Richtung "Bergwerk" sind es noch 80 km/h. "Dank der zahlreichen Motorsportevents ist der Asphalt voller Reifenabrieb. Da kleben die Rennradreifen richtig gut. Hier die Kurven schnell zu nehmen, macht einfach nur Spaß. Außerdem kann ich in diesen Abschnitten mein Abfahrtstraining aus der Rhön voll ausspielen", freut sich Jael.

Kurz nach den schnellen Abfahrten folgt der Hammer jeder Runde: Die Hohe Acht. Hier wurde Jael durch Ihre Schwiegereltern Evi und Wolfhard mit Trinkflaschen unterstützt. Das war auch dringend nötig, denn trotz der eigentlich angenehmen 22 Grad wird der Asphalt dort durch die hoch stehende Sonne sehr heiß und gibt die Wärme nach oben ab. "Jael hat heute wieder einmal gezeigt, aus welchem Rhöner Holz sie geschnitzt ist" berichtet die stolze Schwiegermama Evi. "Wie schon bei der Transalp sind Anstiege einfach genau ihr Ding und sie fährt hier ihr starkes Tempo. Grade in den finalen Runden hat sie so noch mehr Zeit auf die Zweitplatzierte rausgefahren".

Die gleichzeitig gestarteten Männer fuhren hier ein hohes Tempo - angeführt von Jaels TEAM STRASSACKER. Die blieb dran und rollte kurz nach der Spitze über die Kuppe. In den darauf folgenden Wellen wurde das durch den Anstieg schon relativ lange Feld noch länger und zerfiel in kleinere Gruppen. Vor allem auf der gut drei Kilometer langen Gerade zum Start/Ziel machte der Wind es jedem Teilnehmer schwer. Jael zeigte auch hier ihre Klasse und führte ihre ansonsten mit Herren bestückte Gruppe über weite Strecken an. "Klar, das Tempo ganz vorne an der Herrenspitze ist rein aus physischen Gründen für mich – grade im Wind – nicht auf Dauer haltbar. Wenn einmal eine Lücke gerissen ist, dann bekommt man die nicht mehr gut zu. Aber ich will mich schon mit den ambitionierten Jungs in den Verfolgergruppen messen."

So kam Jael nach sechs Runden mit 4:27:44 Stunden als erste Frau mit gut 19 Minuten Vorsprung auf Katharina Garus von der Equipe Kölsche Klüngel ins Ziel und durfte sich bei der anschließenden Siegerehrung ganz oben auf das Treppchen stellen. "Ein wirklich tolles Gefühl, dieses sehr anspruchsvolle Rennen zu gewinnen", resümiert die Künzellerin. (pm) +++

Philip Peitzmeier, Jonas Kahler und Jael Heinrich von TEAM STRASSACKER warten auf den Start.
Foto: Marius Holler

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