Sommergespräch der Hessen-Union
CDU-General Carsten Linnemann: Deutschland wieder kranker Mann Europas
Fotos: Hendrik Urbin
25.07.2023 / WIESBADEN -
Hessens CDU-Fraktion hat zum traditionellen Sommergespräch in der Parkanlage des Wiesbadener Schloss Biebrich geladen. Am Montagabend ab 17 Uhr kamen anlässlich dieses Sommer-Treffens circa 150 Politiker, Journalisten und einige weitere ausgewählte Gäste zusammen. Besonders im Fokus, neben Hessens Ministerpräsidenten und Hessens CDU-Vorsitzenden Boris Rhein und der Fraktionsvorsitzenden Ines Claus, stand der neue Generalsekretär der Bundes-CDU und Partei-Vize: Dr. Carsten Linnemann.
CDU-General Linemann startete in den Abend mit einem Eröffnungsvortrag vor dem eigentlichen Sommergespräch zwischen Rhein, Claus und Linnemann. Der neue Generalsekretär spielt direkt auf die klaffenden Wunden der Union an: "Nach dem heutigen Tag weiß ich, dass ich Generalsekretär bin. Ich freue mich auf den Termin besonders, weil das heißt, dass ich zwei Stunden mal mein Handy ausmachen darf." Linnemann spielt damit auf die zahlreichen Presse-Anfragen von Partei-Kollegen und Journalisten an, die er nach der Debatte um Friedrich Merz und die AfD erhalten hat (mehr Infos).
"Die CDU Hessen sorgt dafür, dass Hessen Ampel-frei bleibt"
Der ehemalige Vorsitzende der MIT betont Inflation als wichtiges Thema: "Menschen stellen sich die Frage, wie sie den Kühlschrank füllen können." Diese große Verunsicherung sei die Lebensrealität der Menschen. Linnemanns schonungslose Wirtschafts-Analyse: "Wir sind faktisch wieder der kranke Mann Europas." Von Platz 14 sei man zuletzt im Länderindex Familienunternehmen auf Platz 18 zurückgefallen. Der Westfale betonte darüber hinaus wie schon häufiger, dass sich Leistung lohnen müsse und wie er das schaffen möchte (z.B. Überstunden ohne Versteuerung).
Im anschließenden - da parteiinternem - erwartbaren Schulterklopf-Talk zwischen Ministerpräsident Rhein, Fraktionsvorsitzender Claus und CDU-General Linnemann ging es u.a. um Zukunftsthemen (Rhein: "Herz, Härte und Hightech"), Bildung (weniger Unterrichtsausfall), Inflation (zu hohe Staatsschulden im Bund), Energie (Rhein: "Werden Ausstieg aus Kernenergie bitter bereuen") und Kriminalität (Rhein: "Fußfesseln für Frauenschläger").
Im Bund Hessen als Vorbild
MP Rhein: "Wenn wir einen neuen Ministerpräsidenten nach der Landtagswahl wählen sollten, dann waren wir zu dem Zeitpunkt 25 Jahre am Stück an der Landesregierung mitsamt Ministerpräsidenten." Darüber hinaus sei bei der Union keine Spur von Amtsmüdigkeit zu spüren.
CDU-General Linnemann: "Wir wollen uns im Bund (Anm. d. Red: als CDU) Hessen als Vorbild nehmen - und das meine ich ernst. Wir brauchen klare Konzepte und eine klare Sprache, die natürlich gewisse Grenzen haben muss." Dann werde die Protest-Wahl kleiner und die Union stärker.
Rhein hält Brand-Rede gegen AfD
Aus dem Talk wurde zeitweise eine Brand-Rede des Ministerpräsidenten und CDU-Vorsitzenden. Rhein: "Um es klar vorweg zu sagen: Es gibt eine Brandmauer zur AfD. Wir wollen mit diesen Leuten nicht zusammenarbeiten." Der Hessen-CDU-Vorsitzende weiter: "Bei uns sehen Sie keinen bei irgendwelchen Empfängen mit Putin-Freunden rumgammeln." Die AfD sei auch nicht so wie die CDU in den 80ern unter Kohl gewesen sei. Nichts steht so für die EU wie die Kohl-Union. Die AfD tue das nicht. Rhein: "Wir wollen mit solchen Leuten nichts zu tun haben."
Rhein weiter: "Mit Leuten wie mit Herrn Höcke werden wir nie etwas zu tun haben. Zu diesen Leuten gibt es nicht nur eine Brandmauer, sondern ein Graben, der unüberwindbar ist." Eine Zusammenarbeit sei hier ein absolutes No-Go.
Zudem müsse man aufhören, fortlaufend über die AfD zu sprechen. Stattdessen sollte man mehr über die Probleme der Bürger sprechen. Denn die beste Antwort auf die AfD sei Problemlösungskompetenz. Rheins Botschaft an potentielle Denkzettelwähler: "Wer am 8. Oktober AfD wählt, wird mit einer Ampel-Regierung aufwachen."
"Es macht einen Unterschied, wer unser Land regiert!"
Bevor es als Ausklang zum Austausch bei Wein und Abendessen ging, brachte die CDU-Fraktionsvorsitzende Ines Claus in ihrem Schlusswort noch einmal einen der Lieblings-Sprüche der Hessen-Union, welchen wahrscheinlich auch politische Kontrahenten unterschreiben würden: "Es macht einen Unterschied, wer unser Land regiert!" (tby) +++