Gedenkfeier zum 20. Juli 1944

Kranzniederlegung am Trottenkreuz zum Jahrestag des Hitler-Attentats

Gedenkfeiert am "Trottenkeuz" in Imshausen.
Fotos: Gerhard Manns

25.07.2023 / BEBRA - "Wer wird mir beistehen, wenn ich jemandem beistehe?" – Das war die zentrale Frage in Marcel Beyers eindrücklicher Rede anlässlich der Gedenkfeier zum 20. Juli 1944 in Imshausen.



Die Stiftung Adam von Trott hatte den Schriftsteller, Essayisten und Büchner-Preisträger eingeladen, am 79. Jahrestag des Attentats auf Adolf Hitler am vergangenen Donnerstag im Gedenken an Adam von Trott und seine Mitstreitenden im Widerstand eine drängende Herausforderung unserer Gegenwart in den Blick zu nehmen: Wie können wir als Gesellschaft zunehmender Gewalt, Menschenfeindlichkeit und Gleichgültigkeit begegnen? In seiner Rede verband Beyer gekonnt die Folter der Staatssicherheit, den zunehmenden Rechtsradikalismus in Ost- und Westdeutschland und die Gewalt in Putins Russland zu einem feinen Mosaik, das nicht nur bedrückte, sondern auch zum Handeln aufrief.

"Adam von Trott war ein Mann, dessen Liberalität und Offenheit gegenüber unterscheidlichen Weltanschauungen für die Zusammenarbeit verschiedener politischer und gesellschaftlicher Gruppen im Widerstand gegen Hitler von herausragender Bedeutung war", so Ralf Hilmes, Bürgermeister von Nentershausen und Vertreter des SPD-Unterbezirks Hwersfeld-Rotenburg.

Wolfgang Schmidtke, einer der wichtigsten Vertreter der innovativen Wuppertaler Jazz-Szene, gestaltete die Gedenkfeier musikalisch mit bewegenden Interpretationen der Stücke "Die Moorsoldaten" und "Die Gedanken sind frei". Eindrücklich war auch das Grußwort der Bundestagsabgeordneten von Bündnis 90/Die Grünen Awet Tesfaiesus. Sie plädierte für eine Erinnerungskultur, die eine Verantwortungsidentität schaffe und für eine resiliente Gesellschaft stehe – auch für jene, die nicht in Deutschland geboren wurden. Aus ihrer eigenen Biografie heraus – als geflüchtete Frau aus Eritrea, deren Familie in Deutschland von Rassismus betroffen ist – sprach sich Awet Tesfaiesus dafür aus, jeder Form von Ausgrenzung und Diskriminierung entgegenzutreten.

Im Anschluss an die Gedenkfeier fand ein Mehrgenerationengespräch mit Marcel Beyer, Schülerinnen und Schülern der Adam-von-Trott-Schule in Sontra und dem aktuellen Trott-Stipendiaten am Mansfield College in Oxford statt, das von dem Künstler und Aktivisten Adrian Pourviseh moderiert wurde. (pm) +++

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