Projekttage auf dem Zentralfriedhof

Ein Ginkgo mit Friedenswünschen - Jugendliche pflegen Kriegsgräber

Ein Gingko als Friedenssymbol Jörg Demuth, Karl Starzacher, Josef Hoppe, Rolf Pauthner und Gunter Geiger
Foto: ci

22.07.2023 / FULDA - Kriegsgräber sind in unserer Region - glücklicherweise  - mehr als ein halbes Jahrhundert alt. Dass sie trotzdem noch eine Bedeutung gerade für die junge Generation haben sollten, verdeutlichte das sichtbare Ergebnis eines sinnstiftenden Bildungsprogramms, das der Landesverband Hessen des Volksbunds der Deutschen Kriegsgräberfürsorge initiiert und inhaltlich betreut hat. Auf dem Zentralfriedhof in Fulda haben 15 Jugendliche eine Woche lang die Kriegsgräber gereinigt und von Unkraut befreit. Dabei kamen sie auf unmittelbare Weise mit dem Schicksal der Menschen in Kontakt, denen der Krieg - brutal und zu früh - das Leben genommen hat.



Die Schülerinnen und Schüler der 12. Jahrgangsstufe des Wirtschaftsgymnasiums der Richard-Müller-Schule gestalteten die abschließende Gedenkveranstaltung am Donnerstag auf dem Zentralfriedhof Fulda auf eindrucksvolle Weise mit und gaben einen Einblick in das, was sie persönlich von ihrem Einsatz auf dem Friedhof und dem friedenspädagogischen Kontext mitgenommen haben.

Ida Vorndran, die wie ihre Mitschüler in ihrem bisherigen Leben noch nie in Berührung mit Kriegsopfern gekommen war, schilderte die schockierende Erkenntnis, wenn unter den von ihnen freigelegten Grabsteinen auf einmal ein Name, ein Geburts- und Todestag sichtbar wurden. "Der war ja erst 16 Jahre alt, jünger als wir!". Auf den Knien liegend entstand eine unmittelbare Nähe zu den Schicksalen der hier Beerdigten: unter den Kriegstoten waren Soldaten, aber auch Zivilisten, Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter. Und es gab auch ein explizites Fazit der Projektteilnehmer "Die Verantwortung für das, was geschehen ist, liegt zwar nicht bei uns, wohl aber die, dass sich das nie wiederholt!"

Die gemeinsame Aktion und das begleitende Bildungsprogramm wurde vom Rotary Club Fulda initiiert und mit einer Spende von 7.000 Euro finanziert. "Wir fühlen uns viel besser, nachdem wir hier gearbeitet und damit etwas für die Allgemeinheit getan haben", brachte eine Schülerin den Mehrwert des Projekts auf den Punkt. 

Der ehemalige hessische Finanzminister Karl Starzacher, Vorsitzender des Landesverbands Hessen des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, erinnerte daran, dass es 78 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs nur noch wenige Zeitzeugen gibt, die die lebendige Erinnerung an die Schrecken von Krieg und Holocaust wachhalten können. Deswegen habe der Verband 1999 damit begonnen, ausgewählte Kriegsgräberstätten zu erforschen und zu dokumentieren, wer dort begraben liegt, um deren Schicksal verstehbar und erfahrbar zu machen. Er war voll des Lobes für das Engagement der Schüler und lud sie zum Dank auf ein Eis ein.

Einen wesentlichen Anteil an den Erkenntnissen, die die Jugendlichen auf dem Zentralfriedhof gewinnen konnten, hatte sowohl Dr. Maike Bartsch, die als Regionalbeauftragte des Verbands ein Glücksgriff ist, als auch die Lehrer Daniela Theurer und Rolf Pauthner, die das Projekt begleiteten. Gemeinsam wurde zum Abschluss ein Ginkgobaum gepflanzt, der mit Friedenswünschen der Jugendlichen dekoriert wurde. Exemplare dieser uralten Baumart hatten nach dem Atombombenabwurf auf Hiroshima als erste wieder neue Blätter ausgetrieben - ein Zeichen der Hoffnung. (ci)+++

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