O|N-Kamingespräch mit Minister Herrmann

Ein Gentleman und Vertreter des Rechtsstaates - aber kein "schwarzer Sheriff"

Fühlte sich beim O|N-Kamingespräch im "Berghaus Rhön" sichtlich wohl: Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU).
Foto: Martin Engel

08.07.2023 / KOMMENTAR - Mitunter wird ihm das Etikett "Schwarzer Sheriff" angeheftet, was ein Trugschluss ist. Denn der bayrische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) ist alles, nur nicht der martialische Typ, was eben dieser Begriff impliziert. Während des nunmehr dritten O|N-Kamingespräches am Donnerstagabend im "Berghaus Rhön" gibt sich der 66-Jährige vielmehr als überzeugter (und überzeugender) Vertreter des demokratischen Rechtsstaates und seiner Institutionen. 


Wer den Politiker an diesem Abend erlebt hat, der konnte einen gut gelaunten Mann kennenlernen, der für jeden ein freundliches Wort übrig hatte. Ein Charakterzug, der Herrmanns Naturell entsprechen dürfte und in keiner Phase aufgesetzt schien. Dieser Hauch von Jovialität hat dann allerdings seine Grenzen, wenn es darum geht, Fehlentwicklungen in Politik und Gesellschaft aufzuzeigen. Das tut der 66-Jährige dann mit klaren Worten, die freilich nie eine Grenze überschreiten und/oder beleidigend wirken. Dafür stets mit feinem Humor, gepaart mit leiser Ironie. Eben ganz Gentlemanlike, und - wie anfangs erwähnt - ohne den vielfach kolportierten "Law and Order"-Habitus eines Sheriffs.

Herrmann weiß zum einen sehr wohl zu differenzieren, auch was Absichten und Tun der sogenannten "Letzten Generation" betrifft, bei der er davor warnt, diese mit Terroristen wie der RAF gleichzusetzen. Und er weiß zum anderen sehr wohl, was er an denjenigen hat, die die Werte des demokratischen Rechtsstaates schützen und sieht sich fest an der Seite "seiner" Polizeibeamten. Insofern ein Dienstherr par excellence, auch wenn ihm zuzutrauen ist, dass er keine Scheu besitzt, bei einem nachgewiesenen Fehlverhalten durchzugreifen.

Einsatz für "sein" Bayern 

Es fällt schwer, sich den Minister in einem anderen Bundesland vorzustellen als in "seinem" Bayern. Hier gehört er hin, er hängt an diesem Bundesland und den Menschen, die dort zu Hause sind. Für die setzt sich Herrmann mit viel Herzblut schon seit vielen Jahren ein, behutsam zwar, aber doch bestimmt.

Und noch eines ist deutlich geworden an diesem Donnerstagabend in der Bayrischen Rhön: Der 66-Jährige dürfte bei so manchen Dingen nachsichtig sein, doch was er nicht tolerieren dürfte, das sind handwerkliche Fehler, wie sie aktuell seitens der Berliner Ampel-Regierung beispielsweise in puncto Heizungsgesetz gemacht worden sind: Da genügt bei Herrmann ein Wort, um aufzuzeigen, was er davon hält: "Murks!"

Und es fällt schwer, sich Herrmann in einer anderen Partei vorzustellen als in der CSU. Das ist "seine" Partei, sie hat er in den vergangenen Jahrzehnten mitgeprägt. Durchaus mit klaren Worten, einer festen Vorstellung von Werten und einem entschiedenen Handeln - aber ohne ein "schwarzer Sheriff" zu sein. (Bertram Lenz) +++


O|N-Redakteur Bertram Lenz und der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (links).
Foto: Martin Engel

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