160 Kilometer lange Strecke

Eindrucksvolles Zeugnis des Glaubens: Walldürn-Wallfahrt seit 1706

514 Wallfahrer starteten die 160 Kilometer lange Strecke von Fulda nach Walldürn.
Alle Fotos: Martin Engel

04.06.2023 / FULDA - Im Jahre 1706 wurde die Wallfahrt ins baden-württembergische Walldürn als Pestwallfahrt gelobt und wird seitdem ununterbrochen jährlich in der Zeit von Samstag nach Pfingsten (Samstag vor dem Dreifaltigkeitssonntag) bis zum Mittwoch vor Fronleichnam durchgeführt. 514 Wallfahrer starteten am Samstag auf der 160 Kilometer langen Strecke.



Jedes Jahr wird in Wallfahrtsort Walldürn das Jahresthema der Wallfahrt neu festgelegt. Es Lautet für 2023: "Ich will euch Zukunft und Hoffnung geben (Jeremia 29,11)". In diesem Jahr find die 318. Wallfahrt zum Heiligen Blut von Fulda in den badischen Ort Walldürn statt. Die Wallfahrerinnen und Wallfahrer kommen nicht nur aus dem Raum Fulda, sondern auch aus dem Vogelsberg, dem Hersfelder Raum, dem Kinzigtal, Thüringen und Unterfranken sowie aus Orten am Wallfahrtsweg. Vereinzelt nehmen auch Wallfahrer aus anderen Regionen Deutschlands teil, sogar Mitwallfahrer aus den USA.



Seit Beginn der Wallfahrt nimmt diese immer den gleichen Streckenverlauf, nutzt Rad-, Feld- und Waldwege, führt aber auch über Bundesstraßen. Letzteres stellt eine besondere Herausforderung dar. Die Verkehrssicherung wird in Absprache mit dem Regierungspräsidium Kassel, den Ordnungsbehörden der einzelnen Landkreis in Zusammenarbeit mit der Polizei von geschulten Mitgliedern der Malteser und dem Deutschen Roten Kreuz sichergestellt.

Seit 1706 Wallfahrten vereint

Im Pestjahr 1682 hatten die Bewohner von Küllstedt im Eichsfeld das Gelübde, eine Wallfahrt zu Ehren des kostbaren Blutes in Walldürn durchzuführen, abgelegt. Beide Wallfahrten finden seit dem Jahre 1706 gemeinsam statt, wobei durch die Grenzziehung nach dem Zweiten Weltkrieg Wallfahrerinnen und Wallfahrer nur vereinzelt und unter Verschwiegenheit teilnehmen konnten. Nach der Grenzöffnung kommen wieder eine große Zahl aus dem Eichsfeld und schließen sich in Fulda der Walldürnwallfahrt an. Ebenso kommen seit dem Jahr 1979 Wallfahrerinnen und Wallfahrer aus Baunatal, um an der Walldürnwallfahrt teilzunehmen. Sie sind zuvor seit Pfingstmontag bis zum folgenden Freitag zum Grab des Heiligen Bonifatius gepilgert.



Die Wallfahrt von Fulda nach Walldürn ist zurzeit die größte zusammenhängende Fußprozession des Bistums Fulda. In ihr finden sich unterschiedliche Menschen zusammen, um ihren Glauben zu leben. Gebet, Gesang, Schweigen und sich im Gespräch auszutauschen sind Elemente auf dem Weg. Die Wallfahrt ist geprägt von gegenseitiger Achtung und Unterstützung, von der Gastfreundschaft der Menschen in den Ortschaften am Weg, besonders den Pause-Orten, die dafür sorgen, dass die Wallfahrerenden verpflegt werden oder Übernachtungsplätze erhalten.

Walldürn

In der Stadt Walldürn im Odenwald wird in der Wallfahrtskirche in einem Silberschrein über dem Blutaltar ein Leinentüchlein (Korporale) aufbewahrt, das von dem Priester Heinrich Otto als Unterlage für Kelch und Hostie im Gottesdienst im Jahre 1330 benutzt worden war. Während der Messe hatte dieser aus Unachtsamkeit den Kelch mit dem konsekrierten Wein umgestoßen, der sich auf das Korporale ergoss. Es zeichnete sich das Bild des Gekreuzigten, umgeben von elf "Veronicae" (das dornenumwundene Haupt Christi) ab. Heinrich Otto versteckte voll Schrecken das Leinentüchlein unter der Altarplatte und erst auf dem Sterbebett gestand er das Geheimnis des verborgenen "blutigen Korporales".



In Walldürn gibt es eine Hauptwallfahrtszeit. In diesem Jahr beginnt sie am 4. Juni und geht bis zum 2. Juli 2023. In dieser Zeit ist der Blutschrein am Blutaltar geöffnet. In dieser zeit kommen 19 Pilgergruppen unterschiedlicher Größe nach Walldürn. Neben Fulda kommt die zweitgrößte Pilgergruppe zu Fuß aus Köln. Außerdem gibt es Themenwallfahrten wie Motorrad-, Messdiener-, Senioren- oder Fahrradwallfahrten. (wim) +++

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