Unbewachte Gewässer
O|N-Arzt Adrian Böhm erklärt die Gefahren in Badeseen und Flüssen
Archivbild: O|N/Gerhard Manns
02.06.2023 / REGION - Deutschlandweit hat das sonnige Pfingstwochenende leider zu tragischen Badeunfällen geführt. Bei herrlichem Wetter zieht es die Menschen zur Erfrischung an das Wasser. Oftmals findet man dabei auch Entspannung und Abkühlung an unbeaufsichtigten Gewässern wie Seen oder Flüssen.
Auch in Osthessen kamen zwei Jugendliche am Breitenbacher See bei Bebra ums Leben. Laut Augenzeugen sind sie von einem Boot aus ins Wasser gesprungen. Die Unglücksursache ist aber unklar. Die zuständigen Behörden haben ihre Ermittlungen aufgenommen.
Trotzdem ist es wichtig, auf die möglichen und vor allem unsichtbaren Gefahren hinzuweisen. OSTHESSEN|NEWS-Arzt Adrian Böhm erklärt nachfolgend die medizinischen Zusammenhänge und gibt Tipps, wie wir uns bei einem Notfall verhalten sollen:
Wasserschichtung und Strömungen können zur Gefahr werden
Ertrinken ist unspektakulärer als im Film dargestellt
Der Überlebenskampf an der Wasseroberfläche dauert im Normalfall nur zwei bis drei Minuten. Dann verliert das Opfer meist aufgrund von Sauerstoffmangel das Bewusstsein und geht unter. Bereits nach fünf Minuten können erste Gehirnzellen durch Sauerstoffmangel absterben. Es ist also große Eile bei der Rettung geboten. Gleichzeitig sollten sich Ersthelfer nicht selbst in Gefahr begeben. Wiederbelebungsmaßnahmen werden in vielen Fällen auch nach längerer Suche eingeleitet, denn das Wasser auf dem Grund eines Sees ist relativ kalt, was die Toleranz des Gehirns für einen Sauerstoffmangel erhöht.
Das sollte man tun, wenn jemand zu ertrinken droht
In Deutschland starben im Jahr 2021 mindestens 299 Menschen durch Ertrinken beim Baden. Der Trend sinkt und der Wert ist der niedrigste seit mehr als zwanzig Jahren. Mehr als 90 Prozent der tödlichen Unfälle ereigneten sich in offenen Gewässern. Gleichzeitig sind Wasserrettungsorganisationen wie die DLRG und die Wasserwacht des Deutschen Roten Kreuzes in großer Sorge um die fehlenden Schwimmkenntnisse bei Kindern und Jugendlichen. Durch Schwimmbadschließungen aus Kostengründen und Unterrichtsausfälle verursacht von der Pandemie haben sie viel weniger Unterricht erhalten. Schätzungen zufolge ist im Jahr 2020 mehr 50 Prozent des Schwimmunterrichts entfallen. (Adrian Böhm) +++